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Opfertod

Opfertod

Titel: Opfertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Zucker.«
    »Schwarz und mit Zucker!«, gab Lena weiter.
    Kurz darauf brachte Lucy ein Tablett mit einer Tasse Kaffee und einer Dose Zucker herein.
    »Danke, Lucy«, sagte Lena, als diese wieder verschwand.
    Roggendorf hatte große Augen gemacht und grinste Lena an. »Sie sind noch nicht lange dabei, was?«
    Sie schüttelte verneinend den Kopf, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Sein Grinsen wurde breiter, während er zwei Würfel Zucker in seinem Kaffee versenkte. »Merkt man.«
    Lena sah zu, wie er umrührte, und musterte ihn unauffällig. Roggendorf wirkte sehr gepflegt und legte zweifelsohne großen Wert auf sein Äußeres. Lediglich die feinen Ölschlieren, die sich am Bund der Ärmel seines grauen Seidenhemds abzeichneten und die einem unaufmerksamen Beobachter wohl niemals aufgefallen wären, wollten nicht so recht dazu passen. Stammte das Öl von dem Schrottplatz, auf dem Nowaks Leichnam gefunden worden war? Lena beschloss, mit der Befragung zu beginnen.
    »Wie war eigentlich Ihr Verhältnis zu Yvonne Nowak?«
    Sein Grinsen verschwand abrupt. »Man kannte sich eben.« Er führte die Tasse zum Mund. Dabei rutschte der Ärmel seines Hemds hoch und gab ein Stück weit die Sicht auf eine Tätowierung frei. Als Roggendorf Lenas Blick bemerkte, zog er rasch den Ärmel über das Tattoo.
    Mit gerunzelter Stirn sah Lena auf. »Sie beide standen sich also nicht nahe?«
    Er stieß einen Pfiff aus. »Okay, noch mal ganz langsam für Sie zum Mitschreiben: Ich habe keinen blassen Schimmer, wie Yvonne Nowak in meine Datsche gekommen ist, falls es das ist, worauf Sie hinauswollen. Und mit ihrer Unterwäsche habe ich schon gar nichts zu tun. Yvonne war eine flüchtige Bekanntschaft aus dem Chat, mehr nicht.« Jetzt grinste er wieder. »Aber wenn Sie mir unbedingt ein schmutziges Höschen unterjubeln wollen, dürfen Sie mir gerne Ihr eigenes geben …«
    Lena verzog keine Miene. Sie dachte gar nicht daran, auf seine Provokation einzugehen. »Und was ist mit Christine Wagenbach, Rea Schmidt, Laura Höllberg, Petra Lorenz und Sandra Köstner und all den anderen Frauen? Waren das auch nur flüchtige Bekanntschaften?«
    Roggendorf schaute sie über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg an und wirkte mit einem Mal deutlich angespannt. Lena klappte ihr Notizbuch auf und nahm einige Bilder der aufgezählten Opfer heraus. Alle Fotos waren post mortem aufgenommen worden. Sie schob sie ihm über den Tisch.
    Roggendorf saß einen Augenblick ganz still und ließ seinen Blick über die Fotos schweifen. »Keine Ahnung, was Sie von mir wollen, diese Frauen hab ich noch nie gesehen«, sagte er mit einem lapidaren Achselzucken und stellte die Tasse ab.
    Lena legte ein weiteres Foto vor ihn auf den Tisch. »Das hier ist Yvonne Nowak«, erklärte sie und tippte mit dem Finger auf das Bild.
    »Das sehe ich!«, schnauzte er, und zum ersten Mal war da noch etwas anderes in seinem Ausdruck. Etwas, was Lena noch nicht zu deuten wusste. Doch gerade als sie das Gefühl hatte, auf dem richtigen Weg zu sein, wurde unverhofft die Tür aufgestoßen, und ein aufgedunsener, rotwangiger Mann im maßgeschneiderten Anzug platzte in den Vernehmungsraum.
    Dr. Richard Roggendorf. Lena kannte dieses Gesicht aus etlichen Talkshows. So ein Mist!
    »Ferdinand, wir gehen nach Hause! Es gibt nichts, was du mit diesen Leuten zu bereden hättest!«
    Der junge Roggendorf erhob sich und schenkte Lena ein dreckiges Grinsen. »Vielleicht sieht man sich ja mal wieder«, zischte er und zwinkerte ihr zu, während er mit erhobenem Kopf den Raum verließ.
    Lena biss die Zähne zusammen und blieb für einen Augenblick ungerührt sitzen, ehe sie ihm auf den Flur folgte und beobachtete, wie er hinter seinem Vater hertrottete, der wütend über den Korridor stapfte.

19
    »Na toll, die Sache wird garantiert ein Nachspiel haben«, brummte Ben Vogt, der zusammen mit Volker Drescher aus dem Nebenzimmer zum Verhörraum gekommen war.
    Als hätte er ihn gehört, warf ihnen Richard Roggendorf einen warnenden Blick zu. »Machen Sie sich auf was gefasst, Drescher!«, rief er über den Flur. »Denn wie ich Sie kenne, hatten Ihre Leute nicht einmal einen Durchsuchungsbefehl!« Dann stieß er unsanft die Tür zum Parkplatz auf.
    Drescher tat seine Drohung mit einem Kopfschütteln ab, während sie zu dritt auf dem Korridor standen und zusahen, wie der Anwalt mit seinem Sprössling nach draußen verschwand.
    »Und, was halten Sie von Ferdinand Roggendorf?«, fragte Drescher, an Lena gewandt.
    »Also,

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