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Opfertod

Opfertod

Titel: Opfertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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blieb ihr nur eine Möglichkeit: Sie musste in Erfahrung bringen, mit wem Suzanna Wirt vor ihrem Tod zuletzt zusammen war, wer ihre Freunde oder Feinde waren – womöglich gab es ja doch eine Verbindung zu Ferdinand Roggendorf. Lena rief erneut die Website von Cenrat Media auf. Vielleicht würde sie von Suzannas Arbeitgeber mehr erfahren. Außerdem wollte sie zusammen mit Belling Suzannas Eltern aufsuchen.

35
Am frühen Abend im Norden Berlins
    Ein Schwarm schwarzer Vögel zog kreischend über den Himmel. Dann war es wieder still. Fast still, nur das Rascheln der Blätter und das Flattern des Absperrbands waren zu hören. Lena lag etwas abseits des Niedermoors. Sie lag vollkommen starr auf dem Rücken wie eine Tote. Hielt die Augen geschlossen, spürte die feuchte Erde unter ihren Handflächen. Nahm den leicht fauligen Geruch wahr, der vom Moor herüberzog. Lena schärfte ihre Instinkte, um sich zu konzentrieren.
    Warst du bereits tot, als er dich letzten Monat hier abgelegt hat? Oder hat dein Herz noch geschlagen? Eine leichte Brise wehte ihr eine Haarsträhne ins Gesicht, und vereinzelte Grashalme kitzelten sie an den Ohren, als das Handy in der Tasche ihres Trenchcoats klingelte. Lena schlug die Augen auf. Sie richtete sich mit einer Hand auf und nahm das Gespräch an. »Ja, Peters hier.« Nur wenige Meter weiter entdeckte sie Wulf Belling. Er stand mit dem Rücken zu ihr hinter der Polizeiabsperrung auf halbem Weg zum Parkplatz.
    »Frau Peters – wo bleiben Sie denn?«, hörte sie ihn sagen. »Wenn wir der Mutter Ihrer Schulfreundin noch einen Besuch abstatten wollen, dann …« – »Ich bin hier drüben«, rief sie ihm zu.
    Entgeistert blickte Belling sich mit einer Zigarette im Mund nach ihr um. »Herrgott im Himmel, was tun Sie da!?«
    Lena erhob sich und klopfte den Schmutz von ihrem Trenchcoat. »Den Polizeiabsperrungen nach müsste Suzanna Wirt ungefähr hier gelegen haben.« Sie duckte sich unter dem rot-weißen Absperrband hindurch und ging auf Belling zu. »Und gleich dort drüben sollte gebaut werden«, erklärte sie und zeigte mit einem Finger auf den provisorischen Bauzaun, der an das Moor grenzte. Belling trat seine Zigarette aus und nahm das Flugblatt entgegen, das Lena ihm reichte. Die Augen des ehemaligen Kommissars weiteten sich. »Hier steht, das Moor sollte schon vor einem knappen Monat trockengelegt werden.«
    »Was auf Grund zahlreicher Proteste von Naturschützern jedoch in letzter Instanz verhindert werden konnte«, wusste Lena.
    Er ließ die Hand mit dem Flugblatt sinken. »… und das konnte der Täter zum Zeitpunkt, als er Suzanna Wirts Leichnam hier abgelegt hat, wohl kaum vorhergesehen haben«, kombinierte Belling und ließ seinen Blick über das Moor schweifen. »Auch dieses Mal wollte er, dass die Tote gefunden wird.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »So ist es.«
    »Wie weit ist es von hier bis zum Haus der Wirts?«
    »Ungefähr drei Kilometer.« Lena zeigte zu dem Trampelpfad, der entlang des Naturschutzgebiets führte. »Ich bin es abgelaufen. Bei normalem Schritttempo braucht man ungefähr zwanzig Minuten für den Weg. Suzannas Mutter hat am Telefon erzählt, ihre Tochter sei hier regelmäßig joggen gegangen. Dann ist die Strecke locker in zehn Minuten zu schaffen.«
    Er nickte. »Läuft man in Todesangst vor jemandem davon, wäre man wohl noch um einiges schneller.«
    Lena sah zurück zum Trampelpfad und ließ sich Bellings Worte durch den Kopf gehen.
    »Wie sind Sie eigentlich an die neue Adresse der Wirts gekommen?«, erkundigte sich Belling, während Lena ihm zum Parkplatz folgte, auf dem er seinen grünen Peugeot geparkt hatte. Lena hatte ihre Vespa etwas abseits abgestellt.
    »Ich habe bei Cenrat Media angerufen und nachgefragt. Als ich erzählt habe, dass ich eine alte Freundin von Suzanna bin, gab mir der Personalleiter die Telefonnummer ihrer Mutter. Also habe ich sie gleich angerufen, sie kannte mich ja noch von früher …«
    »Verstehe«, murmelte er und zeigte mit dem Daumen zu seinem Wagen. »Kommen Sie, steigen Sie ein, wir fahren im Anschluss wieder hier vorbei, damit Sie Ihren Roller abholen können.«
    »Einverstanden.« Lena lief mit ihm zum Wagen. »Folgen Sie einfach dem Verlauf der Straße, das Haus der Wirts müsste dann auf der rechten Seite kommen«, erklärte sie, als sie wenig später auf dem Beifahrersitz saß. Belling tat wie geheißen und lenkte den Wagen über einen hügeligen Feldweg zurück auf die Hauptstraße, während Lena nach

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