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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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vor den Fenstern lichtete sich.
    Seine Haltestelle.
    Fast zu Hause.
    Alice Fedderman nahm die Nachricht auf, wie es sich für die Frau eines Cops gehörte: sie war besorgt, blieb aber ruhig.
    Sie hatte seit Jahren damit gerechnet. Jeder andere, längst vergessene Anruf hätte dieselbe Nachricht bringen können. Und jetzt war es so weit.
    Aber es hätte durchaus schlimmer sein können. Das war das, was man sich in Zeiten wie diesen einredete, woran man sich klammerte.
    Ihr Mann war am Leben.
    Sie war auf dem Weg ins Krankenhaus und nicht ins Leichenschauhaus.

59
    Aufgrund der Unverträglichkeit von Handys und Krankenhäusern hatte Quinn das Münztelefon neben dem Wartebereich benutzt, um Alice anzurufen. Er hatte gemerkt, wie sein Puls sich beschleunigte, während er sprach.
    Er hatte während der Vorfälle am Park nicht an sein Herz gedacht, bis Pearl ihn daran erinnert hatte. Sein Puls war langsamer geworden und schien normal, seit er im Krankenhaus angekommen war. Aber vielleicht hatte das Gespräch mit Alice eine größere Belastung für ihn bedeutet als gedacht.
    Auch May hatte auf solche Anrufe gewartet. Und genauso würde Pearl warten, wenn auch auf andere Weise, weil sie selbst ein Cop war.
    Und ich werde warten.
    Der Gedanke ernüchterte ihn.
    Als er in den Wartebereich zurückkehrte – eine großzügige, mit Teppich ausgelegte Nische, die vom Hauptkorridor abging –, redete ein großgewachsener, rothaariger Arzt in zerknitterter grüner OP -Kleidung mit Pearl.
    Als Quinn zu ihnen trat, stellte er sich als Doktor Murphy vor. Ein scharfer medizinischer Geruch ging von ihm aus, vielleicht war es aber auch nur irgendein Inhaltsstoff der Seife.
    Pearl saß zusammengesunken in einem der grauen Stühle, die in einer exakten Linie aufgereiht waren, und sagte: »Fedderman wird wieder gesund.«
    Quinn hatte damit gerechnet, aber trotzdem war er erleichtert, als er es hörte. »Sein Arm …«
    »Der Knochen wurde nur gestreift«, sagte Dr. Murphy. Ein grüner Mundschutz baumelte von seinem Hals wie eine gelockerte Krawatte. »Am meisten hat das weiche Gewebe abbekommen. Die Kugel hat anscheinend vorher etwas anderes durchschlagen und war deshalb langsamer, sonst wäre sie wahrscheinlich durch seinen Bizeps hindurch und in seine Seite eingedrungen. Er wird voraussichtlich sechs Wochen eine Schiene am Arm tragen müssen. Mithilfe von Physiotherapie wird er neunzig Prozent seiner Beweglichkeit wiedererlangen können.«
    »Im Film nennen sie das eine Fleischwunde, oder?«, fragte Pearl.
    Der Arzt sah sie an und zog eine Augenbraue hoch.
    »Ein Autofenster«, sagte Quinn. »Die Kugel hat ein Autofenster durchschlagen, bevor sie ihn getroffen hat.«
    »Er hatte Glück, dass das Fenster nicht offen war. Detective Fedderman befindet sich immer noch in Narkose und wird noch eine Weile im Aufwachraum liegen.«
    »Seine Frau ist auf dem Weg hierher.«
    Doktor Murphy lächelte. »Sie wird sich über die Nachrichten freuen, wenn man bedenkt, wie schlimm es für ihn hätte ausgehen können. Ich werde den Schwestern sagen, dass sie mir Bescheid geben sollen, wenn sie da ist.« Er nickte den beiden zu, stelzte zurück durch den Korridor und verschwand hinter einer großen Tür, die sich zischend öffnete, als er auf sie zuging.
    »Egan ist auch auf dem Weg hierher.«
    Pearl schnaubte. »Hoffentlich, weil er verletzt ist.«
    »Er klang eher angepisst.«
    »Er wird bestimmt bessere Laune kriegen, wenn er mich sieht.«
    »Er braucht nicht zu wissen, dass zu hier bist.«
    »Doch, braucht er.«
    Quinn seufzte. »Hör zu, Pearl …«
    »Ich hab Durst.« Sie stand auf und ging zu einem Trinkbrunnen im Korridor, der neben dem Münztelefon stand, mit dem Quinn Alice angerufen hatte. Eine Frau jenseits aller Vernunft.
    Quinn setzte sich, lehnte sich zurück und legte seine Beine ausgestreckt übereinander. Wenn er es recht bedachte, war alles gar nicht so schlimm. Die Hauptsache war, dass keiner getötet worden war und Fedderman wieder ganz der Alte sein würde, sobald er sich erholt hatte.
    Gähnend schnappte sich Quinn die einzige Zeitschrift vom Beistelltisch, eine zerfledderte People . Jennifer Lopez trainierte hart, um in Form zu bleiben. Es gab skandalöse Neuigkeiten über einen entfernten Kennedy-Verwandten. Sean Penn hatte sich schon wieder danebenbenommen. Der Gewinner einer Talentshow im Privatfernsehen spielte die Hauptrolle in einem Kinofilm. Das alles erfuhr Quinn vom Cover.
    »Bilden Sie sich weiter?«
    Quinn sah auf und

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