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Opfertod

Opfertod

Titel: Opfertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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wenn Sie mich fragen: Der Kerl hat gewaltig Dreck am Stecken«, äußerte sich Ben Vogt.
    »Ich habe aber Frau Peters gefragt.«
    Vogt schnaubte. Drescher schnappte nach Luft, sparte es sich aber, ihn zurechtzuweisen. Lena und er liefen den Flur entlang, und ohne noch etwas zu sagen, trottete Vogt ihnen hinterher.
    »Ferdinand Roggendorf hat seinen Kaffee mit rechts getrunken«, setzte Lena an.
    »Na und?«, unterbrach Vogt. »Das hat doch nichts mit dem Fall zu tun.«
    »Und ob. Unser Täter ist aller Wahrscheinlichkeit nach Linkshänder, richtig?«, vergewisserte sich Lena.
    Drescher nickte ihr zu. »Das ist korrekt.«
    »Kann Zufall sein«, hielt Ben Vogt dagegen.
    Lena sah ihn über ihre Schulter hinweg an. »Soweit ich weiß, sind Sie ebenfalls Linkshänder – zumindest machen Sie Ihre Notizen während der Besprechungen mit links.«
    »Ja und?«
    »Und wenn ich mich recht entsinne, benutzen Sie zum Tippen von SMS ebenfalls den linken Daumen.« Sie blieb kurz stehen. »Mal ehrlich, könnten Sie sich vorstellen, mit rechts zu tippen?«
    Vogt verzog das Gesicht. »Was? Äh, nein …«
    »Na, sehen Sie«, sagte Lena.
    »Aber was ist mit diesen Ampullen, die er bei sich gebunkert hat?«, fragte Vogt. »Ich meine – Scheiße –, das Zeug reicht doch locker aus, um es einer ganzen Armee von Menschen zu injizieren.«
    Drescher blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. »Trotzdem können wir ihm damit keinen Mord nachweisen! Wir kriegen ihn dafür allenfalls wegen Diebstahl dran.«
    Vogt senkte trotzig die Lider.
    »Übrigens hat Roggendorf ein Tattoo auf dem Unterarm«, setzte Lena im Weiterlaufen hinzu. »Wenn ich mich recht erinnere, sind es okkulte Zeichen.«
    Weiter Schritt haltend, nickte ihr Drescher anerkennend zu und tauschte einen Blick mit Vogt aus.
    »Vielleicht deuten die Symbole auf die Opfer hin«, warf Vogt ein.
    Lena schüttelte den Kopf. »Das erscheint mir zu simpel.« Sie kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Wir sollten der Sache dennoch nachgehen …«
    »Und was meinen Sie, was Roggendorf als Nächstes tun wird?«, wollte Drescher wissen.
    Sie blieb vor der Tür zu ihrem Büro stehen. »Wenn er tatsächlich unser Mann ist, wird er sich vorerst unauffällig verhalten …«, überlegte sie laut.
    »Na, wenn das so ist, wäre der Fall ja gelöst«, meinte Vogt gehässig und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Lena schaute Vogt und Drescher abwechselnd an. »Grundsätzlich denke ich, wir sollten – gerade bei Roggendorf – vorsichtig sein, was vorschnelle Schlüsse anbelangt«, warnte sie, ehe ihr Blick bei Ben Vogt hängenblieb. »Konnten Sie eigentlich schon in Erfahrung bringen, ob außer Yvonne Nowak noch weitere Opfer in diesem Chatroom, in dem sie sich mit Roggendorf verabredet hatte, unterwegs gewesen waren?«
    Kopfschüttelnd hob Vogt die Schultern. »Fehlanzeige.«
    Lena nickte und kaute auf ihrer Unterlippe. »Trotzdem danke«, sagte sie und ergänzte: »Ach und, Ben – würden Sie bitte in Erfahrung bringen, was es mit den Symbolen auf Roggendorfs Unterarm auf sich hat? Danke.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Lena sah ihn an. »Statten Sie Roggendorf einen Besuch ab, oder lassen Sie sich etwas einfallen, um an ihn heranzukommen«, sagte sie, ohne seine Zustimmung abzuwarten, und schenkte ihm und Drescher ein höfliches Lächeln. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe noch zu tun.« Mit diesen Worten zog sie sich in ihr Büro zurück.
    Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, lehnte Lena sich dagegen und atmete tief aus. Sie hatte ihr erstes Verhör zu dem Fall hinter sich gebracht, ob erfolgreich, würde sich noch herausstellen. Ferdinand Roggendorf spielte ein Spielchen mit ihnen, so viel stand fest. Er war intelligent genug, um zu wissen, dass er nicht eher auf dem Revier hätte erscheinen müssen, als bis man per richterlichen Beschluss eine Vorladung erwirkt hatte. Dennoch war er gekommen. Lena trat ans Fenster und sah mit verschränkten Armen zum Parkplatz.
    Ferdinand Roggendorf war ein Großmaul und ein arroganter, vom Leben gelangweilter Schnösel, der es liebte, seine Grenzen auszutesten – aber war er auch imstande zu töten?

20
Pressekonferenz, Hotel Ritz-Carlton
    Nachdem ihn sein alter Bekannter von der Security an den Sicherheitskontrollen vorbeigeschleust und ihm Zutritt zum bereits überfüllten Pressesaal verschafft hatte, hielt der Mann, der sich Artifex nannte, in dem Gewusel von Journalisten und Fotografen nach der kleinen Reporterin

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