Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
Vom Netzwerk:
aufpieksen?«
    »Nein.«
    Sie benutzte den Pfannenwender, um ein Ei auf einen der Teller mit dem Speck gleiten zu lassen, dann wendete sie geschickt das zweite Ei in der Pfanne.
    »Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, so offen zu zeigen, dass wir miteinander geschlafen haben.«
    Sie deutete mit ihrem Kinn auf das Ei. »Gut so?«
    »Ja.«
    »Fedderman hat heute Morgen eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter zu Hause hinterlassen. Er sagte, da ich nicht drangehe, geht er davon aus, dass ich schon los bin und mit der U-Bahn fahre und wir uns später hier treffen. Er braucht mindestens noch eine Stunde. Ich geh nach dem Frühstück los und such etwas anderes zum Anziehen.« Sie schob sein Ei von der Pfanne auf seinen Teller und grinste ihn an. »Nicht, dass Fedderman sich davon täuschen lassen wird.«
    Quinn wusste, dass sie recht hatte, trotzdem wollte er die Voraussetzungen schaffen, es abstreiten zu können. Wenn es wichtig für Präsidenten war, warum dann nicht auch für Quinn? »Es könnte sein, dass er eines Tages unter Eid über unsere Beziehung aussagen muss.«
    »Da ist was dran«, meinte Pearl, doch die Vorstellung schien sie eher zu belustigen. Aus dem alten Toaster sprangen zwei Scheiben Toast, begleitet vom Geräusch eines Vorschlaghammers, der auf einen Sack voller Stahlfedern traf. Quinn schreckte auf. Pearl ließ die heißen Toastscheiben auf einen Unterteller fallen und stellte sie auf den Tisch. Dann setzte sie sich und fing an zu essen.
    Quinn saß ihr gegenüber und sah zu, wie sie sorgfältig ein Stück Toast mit Butter bestrich. Er streute Salz und Pfeffer über sein Ei. Was zur Hölle tue ich hier? Wie konnte das passieren? »Pearl …«
    Sie reichte ihm die Butter. »Willst du lieber Marmelade?«
    »Butter ist in Ordnung.«
    »Was denkst du über letzte Nacht?« Pearl ging in die Offensive.
    »Es war fantastisch«, sagte Quinn und meinte es so. Er fand es wunderbar, wie sie ihn von der anderen Seite des Tischs her anlächelte.
    Ganz ruhig … frag nicht nach einer Antwort, die du nicht hören willst … »Ich muss wissen, ob es eine einmalige Sache war.«
    »Ich weiß nicht, wie es das sein könnte, Pearl. Ich bin jetzt schon süchtig nach dir.«
    Sie stand auf und kam um den Tisch herum, schluckte einen Bissen Toast, dann beugte sie sich zu ihm und gab ihm einen fettigen Kuss auf die Wange.
    »Das hier … wir … es wird keinen Einfluss auf unsere Arbeit haben. Ich verspreche es.« Sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
    »Das würde ich auch gar nicht zulassen«, sagte Quinn.
    Nach dem Frühstück kramte er in seiner Geldbörse und gab ihr einen Hundert-Dollar-Schein von dem Geld, das er von Renz bekommen hatte.
    »Quinn …«
    »Himmel, Pearl, es ist für die Klamotten! Es war meine Idee, dass du dir andere Kleider kaufst, also lass mich wenigstens dafür bezahlen.«
    »Warum solltest du?«
    »Weil ich derjenige bin, der sich wegen Fedderman Sorgen macht.«
    Eine Weile sagte sie nichts. Das Gefühl, von ihm wie eine Hure behandelt zu werden, war ihr immer noch zuwider. Sie wollte nicht, dass die vergangene Nacht durch irgendetwas beschmutzt wurde.
    »Ich hab mein eigenes Geld«, sagte sie.
    Quinn gab auf. Er räumte die Küche auf, während sie einkaufen ging.
    Eine halbe Stunde später kam sie mit einer Papiertüte in der Hand zurück. Sie ging ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen.
    Als sie wieder herauskam, trug sie dieselbe verknitterte Hose wie vorher, aber ein neues schwarzes T-Shirt mit dem Schriftzug der giants quer über ihren großen Brüsten.
    »Es gibt hier in der Umgebung keine anständigen Läden, in denen man einkaufen kann. Das ist alles, was ich finden konnte. Es ist ein Jungen-T-Shirt in Größe M.«
    Das T-Shirt passte überall, nur nicht an der Brust. Ein Junge, der Größe M trug, hätte den Stoff niemals so gedehnt. Der dunkelblaue Blazer, den sie gestern getragen hatte, hing über einer Stuhllehne und war nicht ganz so verknittert. Als sie ihn über das T-Shirt anzog, konnte man immer noch den gelben giants-Schriftzug lesen.
    »Das Beste, was ich in der kurzen Zeit auftreiben konnte«, sagte sie.
    »War das das einzige Team, das sie hatten?«
    Sie setzte zu einer Antwort an, wurde aber von der Gegensprechanlage unterbrochen. Quinn ging hin und drückte auf den Türöffner.
    Kaum hatte Fedderman die Wohnung betreten, blieb er stehen und schaute zuerst Pearl und dann Quinn an. »Erbärmlich.« Er blickte wieder zu Pearl. »Konntest du kein Yankees-Shirt

Weitere Kostenlose Bücher