Opferschrei
und Hölle in Bewegung setzen, wenn ich es ändern könnte. »Es tut mir wirklich sehr, sehr leid, Schatz.«
»Ich weiß«, sagte sie und biss sich auf die Unterlippe, um bloß nicht zu weinen. »Ich helf dir beim Packen.«
Jubal beschloss, dass Dalia auf ihre Kette warten musste.
Wie es so oft im Leben war, hatte er keine andere Wahl. Frauen. Wie sie einem unter die Haut krochen und sich ihren Weg ins Blut suchten, um einem dann wie Gift durch die Adern zu fließen.
Frauen waren ein Problem.
»Sie wollen mir erzählen«, sagte Harley Renz, als er am nächsten Morgen mit Quinn telefonierte, »dass Sie absolut nichts in der Hand haben.«
»Bis jetzt«, gab Quinn zu. Er saß in der Hitze auf der Bank am Parkeingang an der Eighty-Sixth Street und wartete auf Pearl und Fedderman. Die Bank lag im Schatten, doch das machte keinen großen Unterschied, so heiß und stickig, wie es war. »Wir sind keinen Schritt weiter als letzte Woche.«
»Sie meinen letzte Woche, als auf Sie geschossen wurde?«
Renz musste unbedingt Salz in die Wunde streuen. »Genau die Woche«, sagte Quinn. Er saß schon eine Weile auf der Bank und fragte sich, ob die Hitze seinen Hintern mit den harten Brettern der Bank verschmelzen würde.
»Hören Sie, Quinn, meine Informanten haben mir verraten, dass im Moment ein weiterer Fernsehbeitrag über Anna Caruso in Arbeit ist, dieses Mal von Kay Kemper. Sie macht das hier zu ihrer Story.«
»Anna Caruso?«
»Kay Kemper. Anna ist ihr scheißegal, sie ist nur an ihren Einschaltquoten interessiert. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, herrscht bei den Lokalnachrichten in der Stadt ein harter Konkurrenzkampf. Nun ist es leider so, dass jedes Mal wenn Annas süßes, junges Gesicht im Fernsehen erscheint, Sie mehr und mehr zum Bösewicht in diesem Stück werden. Vor allem jetzt, wo das Gerücht umgeht, Sie seien ein notorischer Kinderschänder. Es gibt Stimmen, die mir sagen, ich sollte Sie aus dem Verkehr ziehen.«
»Mich verhaften?«
»Natürlich nicht. Nicht ohne Beweise. Aber viele Leute im Department und im Rathaus würden es gerne sehen, wenn Sie von einem Taxi überfahren werden und nicht länger Probleme bereiten würden. Der Druck wird immer größer, auf mich, auf Sie …«
»Und auf den Night Prowler. Er würde sich freuen, wenn Sie mich von dem Fall abziehen würden. Vielleicht ist er derjenige, der Kay Kemper die Kinderschänder-Story gesteckt hat.«
»Vielleicht. Aber Egan wäre es durchaus auch zuzutrauen.«
»Da haben Sie recht. Wohin führt das Ganze, Harley?«
»Nirgendwohin. Und zwar immer schneller und schneller. Das ist unser Problem. Es ist nur eine Frage von Tagen, bis Sie weg vom Fenster sind. Ich habe keine Wahl, Quinn. Jedes Mal wenn ich mit Ihnen rede, haben Sie nichts Neues.«
»Apropos«, meinte Quinn, »gibt es was Neues von Dr. Maxwells Patienten, David Blank?«
»Nein. Der Kerl existiert nicht.«
»Also haben Sie nichts Neues.«
»Netter Versuch, aber …«
»Man sollte meinen, der Night Prowler wäre inzwischen unter dem Druck zusammengebrochen, oder? Er hält sich schon sehr lange, obwohl wir ihm auf den Fersen sind.«
»Er ist eine ziemlich harte Nuss«, meinte Renz.
»Angenommen, er hat einen Weg gefunden, sich von seinem Druck zu befreien. Wie zum Beispiel einen guten Psychoanalytiker. Jemanden, mit dem er über die Morde reden konnte.«
»Dem er gestehen konnte, meinen Sie?«
»Vielleicht sogar das.«
»Der Therapeut wäre verpflichtet, uns über kriminelle Aktivitäten in Kenntnis zu setzen, besonders, wenn es um Mord geht.«
»Außer der Therapeut wird selbst zum Opfer.«
Für eine Weile sagte Renz nichts, nur sein pfeifender Atem war zu hören. »David Blank und Dr. Maxwell? Etwas weit hergeholt, aber möglich. Kranke Arschlöcher wie diese leiden unter einem immer größer werdenden Bedürfnis, ihre Taten zu gestehen. Deshalb verlesen wir bei Verhaftungen ja die Rechte. Doch selbst, wenn es so ist, hilft es uns nicht weiter. Wenn der Night Prowler und David Blank ein und dieselbe Person sind, hat seine Scharade funktioniert. Wir haben eine tote Therapeutin, die ihren Zweck erfüllt hat, und David Blank ist immer noch unauffindbar.«
»Aber wir lernen mehr über den Night Prowler. Und genau darum geht es ja – herauszufinden, wie er denkt.«
»Es hilft uns nicht weiter«, wiederholte Renz. Genauso wenig wie die Tatsache, dass du ein notorischer Kinderschänder bist.
Quinn konnte es nicht abstreiten. Alles, was ihm einfiel, war: »Aber es
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