Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
Vom Netzwerk:
der Zuträger per se.«
    Jo lief die Treppe hinunter und zu der Küchenspüle mit den Gläsern, auf denen in einer idealen Welt Fingerabdrücke zurückgeblieben wären. Je nachdem, wer getrunken hatte, konnten sie vielleicht auch DNA aus vorhandenen Speichelresten gewinnen.
    Sie ging zu dem hohen zylindrischen Mülleimer in der Ecke, zog den Ärmel über ihre Hand und hob vorsichtig den Deckel an. Der einzige Inhalt war eine leere Weinflasche. Sie notierte sich, dass sie mitgenommen werden und der Müll des gesamten Apartmentblocks durchsiebt wer den sollte. Dann näherte sie sich dem Tisch und betrachtete einen Klecks, den sie zuerst für verschüttetes Essen gehalten hatte, der nun aber nach geschmolzenem Kerzenwachs aussah.
    Sie nahm das Handy heraus und scrollte durch ihre Kontakteliste, drückte schließlich die Wähltaste.
    »Gerry?«, sagte sie. »Hier ist Jo Birmingham. Ja, ich weiß, wie spät es ist … Ist doch egal, woher ich Ihre Privatnummer habe. Nein, es geht nicht um das Nebenklagerecht, Sie müssen mir einen großen Gefallen tun.«

45
    Angie Freeman saß in ihrem Wohnzimmer vorm Fernse her und verfolgte eine Diskussionsrunde im Rahmen einer spätabendlichen Nachrichtensendung. Aus reiner Gewohn heit hatte sie kein Licht angemacht und den Ton leise gestellt, als schliefe Katie oben in ihrem Zimmer und nicht im Krankenhaus.
    Jo Birminghams Pressekonferenz wurde für die Kommentatoren erneut abgespielt. Nach jedem Satz hielt die Moderatorin den Film auf einem großen Bildschirm hinter der Runde an, zu der ein Mitglied der Oppositionspartei, ein Psychiater und der Chefredakteur einer Boulevardzeitung gehörten, und forderte die Teilnehmer auf, die Aussagen der Polizistin zu analysieren. Angie rieb sich fröstelnd die Oberarme, die sich mit einer Gänsehaut überzogen. Sie trug nur ein leichtes Negligé. Als sie sich umdrehte, um nachzusehen, woher der Zug kam, lieferte das Geräusch des Hausschlüssels in der Tür ihr schon die Antwort. Ryan kam herein und starrte sie an, als hätte er einen Geist gesehen.
    »Wo warst du? Weißt du, wie spät es ist?«, fuhr sie ihn an.
    Mit einem Seufzer machte er die Tür zu, nachdem Cassie um seine Beine hereingeschlüpft war. »Sie war noch nicht Gassi heute bei alledem.« Er hielt inne, als er sah, was im Fernsehen lief. »Warum guckst du das?«
    »Weil es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie zwei und zwei zusammenzählen, und was soll dann werden? Wenn du ins Gefängnis kommst, wie soll ich es allein schaffen? Von was soll ich Katies Arztrechnungen bezahlen? Wer soll sich um sie kümmern, wenn ich wieder arbeiten gehen muss?«
    Ryan schnaubte höhnisch.
    »Was soll das denn jetzt heißen? Willst du etwa sagen, ich bin eine schlechte Mutter?«
    »Ich? Niemals – ich dachte bloß, es wäre deine Freundschaft mit einem Dreckskerl wie Crawley, die uns in diesen Schlamassel reingeritten hat.«
    »Ich habe nicht mit ihm geschlafen.« Angie stand auf und ging zu ihm. Ein Träger ihres Negligés rutschte herunter, doch sie schob ihn nicht hoch. Sie legte die Arme um ihn und schmiegte sich an ihn, lehnte den Kopf an seine Brust.
    »Ich finde, wir sollten aufhören, uns zu streiten, und uns wieder mehr umeinander kümmern, so wie früher.« Sie bog den Kopf zurück und sah ihn an.
    Er fasste sie an den Schultern und schob sie auf Armeslänge von sich weg. »Du denkst, ich hätte Crawley umgebracht, oder? Aber ich habe nichts mit der ganzen Sache zu tun. So sehr ich wünschte, ich hätte es getan – ich war es nicht.«
    »Tja, aber irgendjemand war es, und sie versuchen offenbar, es dir in die Schuhe zu schieben.«
    Er griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.
    »Mach das wieder an, ich will es sehen!« Sie schoss plötzlich auf ihn zu und schlug ihn hart ins Gesicht. Cassie winselte, doch Ryan hob nicht mal die Hand oder wich zurück.
    »Was bist du nur für ein elender Waschlappen!«, schrie Angie ihn an. »Verstehst du denn gar nichts? Sag mir, dass du Anto Crawley umgebracht hast. Sag, dass du es getan hast!«

46
    Jo saß auf Rorys Einzelbett, bekleidet mit einem Frotteebademantel und Hausschuhen in Form von tasmanischen Teufeln, die sie anglotzten wie ein albernes Gegenmittel zu dem Horror, den sie in der Nacht erlebt hatte. Es war vier Uhr morgens, aber sie konnte nicht schlafen. Ein Mann war gekreuzigt worden. Ein Mann, den sie kannte, dem sie kurz zuvor schweres Unrecht vorgeworfen hatte, ein Mann, der einen qualvollen Tod gestorben war, weil

Weitere Kostenlose Bücher