Opferschrei
dem, was passierte. Sie wollte es auch, aber noch war es zu früh, nachdem sie sich eben erst so gefürchtet hatte.
Jetzt spielte er mit ihrer linken Brustwarze, und es sah nicht so aus, als würde er bald damit aufhören. Dafür kannte sie ihn zu gut. Er würde sich nicht davon abhalten lassen. Und sie wollte auch nicht wirklich, dass er damit aufhörte.
»Kann ich meinen Vibrator benutzen?«, fragte sie. »Ich muss mich entspannen, und ich bin immer noch ziemlich durcheinander.«
»Dich wird gleich etwas ganz anderes durcheinanderbringen«, versicherte er ihr.
»Ron …«
Er hob seinen Kopf. »In Ordnung.« Er küsste sie zwischen die Brüste und fuhr mit seiner Zunge über ihre nackte Haut. Dann verlagerte er sein Gewicht und stand auf. Er hatte kein Problem mit dem Vibrator. Er sagte ihr, wo und wie sie ihn benutzen sollte, und ließ sie entscheiden, wann sie soweit war, und dann …
»Beeil dich, bitte!«, sagte sie hinter ihm, als er die Schranktür öffnete, um den Vibrator aus dem obersten Fach zu holen. Er lächelte und gab keine Antwort.
Und schnappte nach Luft, als er die Augen sah, die ihn aus der Dunkelheit heraus anstarrten. Er spürte, wie eine kalte Klinge sich in seine Brust bohrte und sich ihren Weg zu seinem Herzen suchte. Seine Welt, sein Untergang, seine Liebe, seine Hoffnung wurde von einem brennenden Schmerz verschlungen … In Sekundenschnelle brach alles auseinander, und er fiel atemlos in einen dunklen Aufzug, der der Finsternis entgegenraste.
Er versuchte, Marcys Namen zu sagen, als ob er der Zauberspruch wäre, der seinen Fall irgendwie aufhalten und ihn retten könnte. Aber auch er erstarb in der Dunkelheit.
Marcy lag mit geschlossenen Augen da und massierte ihre Brustwarzen, als sie plötzlich spürte, dass etwas nicht stimmte. Dann hörte sie, wie Ron einen merkwürdigen, keuchenden Laut von sich gab. Blitzschnell setzte sie sich im Bett auf, als ob ein Puppenspieler an ihren Fäden gezogen hätte. Sie sah Ron vor dem Dunkel des offenen Schranks stehen, bevor er langsam zu Boden sank.
Marcy versuchte, ihn zu rufen, aber sie brachte nur einen erstickten, krächzenden Ton heraus.
Aus dem Schrank trat ihr Albtraum.
Eine halbe Stunde später, während er vom Wohnhaus der Grahams wegging, dachte ihr Mörder, dass diese nächtliche Begegnung viel besser gewesen war als seine letzte.
Es lag am Messer.
Seine Pistole hatte er in Martin Elzners Hand zurückgelassen. Die Polizei vollbrachte heutzutage wahre Wunder mit ihren ballistischen Tests und war in der Lage, eine Waffe einem Verbrechen zuordnen, deshalb hatte er sie nicht länger behalten können. Es war einfach zu riskant, und er hatte gelernt, keine unnötigen Risiken neben jenen einzugehen, die er eh schon auf sich nehmen musste. Also hatte er die Pistole, wie geplant, als überzeugende Requisite zum Einsatz gebracht.
Aber es hätte von Anfang an ein Messer sein sollen.
Deshalb hatte er die Pistole zurückgelassen, nachdem er sämtliche Fingerabdrücke bis auf die von Martin Elzners toter Hand abgewischt hatte. Auch den Schalldämpfer konnte er nicht mehr gebrauchen und hatte ihn in einem Müllcontainer entsorgt. Inzwischen lag er sicherlich unter irgendeinem Müllberg begraben.
Zwei Tage später hatte er auf einem Flohmarkt in der West Side ein Obst- und Gemüsemesser gekauft, von der Art, wie sie auf Großmärkten verwendet wurden. Es handelte sich um ein langes, schlankes Klappmesser mit einem Griff aus Knochen und einer hochwertigen Stahlklinge, die einiges aushalten würde.
Als er das Messer gekauft hatte, war er sich sicher gewesen, dass es seinen Zweck erfüllen würde. Und nun hatte es das.
Der Tote lag seitlich zusammengekrümmt auf dem Boden und umschloss halb die Blutlache, die von ihm stammte. Fast sah es so aus, als habe er vergebens versucht, den wertvollen Stoff bei sich zu behalten. Der erstarrte Ausdruck auf seinem Gesicht deutete darauf hin, dass er einen qualvollen Tod erlitten hatte. Viel zu oft schon hatte Quinn diesen Ausdruck bei Opfern von Schuss- oder Stichwunden gesehen, die einen zwar sofort außer Gefecht setzten, aber genug Zeit ließen, um einen qualvollen Tod zu sterben.
»Der Fall hier ist ziemlich einfach«, meinte Nift, der Gerichtsmediziner. Er stand neben dem Bett, auf dem die Frau lag. »Der Mann hat nur eine Stichwunde knapp unter dem Brustbein. Das Messer ist in einem aufwärtsgerichteten Winkel eingedrungen und hat das Herz erwischt.« Er deutete auf Marcella Graham. »Bei ihr
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