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Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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auf.
    »Sie haben da eine Stelle ausgelassen«, sagte Jo zu ihr und folgte Dan in den Raum.
    Keiner der drei Anwesenden drehte sich um, als Jo herein kam. Es gab keine Begrüßung, und obwohl keiner der Beamten vom National Bureau of Criminal Investigation einen höheren Dienstgrad innehatte als sie, zeigte doch die Art, wie ihre Stühle eine Front vor dem Schreibtisch bildeten, dass sie sich das einbildeten. Ein vierter, freier Stuhl stand am Ende ihrer Reihe, aber Jo ging auf die andere Seite von Dans Tisch, sodass sie die drei ansehen konnte, und blieb stehen.
    Sie unterhielten sich einfach weiter untereinander, was mehr als herablassend war; es zeugte von einer gewissen Verachtung. Jo wusste, dass diese überhebliche Haltung bei jeder ermittlerischen Spezialeinheit der Welt anzutreffen war – ob es sich um das FBI in Amerika handelte oder den MI5 in Großbritannien. Offene Feindseligkeit herrschte beispielsweise auch zwischen den Zollbeamten und den Polizisten am Flughafen. Was sie im Moment jedoch vor allem störte, war diese total idiotische Zeitverschwendung. Wenn hier eine Konfrontation bevorstand, würde sie bis aufs Messer kämpfen, denn Dan mochte noch so sehr mit diesen Leuten Tee schlürfen und Sandwiches knabbern – falls sie dachten, sie könnten ihr den Fall kampflos wegnehmen, waren sie nicht ganz bei Trost. Solange sie glaubte, dass sie selbst die besten Voraussetzungen hatte, um ihn aufzuklären, würde sie mit Zähnen und Klauen darum kämpfen, umso mehr jetzt, da sie durch Foxy über das morgige Heiligenfest des ungläubigen Thomas Bescheid wusste. Sie zweifelte nicht daran, dass sie es mit einem neuen Toten zu tun bekommen würde, wenn sie den Mörder nicht bis dahin fasste.
    Neben ihr versuchte Dan, seine Anspannung unter Kontrolle zu bringen, indem er die Spitze eines Kulis ständig heraus- und hineindrückte, zwei Sekunden genau zwischen jedem Drücken.
    Jo taxierte ihre Gegner. Sie hatte bisher nur mit einem von den NBCI -Detectives gearbeitet, mit Jenny Friar, kannte die anderen beiden aber vom Hörensagen. Frank Black war das bekannteste Gesicht der Polizei – Mitte fünfzig, übergewichtig, gepflegter Schnurrbart über einer bläulichen Oberlippe. Er trug einen dandyhaften PaisleySeidenschal zu einem dunkelblauen Blazer mit Goldknöpfen und besaß das Talent, über seine entscheidenden Beiträge zur Lösung der schwersten Verbrechensfälle ins Schwärmen zu geraten, wenn eine Kamera oder ein Mikro auf ihn gerichtet wurde, obwohl Kollegen, die in denselben Fällen ermittelt hatten, das anders in Erinnerung hatten.
    Neben ihm saß Dave Waters, zwanzig Jahre jünger, ehrgeizig, intellektuell, teure randlose Brille, die auf eine Eitelkeit schließen ließ, zu der sein Aussehen keinen An lass bot. Mit seinem Doktor in Psychologie war er ein Uni kum in einem Beruf, in dem bisher die einzige Leistung, die zählte, die Dienststunden draußen auf der Straße gewesen waren. In den letzten Jahren hatte er zunehmend die Rolle des inoffiziellen Profilers der Kriminalpolizei übernommen. Nach Jos Ansicht besaß er weder Instinkt noch Intuition, und die Buchstaben vor seinem Namen besagten lediglich, dass er den Fachjargon perfekt beherrschte.
    Von der Abordnung war Jenny Friar die Eindrucksvollste. Eine Frau von Ende vierzig mit einer Frisur wie Lady Di und einem kostbaren Pashminaschal sowie einer Kette aus schweren Halbedelsteinen um den Hals. Jo hatte einmal zu ihr aufgesehen, aber das war, bevor sie sich an die Behördenleitung verkauft hatte.
    Dan bat Jo, sich zu setzen. Die alten Zeiten, als er ihr noch den Stuhl herbeigetragen hatte, waren vorbei. Sie spürte, wie ihr Nacken und ihre Schultern sich verspannten. »Ich bleibe lieber stehen.«
    Er deutete mit der Hand auf die Anwesenden, während er sie nacheinander vorstellte. Jo registrierte, dass keiner den Mut hatte, ihr in die Augen zu sehen.
    »Wie Sie vielleicht schon erfahren haben«, begann Dan, »hat die Familie von Pater Reginald Walsh heute die lebenserhaltenden Apparate abschalten lassen.«
    Das hätte keine Bestürzung bei ihr auslösen sollen, tat es aber doch. Jos Magen verkrampfte sich. Jetzt verstand sie, warum die Atmosphäre so aggressiv war. Die Zahl der Opfer war damit auf vier angestiegen. Aber zugleich kochte sie vor Wut. Als Leiterin der Ermittlungen hätte sie als Erste darüber informiert werden müssen. Warum hatte ihr niemand Bescheid gesagt?
    »Der Polizeipräsident hat mich heute angerufen«, fuhr Dan an sie

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