Opferschrei
auf der Suche nach einem Feind, der möglicherweise den Schutzwall durchbrochen hatte.
Plötzlich fühlte sich Marcy unwohl ganz allein in dem dunklen Raum, deshalb stieg sie aus dem Bett und ging zu ihm. Wenn es tatsächlich ein Eindringling in die Wohnung geschafft hatte – so unwahrscheinlich das auch war –, war es sowieso besser, wenn sie zu zweit waren, auch wenn Marcy das lieber nicht ausprobieren wollte.
Ron stand in der Mitte des Wohnzimmers, den Miniaturschläger locker in seiner rechten Hand.
Er schaute zu ihr herüber. Seine Haare waren zerzaust und seine Augen blickten schläfrig. »Nichts. Die Tür ist immer noch abgeschlossen, alles sieht aus wie immer, niemand versteckt sich hier irgendwo.«
»Hast du in der Küche nachgesehen?«
»Natürlich. Wie immer. Alles in Ordnung, Marcy.«
»Das Schlafzimmer?«
»Was? Wir haben das Schlafzimmer doch eben erst verlassen.«
»Aber auch da gibt es Plätze, wo man sich gut verstecken kann.«
»Sicher, die gibt es.«
Sie lächelte ihn an. Er hatte ihr seinen Mut bewiesen. Jetzt neckte er sie. Aber das bedeutete, dass er sie liebte.
»Du wartest hier, während ich nachschaue.«
Er tapste barfuß ins Schlafzimmer und freute sich darauf, wieder ins Bett zu kommen. Aber warum sollte er Marcy nicht ihren Willen lassen? Er war zu müde, um zu streiten. Und vor ein paar Minuten hatte sie seinen Puls hochgejagt, weil sie dachte, sie hätte etwas gehört oder wüsste irgendwie, dass jemand in der Wohnung war.
Verdammt, war er angespannt gewesen!
Als er das dämmrige Schlafzimmer betrat, fühlte er sich viel ruhiger, sicherer. Er machte sich nicht die Mühe, das Licht anzuschalten. Als er auf die Schranktür zuging, hielt er den Knüppel etwas höher. Alles ist möglich.
»Vergiss nicht, unter dem Bett nachzuschauen«, rief Marcy aus dem Wohnzimmer.
Ron hielt inne und ließ den Knüppel sinken.
Der Mann, der bäuchlings unter dem Bett lag, nahm das Messer mit der langen Klinge in die andere Hand, auf der Seite des Bettes, wo er Ron Grahams nackte Füße sehen konnte. Die Füße gaben ihm eine Vorstellung davon, wo Grahams Gesicht und sein verwundbarer Hals auftauchen würden, falls er unter das Bett schaute. Das Messer zu benutzen könnte etwas umständlich sein. Es war alles eine Frage seiner Position. Graham würde für eine Sekunde überrascht, entsetzt und gelähmt sein, was ihm die die Möglichkeit zu einer schnellen Körperbewegung und einem Hieb mit dem Messer gab. Aber die nackten Füße waren sehr wichtig, wo sie waren, wohin die Zehen deuteten. Der Mann mit dem Messer lag ganz still, sein Oberkörper einen Zentimeter über dem Boden, und beobachtete die blassen, nackten Füße, beobachtete …
Ron ging zum Bett und setzte sich. Er hatte ganz sicher keine Lust, sich zu bücken und unter dem Bett nach Monstern zu suchen. Diesen Gefallen würde er Marcy nicht tun.
»Niemand unter dem Bett!«, rief er ihr zu. »Nur ein paar Staubmäuse.«
Er stand auf und ging zum Schrank, öffnete rasch die Tür und verspürte Angst, als er einen Arm hineinsteckte und die Kleider auseinanderschob, um sicher zu gehen, dass sich dort niemand in der Dunkelheit verbarg.
Dann wurde ihm bewusst, dass er sich in Marcys Wahnvorstellungen hatte hineinziehen lassen.
Was zur Hölle tue ich hier?
Er kam sich albern vor. Grinsend trat er einen Schritt zurück und schloss die Tür. Er schüttelte den Kopf und ging zurück ins Wohnzimmer.
»Entwarnung«, sagte er zu Marcy, die neben dem Sofa stand und ihn besorgt ansah.
Sie atmete laut aus, dann umarmte sie ihn fest.
Er küsste ihre kühle, aber feuchte Stirn. »Können wir jetzt wieder ins Bett gehen?«
»Ja. Tut mir leid. Es ist nur, weil ich in letzter Zeit etwas angespannt war und diese verdammten Träume hatte.«
»Träume können dir nichts anhaben.« Er legte seinen Arm um ihre Hüfte und führte sie zurück ins Schlafzimmer.
»Sie können einem aber höllisch Angst einjagen.«
Als sie wieder im Bett lagen, kam er dicht an sie heran. »Da wir jetzt eh schon wach sind …«, sagte er.
Sie spürte, wie er an ihrem Nachthemd zog und es nach oben schob. Sie stemmte ihre Fersen in die Matratze und hob ihren Rücken, bis ihre Brüste nicht mehr unter dem engen Stoff gefangen waren. Mit seinen Fingerspitzen umkreiste er sanft ihre rechte Brustwarze, bevor er sie küsste. Sie fühlte, wie Verlangen in ihr aufflammte, und sie fuhr mit den Fingern durch sein feuchtes Haar. Sie war noch immer nicht ganz bei sich, bei
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