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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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Während der Beifahrer hinter dem Streifenwagen in Deckung ging, rannte der Fahrer in geduckter Haltung zu der Steinmauer, die den Park umgab.
    »Bleib unten und ruf einen Krankenwagen«, sagte Quinn zu Pearl, während er am Türgriff zog und sich bereit machte, aus dem Wagen zu rutschen.
    »Das Funkgerät ist kaputt. Außerdem wissen sie, dass Fedderman verletzt ist, und schicken ganz sicher ärztliche Hilfe.«
    »Kümmer dich um ihn, bis sie hier sind.«
    »Kümmer dich um dich selbst, Quinn. Denk an dein Herz.«
    Quinn wusste, dass sie recht hatte. Wahrscheinlich war schon ein Krankenwagen unterwegs, aber er wollte ganz sicher gehen, deshalb benutzte er sein Handy, um es sich bestätigen zu lassen. Dann merkte er, dass sein Herz wie ein panischer Vogel in seiner Brust flatterte. Aber war das nicht normal – bei dem Adrenalinstoß? Außerdem hatte er keine Schmerzen.
    Er ließ seinen Kopf unten, öffnete die Tür und rutschte aus dem Auto. Dann lief er zu dem Cop, der hinter dem Streifenwagen kauerte. Auf dem Boden neben seinen schwarzen Dienstschuhen lag eine plattgetretene Sonnenbrille. Quinn konnte andere Streifenwagen sehen, die auf den Notruf reagiert hatten. Es heulten immer noch Sirenen, und ein Krankenwagen mit Blaulicht bahnte sich wie ein Hindernisläufer seinen Weg durch den ins Stocken geratenen Verkehr auf der Central Park West.
    Der Cop hinter dem Auto richtete sich langsam auf. Sein Partner kauerte immer noch mit gezogener Waffe an der niedrigen Steinmauer. Hinter ihm sah Quinn blaue Gestalten, die zwischen den Bäumen umherliefen. Der Cop neben ihm, ein älteres Semester, unter dessen Kappe graue Haarbüschel hervorschauten, drehte sich zu Quinn und meinte: »Bei dem Lärm, den wir veranstaltet haben, hat der Schütze seinen Arsch längst in Sicherheit gebracht.«
    Quinn nickte. Er spürte, wie eine große Anspannung von ihm abfiel. Es war schon eine Weile kein Schuss mehr gefallen, und im Park wimmelte es nur so von blauen Uniformen.
    Er ging um ihren Wagen herum, um nach Fedderman zu sehen. Hinter sich hörte er den Grauhaarigen sagen: »Scheiße, ich bin auf meine Sonnenbrille getreten.«
    Die Sanitäter waren gerade dabei, Fedderman aus dem Auto zu ziehen und so zu drehen, dass er sich auf die Trage legen konnte.
    Pearl war inzwischen auch ausgestiegen und um den Wagen herum auf Feddermans Seite gegangen. Sie berührte Quinn leicht an der Schulter, wie um sich zu versichern, dass er wirklich da war und es ihm gutging. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie sich entfernte.
    »Es ist nur mein Arm«, sagte Fedderman zum wiederholten Mal und versuchte, sich aufzusetzen. Einer der Sanitäter, ein Kerl mit Oberarmen, die so dick waren wie anderer Leute Schenkel, drückte ihn sanft hinunter.
    »Ruf Alice an und sag ihr, dass alles okay ist«, sagte Fedderman und blickte zu Quinn auf.
    Quinn nickte. »Sobald du im Krankenwagen bist.«
    »Ruf sie jetzt an. Ich kann es ihr selber sagen.«
    Der hünenhafte Sanitäter schüttelte energisch den Kopf.
    »Sorry, Feds«, sagte Quinn. »Aber er ist größer als ich.«
    »Größer als jeder andere.«
    »Du tust besser, was er sagt, und lässt sie die Blutung stoppen.«
    »Okay, du hast wohl recht.« Fedderman war plötzlich ziemlich blass, als ob das, was eben passiert war, nun auch bei ihm angekommen wäre. Er ließ sich zurück auf die Trage sinken und bewegte sich nicht, während sie ihn festgurteten und zum Krankenwagen schoben.
    Er hatte viel Blut verloren, aber Quinn glaubte nicht, dass die Schusswunde lebensbedrohlich war.
    Trotzdem konnte man nie sicher sein, bevor es nicht ein Arzt bestätigte.
    Ein Streifenpolizist kam zu Quinn und gab ihm einen Zettel. »Sie sollen diese Nummer zurückrufen.«
    Quinn bedankte sich. Er kannte die Telefonnummer auf dem Zettel nicht, schätzte aber, dass der Anruf von Renz gekommen war. Er sah hinüber zu Pearl, die ein paar Detectives in Zivil über den Ablauf der Schießerei unterrichtete. Um sie herum drängten sich Leute, die wie Reporter aussahen, aber bisher waren noch keine Kamerateams aufgetaucht. Quinn beschloss, Renz anzurufen und dann zu verschwinden, bevor die Fernsehleute erschienen und ihn entdeckten.
    Ihm fiel auf, dass er derjenige war, der einen Mörder jagte. Auf den gerade geschossen worden war. Aber er war der, der vor der Presse davonlief, als ob er etwas verbrochen hätte.
    Verkehrte Welt!
    Es war nicht Renz, der ans Telefon ging. Es war Egan. Er hatte von der Schießerei gehört. Wenn irgendwo in der

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