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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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zwei für die Rolle des sensiblen Helden in der Lincoln-Center-Produktion des Vietnam-Stücks Winding Road gehabt hatte, das in drei Monaten anlaufen sollte.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte sie, auch wenn der Ausdruck auf seinem Gesicht Bände sprach.
    Er trug einen hellblauen Pullover, den er sich um die Schultern gelegt und an den Ärmeln vor der Brust zusammengeknotet hatte, obwohl es viel zu warm für einen Pullover gewesen war, als er die Wohnung verlassen hatte. Jetzt löste er den lockeren Knoten und warf den Pullover in einem unordentlichen Haufen aufs Sofa.
    »Es ist scheiße gelaufen!« Er warf sich neben den Pullover aufs Sofa und runzelte die Stirn.
    »Jubal …« Claire ging auf ihn zu, während er den Kopf hängen ließ und seine Schultern zu beben begannen.
    Dann sah er auf und grinste. »Ich hab die Rolle!«
    Claire blieb stehen und atmete tief durch. »Oh, verdammt, du hast mich echt drangekriegt!«
    Jubal zuckte die Schultern, immer noch grinsend. »Ich bin eben ein guter Schauspieler!« Er sprang auf und umarmte sie, dann hob er sie hoch und wirbelte sie herum, während er durch den Raum tanzte. Als er sie wieder absetzte, war ihr so schwindelig, dass sie es kaum bis zum Sessel schaffte. Lachend und nach Luft schnappend ließ sie sich hineinfallen.
    »Lauter gute Nachrichten heute«, sagte sie, als sie wieder sprechen konnte, ohne dabei halb zu ersticken.
    Jubal ging auf und ab, zu aufgeregt, um sich hinzusetzen. »Um genau zu sein, bin ich nur in der Endauswahl, aber ich kann mir sicher sein, wie sie sich entscheiden werden. Alles hat gepasst, als ob ich all die Jahre nur für diese Rolle geübt hätte. Ich war der Letzte, der vorgesprochen hat. Ich bin einer von dreien, die sie ausgewählt haben, und die anderen beiden sind nicht halb so gut wie ich. Einer von ihnen ist Victor Valentino.«
    »Nie gehört.«
    »Er hat letztes Jahr in Black Alley gespielt. Der Typ sieht aus wie ein Gangster, aber er kann spielen. Vielleicht kriegt er ja die Rolle des knallharten Sergeant.«
    »Wer ist der andere?«
    »Randy Rallison.«
    Claire hatte schon mit Rallison gespielt. Er hatte Schwierigkeiten, sich an seinen Text zu erinnern, und viele im Ensemble hatten vermutet, dass er ein Alkohol- oder Drogenproblem hatte. »Im Vergleich zu Jubal Day ein Zombie auf der Bühne.«
    »Ich bin mir sicher, dass der Regisseur der gleichen Meinung ist. Er hat mir zugezwinkert, als ich gegangen bin. Ich bin mir sicher, dass er mir zugezwinkert hat.«
    Claire seufzte und legte eine Hand auf ihren Bauch. Sie konnte nicht aufhören zu lächeln.
    »Wir gehen heute essen und feiern!«, sagte Jubal.
    »Wir haben mehr als eine Sache zu feiern.«
    »Ich weiß! Deine Karriere läuft super. Und diese Wohnung ist großartig. Wir haben Glück, Claire. Verdammt viel Glück!«
    »Ich bin froh, dass du es so siehst, Jubal. Aber wir haben mehr Glück, als du weißt. Ich bin schwanger.«
    Er blieb abrupt stehen und rührte sich nicht. Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich in eine Maske. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was er dachte. Zweifel durchfuhr sie wie ein Blitz.
    »Ich hätte dich damit nicht so überfallen dürfen.« Sie hörte das Zittern in ihrer Stimme und hasste es. Ihr Bauch begann zu schmerzen. Da wusste sie, was sie brauchte, was sie haben musste.
    »Bist du dir ganz sicher?«
    »Ich bin seit vier Wochen überfällig und der Test sagt, dass ich schwanger bin. Ich bin mir sicher. Ich fühle mich … anders. Es gibt keinen Zweifel.«
    Jetzt grinste er. »Mein Gott! Du bist schwanger !«
    Er kam zu ihr, zog sie sanft auf ihre Beine und küsste sie.
    »Wir können aus dem Gästezimmer ein Kinderzimmer machen«, sagte er. »Wir können das Baby füttern und seine Windeln wechseln …«
    »Oder ihre.«
    »Ihre. Und ihn-sie im Kinderwagen durch den Park schieben.«
    »Wir können zusehen, wie sie-er ihre-seine ersten Schritte macht.«
    »Ihm-ihr beibringen, wie man einen Baseball fängt.«
    »Und wie man bitte und danke sagt.«
    »Und nicht den Spinat ausspuckt.«
    »Wir können heiraten«, sagte Claire.

36
    »Neue Computer«, sagte Sergeant Rudd, der an der Pforte des Reviers saß, als Pearl hereinkam. Er war ein alternder, breitschultriger Mann mit weißem Haar, einer Whiskey-Nase und Augen, die die Farbe von Bleikugeln hatten. »Wir müssen mit dem FBI Schritt halten, was die Technik betrifft.«
    Pearl warf einen Blick auf die Theke, hinter der der Beamte saß, und sah, wie er eine Tastatur aus einer Schachtel kramte. Der

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