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Opfertod

Opfertod

Titel: Opfertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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achten müssen, im Laden keine Blutflecken zu hinterlassen. Schließlich war es auf dem Papier immer noch Tillas Laden, und er wollte sie keinesfalls verärgern.
    Als Carmen Martinez zurück an den Tisch kam, bemerkte Artifex, dass sie ihre kleine spitze Nase nachgepudert hatte. Er musste innerlich schmunzeln. Das hätte sie sich doch sparen können …
    »Wollen wir?«, fragte sie und lächelte ihn erwartungsvoll an.
    »Sicher.« Er schob seinen Stuhl zurück und streckte ihr galant seinen Arm entgegen, damit sie sich bei ihm unterhaken konnte, während er sein nächstes Opfer mit einem Grinsen auf den Lippen aus dem Restaurant führte.

40
Zur selben Zeit einige Straßen weiter
    Gegen zweiundzwanzig Uhr stellte Lena ihren Roller vor dem Kings Club ab. »The Preachers« stand auf den Plakaten neben dem Eingang des unter einer S-Bahn-Brücke gelegenen Clubs. Lena freute sich darauf, Lukas wiederzusehen. Und nicht zuletzt war er ihre einzige realistische Chance, Dr. Dobelli doch noch ausfindig zu machen. An der Tür vor dem Club hatte sich eine beträchtliche Schlange gebildet, die Lena, da ihr Name auf der Gästeliste stand, problemlos passierte. Im Innern des Clubs herrschte dichtes Gedränge. Es war stickig und heiß, und aus den Boxen dröhnte eine Mischung aus Punkrock und Heavy Metal. Lena musste nicht lange nach Lukas suchen. Er saß hinter dem Schlagzeug auf der Bühne und schien vollkommen in seinem Element zu sein. Sie betrachtete ihn eine Weile. Dann musste sie unwillkürlich schmunzeln. Irgendwie hatte sie schon immer ein Faible für Musiker gehabt. Dann löste sie ihren Blick von ihm, holte sich einen Gin Tonic an der Bar und mischte sich unter die tanzende Menge. Spätestens beim zweiten Drink spürte sie, wie die Anspannung des Tages von ihr wich. Lena ließ sich inmitten der ekstatischen Masse treiben, behielt Lukas aber weiterhin im Auge. Als die Band einige Zeit später eine Pause einlegte, bahnte Lena sich ihren Weg zügig durch die Menge auf Lukas zu und passte ihn vor der Bühne ab. Er schien sichtlich überrascht, sie zu sehen, offenbar hatte er nicht mehr mit ihrem Kommen gerechnet. »Sieh an – je später der Abend, desto interessanter die Gäste!«, brüllte er gegen die laute Musik an, die durch den Club schallte. Lena verstand ihn kaum, lächelte aber und hielt ihr leeres Glas in die Höhe. »Wie sieht’s aus – nehmen wir noch einen Drink?«
    Lukas bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, ihm zur Bar zu folgen. Sie ergatterten zwei Plätze am Tresen und bestellten neue Drinks. Hier war es deutlich leiser. Lena gratulierte Lukas zu dem gelungenen Konzert.
    »Danke, auch wenn du den besten Teil verpasst hast …«
    »Und der wäre?«, wollte Lena wissen.
    »Na, mein Schlagzeugsolo zu Beginn des Konzerts«, sagte er scherzhaft und lachte.
    Lena lächelte verlegen. Mehr weil sie nicht wusste, was sie darauf sagen sollte, trug sie ihm rasch ihr Anliegen in Bezug auf Dr. Dobellis Aufenthaltsort vor.
    Lukas rückte mit seinem Barhocker dichter an sie heran. »Diese Adresse scheint dir wohl ziemlich wichtig zu sein, was?«
    Lena nickte nur und stieß mit ihm an, nachdem ihre Drinks serviert worden waren.
    »Was willst du von dieser Dr. Sowieso überhaupt?«, fragte Lukas neugierig weiter.
    Lena blickte ihn herausfordernd an und schlürfte ihren Gin Tonic. »Ist das so wichtig?«
    »Dir offensichtlich schon.«
    Sie senkte den Blick auf ihren Drink. Dann zückte sie einen Kugelschreiber, kritzelte den Namen Dr. Cornelia Dobelli auf einen Bierdeckel und schob Lukas diesen hinüber. Lukas warf einen kurzen Blick darauf, dann steckte er den Bierdeckel ein. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
    Lena lächelte ihn dankbar an. Sehr gut.
    Sie plauderten noch eine Weile über dies und das, und als Lena ein weiteres Glas leerte, spürte sie, dass sie bereits mehr getrunken hatte, als ihr lieb war. Es war Zeit, zu gehen. Lena erhob sich und wollte sich gerade verabschieden, da zog Lukas sie dicht an sich heran. »Wenn ich es tatsächlich schaffe, dir diese Adresse zu besorgen, dann schuldest du mir aber was …«
    Lena hatte Mühe, seinem Blick standzuhalten. »Bis dann«, sagte sie rasch und suchte das Weite.

41
    Es war bereits nach Mitternacht, als Lena mit ihrer Vespa in die Boxhagener Straße einbog. Erst jetzt, als sie vor ihrer Haustür angelangt war, fiel ihr auf, dass sie Schlangenlinien fuhr. Lena drosselte das Tempo, stieg von ihrem Roller ab und beschloss,

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