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Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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die Ermordung ihrer Eltern vor ihren Augen überlebt hatten. Was in Gottes Namen war mit Katie geschehen? Er sah ins Spielzimmer, wo sie wieder vor- und zurückschaukelte, und blendete Fortes restliche Diagnose aus, trommelte auf die Armlehne seines Stuhls, zupfte an einem Loch in seinen Jeans, kratzte sich im Nacken, bis die Haut brannte. Als Angie ihn grimmig anstarrte, konzentrierte er sich wieder.
    Katie werde mit einiger Sicherheit Flashbacks haben, dozierte der Doktor gerade, weshalb er sie trotz ihres jungen Alters mit hohen Medikamentendosen behandele. Sie bekam Antidepressiva für Kinder und ebensolche Schlaftabletten, damit sie nachts Ruhe fand.
    »Aber es ist äußerst wichtig, dass Sie beide überlegt und harmonisch vor ihr auftreten«, schloss Dr. Forte. »Katie muss sich sicher und geborgen fühlen, wenn sie sich je genug öffnen soll, um wieder zu sprechen.«
    Angie sah Ryan erwartungsvoll an, und er nickte sein Einverständnis. Das nahm Dr. Forte zum Anlass, Katie zurückzuholen. Ryan ließ die restliche Sitzung stumm über sich ergehen und dachte an den Tag, als es passiert war, daran, wo er gewesen war, als er die Nachricht von ihrem Verschwinden erhalten hatte. Später hatte er an ihrem leeren Bett gestanden, als die Erkenntnis ihn traf wie ein Betonklotz. Es ist alles meine Schuld. Die Puppen, die Tagebücher mit den herzförmigen kleinen Vorhängeschlössern, die Engelsfiguren, die Katie sammelte – alles war um ihn herumgewirbelt wie die Requisiten eines Horrorfilms. Er hatte wirklich geglaubt, als er an jenem furchtbaren Abend in ihrem Zimmer saß, dass sie nie wieder nach Hause kommen würde.
    Ryan sah Katie an. Sie drehte sich jetzt um sich selbst, immer schneller, mit gesenktem Kopf und wie kleine Flügel nach hinten gestreckten Armen.
    »Stopp, stopp«, flehte Angie in wachsender Panik. Sie warf Ryan einen Blick zu und stürzte dann zu ihr hin, um sie festzuhalten.
    Ryan dachte an den Ausdruck in den Augen seines Polizistenfreundes, als dieser zu ihnen gekommen war, um sich die Umstände der Entführung schildern zu lassen. Er wusste, dass er dachte, Katie sei tot wahrscheinlich besser dran als gefangen und gequält, aber Ryan war überzeugt davon gewesen, alles wiedergutmachen zu können, egal, was mit ihr passiert war, wenn er sie nur zurückbekäme.
    Zum ersten Mal nun, als er seine Frau und Katie beobachtete, wurde die Freude und Erleichterung über die Rückkehr seiner Tochter von dem Verdacht überlagert, dass sein Freund recht gehabt haben könnte. Was wäre, wenn Katie ihnen trotzdem für immer genommen wäre?

6
    Es war schon dunkel, als Jo zu der Adresse fuhr, die sie in Rita Nultys Portemonnaie gefunden hatte. »Wer bist du?«, fragte sie laut und schaltete abrupt das Radio aus, als könnte der Mörder sie dann besser hören. »Und wen willst du rächen?«
    Sie versuchte, das Fenster hochzudrehen, hielt aber plötzlich die Kurbel in der Hand. Entnervt warf sie das Ding auf den Beifahrersitz und schlug ihren Kragen gegen die Nachtluft hoch. »Na großartig.« Das Auto war ohnehin der reinste Kühlschrank, denn die Heizung funktionierte nicht. Auf einmal fiel ihr die Kassette im Laufwerk ins Auge, und sie zog sie heraus und versuchte blinzelnd, die krakelige, von Hand geschriebene Aufschrift zu entziffern. Es war eine von Dans selbst gemixten, stellte sich heraus, die so oft gespielt worden war, bis sie leierte. Sie warf sie ebenfalls auf den Sitz, entschlossen, sich auf den Fall zu konzentrieren.
    Ein paar Minuten später rieb sie sich verzweifelt die Stirn. Es hatte keinen Zweck, und sie wusste, warum. Dan hatte ihr dieses Tape mal vor Jahren zu Weihnachten geschenkt, als sie noch arm waren wie die Kirchenmäuse. Es hatte ihr unglaublich viel bedeutet. Jeder Song war aus einem bestimmten Grund ausgewählt worden, und er hatte an ihrem Ohr geknabbert und flüsternd die Erinnerun gen aufgezählt – das Lied, das bei ihrer ersten Verabredung im Pub gespielt wurde, ein anderes, zu dem sie getanzt hatten, als er ihr den Heiratsantrag machte. Sie lag in seine Arme gekuschelt im Bett und hielt sich für die glücklichste Frau der Welt. Am nächsten Morgen hatte er sie mit zugehaltenen Augen auf den Parkplatz vorm Haus geführt, bis sie vor dem zweiten Teil ihres Geschenks standen – dem verdammten Auto, in dem sie jetzt saß. Ihr Herz wurde schwer. Es war kaum zu glauben, dass sie sich seitdem so auseinandergelebt hatten …
    Sie hielt vor einem Wohnsilo. Eine Milliarde Euro war in

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