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Opferschuld

Opferschuld

Titel: Opferschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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Schecks zu halten. Keith Mantel, der mit ein paar anderen zum Vermögensverwalter des
National Health Service
für das örtliche Krankenhaus ernanntwurde. Keith Mantel in Gummistiefeln, wie er einen Baum im Abenteuergarten einer Grundschule pflanzte. Michael grummelte etwas vor sich hin, darüber, wie leichtgläubig die Öffentlichkeit doch sei, aber als er das selbstgewisse Lächeln in dem Gesicht betrachtete, dachte er, dass auch er darauf hereingefallen wäre, wenn er es nicht besser gewusst und sich nicht mit Mantel angelegt hätte. Er hätte an Mantel geglaubt, den Geschäftsmann mit dem sozialen Gewissen.
    Während er Mantels Werdegang zurückverfolgte, erwachte auch sein Gedächtnis wieder. Manch eine Formulierung rief die Erinnerung an ein Ereignis hervor, dem er früher schon einmal nachgegangen war, als er Mantel bloß für ein arrogantes Schwein gehalten hatte, das versuchte, Michaels Stellung im Dorf zu untergraben. Ein kurzer Bericht über die feierliche Eröffnung eines Freizeitzentrums versetzte ihn in ein Gespräch zurück, das er mit einem alten Freund geführt hatte. Sie waren zusammen zur Schule gegangen, aber Lawrence Adams war im Familienunternehmen aufgestiegen und plötzlich vornehm geworden. Er fing an, Golf zu spielen, und ließ sich für die Konservativen in den Gemeinderat wählen. Damals waren ein paar wichtige Aufträge an Mantel vergeben worden, und Michael hatte herumgeschnüffelt, um herauszukriegen, wieso. Auf Lawrence’ Bitte hin trafen sie sich in einem heruntergekommenen kleinen Pub in der Nähe des Gefängnisses von Hull. Es war ein merkwürdiger Ort für ein Treffen, kein Lokal, in dem Lawrence für gewöhnlich verkehrte.
    «Warum denn hier?», fragte Michael.
    «Hier erkennt mich keiner.»
    Und damit wusste Michael, dass dort eine verwandte Seele saß, jemand, der seine Paranoia in Bezug auf Mantel nicht nur teilte, sondern verstand.
    «Aber dich kann Mantel doch nicht in der Hand haben?» Lawrence hatte doch zu viel Geld, um bestechlich zu sein.
    «Er hat jeden in der Hand. Komm ihm einfach nicht in die Quere.»
    Und dann faselte Lawrence unzusammenhängendes Zeug über das Freizeitzentrum, und Michael dachte, dass er wohl vorher schon was getrunken hatte. «Der Auftrag hätte nie an ihn gehen sollen. Wir hatten im Planungsausschuss eine Entscheidung getroffen. Alles geregelt, dachten wir. Dann zog der Bewerber, den wir wollten, sein Angebot auf einmal zurück. Ohne Angabe von Gründen. So bekam am Ende Mantel den Auftrag.» Lawrence sah von seinem Bier auf. «Du weißt ja, wie er angefangen hat, oder? Wie er sein erstes Geld gemacht hat?» Und da hörte Michael die Geschichte von der alten Dame, die Mantel ihr Haus hinterlassen hatte, die Geschichte, die er später Vera Stanhope erzählte, als sie an seine Tür klopfte. Aber er wusste nicht, wie viel Wahrheit tatsächlich darin steckte.
    Als sie anschließend zu ihren Autos gingen, eigentlich zu betrunken, um sich noch ans Steuer zu setzen, sagte Lawrence: «Ich meine es ernst. Halt dich fern von ihm. Schau doch nur, was mit Marty Shaw passiert ist. Er war nicht gerade mein Freund, aber so was wünsche ich niemandem. Dahinter hat Mantel gesteckt, das sage ich dir.»
    Michael kannte den Namen Marty Shaw nicht, er hatte keine Ahnung, wovon Lawrence sprach, aber er fragte herum und fand heraus, dass das der Mann war, den es ans Flussufer gespült hatte. Davon hatte er sehr wohl gehört. Ein armes Schwein aus Crill, das in den Fluss gegangen war, um sich zu ertränken. An dem Tag, als er gefunden wurde, hatten sie im
Anchor
über nichts anderes geredet. Damals war ihm nicht klar gewesen, dass es eine Verbindungzu Mantel gab, sonst hätte er dem mehr Beachtung geschenkt.
    Es war ihm leichtgefallen, mehr über die Gerüchte zu erfahren. Damals hatte Michael überall Freunde. Er war gesellig gewesen. Nicht so wie heute, wo er sich in seinem Bungalow verkroch und allein trank. Damals hatte es kaum einen Pub auf der Halbinsel gegeben, in dem man ihn nicht kannte. Wo er auch hinkam, überall traf er jemanden, mit dem er zur Schule gegangen war, im Ausschuss für das Rettungsboot gesessen hatte oder der ihm einen Gefallen schuldete. Und nun saß er in dieser stillen Bücherei und starrte auf die Schlagzeilen in dem Mikrofiche-Gerät. Sie mochten eine Geschichte erzählen. Aber erst durch die Erinnerungen an Gespräche, die vor Jahren stattgefunden hatten, ließen sich die Lücken darin füllen.
    Wieder tauchte er in die Vergangenheit

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