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Opfertod

Opfertod

Titel: Opfertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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du?« Stollberg schien nicht wirklich überzeugt, nickte aber trotzdem und folgte ihm durchs Foyer. Artifex warf den beiden osteuropäisch aussehenden Damen am Empfang im Vorbeigehen ein höfliches Lächeln zu, während er den Zimmerschlüssel aus der Tasche seines Jacketts zog und schnurstracks zu den Aufzügen lief. Niemand im Hotel würde ihm auf die Schliche kommen, dachte er, als sie den Aufzug bestiegen. Die Buchung lautete ja nicht einmal auf seinen Namen, außerdem würde die Polizei keinen Leichnam vorfinden. Zumindest nicht hier. Die Entfernung der Labium oris war eine äußerst komplizierte Prozedur, die sein ganzes Geschick erforderte. Sicherlich war es durchaus riskant, die dafür nötigen Vorbereitungen in einem Hotelzimmer durchzuführen, aber inzwischen mochte er den Nervenkitzel, der mit der Abwechslung einherging. Und schließlich hatte er bereits im Vorfeld sämtliche Vorkehrungen getroffen: Er hatte ausreichend Frischhaltefolie im Zimmer deponiert, um keine Blutflecken zu hinterlassen. Reißfestes Klebeband besorgt, um ihre Schreie zu ersticken. Daneben Müllsäcke und einen Koffer, der groß genug war, um Stollbergs Leichnam problemlos aus dem Zimmer in seinen Lieferwagen zu transportieren. Bis jetzt lief alles wie geschmiert, und er konnte es kaum erwarten, endlich mit der jungen Frau allein zu sein. Dennoch musste er sich beeilen, Stollberg war bereits misstrauisch geworden und schien kurz davor, die Geduld zu verlieren.
    »Verlass dich drauf, das wird sicher eine unvergessliche Party«, grinste Artifex, als sie wenig später im dritten Stock aus dem Aufzug stiegen. Zugegeben, die Tatsache, dass dieser aufgeblasene Schauspieler womöglich längst wieder in seinem Jet nach Los Angeles oder sonst wohin saß, während diese dämliche Reporterin ihn sehnsüchtig auf dem Hotelzimmer erwarten würde, fand er überaus amüsant. Ein kleiner Geniestreich, dachte er bei sich und hatte den Nachruf bereits vor Augen, den Stollbergs Kollegen von der Redaktion Star Biz anlässlich ihres grausamen Tods verfassen würden.

28
    Als sie das Zimmer Nummer 307 betrat, überfiel Svenja Stollberg ein plötzliches Unbehagen. »Wo sind Maloney und all die anderen?« Verstört blickte sie in den menschenleeren Raum, der mit blauem Teppichboden, einem schmalen Kleiderschrank, einer Minibar und einem Doppelbett ausgestattet war.
    Der Mann zuckte die Achseln. »Womöglich wurden sie von einer Horde Groupies aufgehalten«, gab er scherzhaft zur Antwort und schloss die Tür.
    Als Svenja Stollberg sah, dass er den Riegel vorschob, spürte sie, wie sich alles in ihr verkrampfte, und sie bekam es schlagartig mit der Angst zu tun. »Jetzt reicht’s! Wenn Sie mich auf den Arm nehmen wollen, dann …« Abrupt verstummte sie und ihr Gesicht wurde so weiß wie die Wand, als sie sah, wie der Mann mit einer Spritze in der Hand auf sie zukam. »Großer Gott! Sie sind gar kein Journalist!« Ihre Stimme zitterte, während die Erkenntnis mit erschreckender Klarheit über sie hereinbrach. Die junge Frau wollte schreien, doch ehe sie sich’s versah, hatte der Mann sie mit dem Ellenbogen gegen die Tür gepresst und hielt ihr mit der Hand den Mund zu. Wie von Sinnen schlug sie um sich und versuchte, ihm in die Hand zu beißen, da rammte er ihr die Spritze durch den hauchdünnen Stoff ihrer Chiffonbluse in die Schulter. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie, ehe sie dem Mann einen Tritt in die Weichteile verpasste und sich die Spritze herausriss. Sie warf sie weit von sich, während der Mann mit schmerzerfülltem Ächzen in sich zusammengeklappt ein paar Schritte von der Tür wegtaumelte. O mein Gott, nichts wie raus hier! Gepackt von unbändiger Angst, ergriff sie ihre Chance, sperrte hastig die Tür auf und rannte so schnell sie konnte aus dem Zimmer. Kaum hatte sie den Flur erreicht, übernahm ein lähmendes Gefühl die Kontrolle über ihren Körper. Was auch immer ihr dieses Schwein gespritzt hatte, die Wirkung schien soeben einzusetzen. Ihre Beine wurden mit jedem Schritt schwerer. Komm schon, lauf weiter! Ihr Herz überschlug sich in ihrem Brustkorb, während Svenja Stollberg sich den Gang entlangschleppte. Der rettende Aufzug war jetzt nur noch wenige Schritte entfernt. Doch obwohl sie mit jeder Faser ihres Körpers dagegen ankämpfte, wollten ihre Beine nicht mehr gehorchen. Sie brach auf dem Gang zusammen.
    Sie biss die Zähne zusammen und robbte mit letzter Kraft weiter voran. Der offenstehende Aufzug war kaum mehr eine Armlänge

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