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Opfertod

Opfertod

Titel: Opfertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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künftig weniger zu trinken, wenn sie wieder einmal um die Häuser ziehen sollte. Sie nahm ihren Helm ab und schob den Roller durch den unbeleuchteten Innenhof, als ihr Bellings Verabredung mit seiner Exfrau wieder einfiel. Wenn sie ehrlich war, hatte sie bei dem Treffen von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt. Lena schloss den Roller ab und kam nicht umhin, sich vorzustellen, wie Belling irgendwo am Tresen saß und seinen Kummer in einem Glas Wodka auf Eis ertränkte, als sich ihr Handy in ihrer Handtasche bemerkbar machte. Lena musste schmunzeln. Wenn das nicht Gedankenübertragung war. Hastig durchwühlte sie die Handtasche nach ihrem Telefon. Große Taschen und kleine Handys waren eine denkbar schlechte Kombination, stellte sie wieder einmal fest.
    »Lena Peters hier.« Sie bemühte sich, leise zu sprechen, um die Nachbarn nicht aufzuwecken.
    »Guten Abend, meine kleine Lena …« Die Stimme des Anrufers klang seltsam verzerrt.
    Mit dem Handy am Ohr blieb Lena mitten auf dem Hof stehen. »Wer ist da?«
    »Heute muss dein Glückstag sein, kleine Lena, denn ich bin der, nach dem du die ganze Zeit gesucht hast …«
    Sie vernahm ein kurzes Auflachen am anderen Ende der Leitung.
    »Hast du allen Ernstes geglaubt, diese stümperhafte Tat in der alten Seifenfabrik ginge auf mein Konto? Nicht doch – du enttäuschst mich, kleine Lena.«
    Lena Peters war zur Salzsäule erstarrt. Ein eisiger Schauer jagte ihr über den Rücken, als sie begriff, mit wem sie sprach. Schlagartig nüchtern geworden, ließ sie ihren Blick durch den dunklen Hof schnellen. Doch es rührte sich nichts und niemand. »Nein, das habe ich nicht«, antwortete sie, um einen neutralen Tonfall bemüht, während sie sich gleichzeitig fragte, woher er wissen konnte, dass sie mit Belling in der stillgelegten Seifenfabrik gewesen war.
    »Braves Mädchen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Artifex – ›Stümmler‹ ist eine so unschöne Bezeichnung für das, was ich tue«, sagte die unbekannte Stimme.
    Lena ermahnte sich, ruhig zu bleiben, während sie ihr Herz in doppelter Geschwindigkeit schlagen fühlte. »Wer sagt mir, dass Sie tatsächlich der sind, für den Sie sich ausgeben?«
    Wieder erklang ein selbstzufriedenes Auflachen. »Eine Garantie gibt es im Leben nur für den Tod … und du, meine kleine Lena, spielst mit dem Feuer. Und du weißt ja, was Feuer anrichten kann, nicht wahr?«
    Lena zuckte innerlich zusammen und spürte, dass ihre Stirn ganz heiß wurde. »Keine Ahnung, wovon Sie da reden. Erklären Sie es mir«, sagte sie mit trockenem Mund, entschlossen, ihn in der Leitung zu halten, um in kürzester Zeit möglichst viel über seine Persönlichkeitsstruktur in Erfahrung zu bringen.
    Die Stimme lachte erneut. »O doch, meine liebe Lena, das weißt du sehr genau.« Und dann fragte die Stimme: »Hast du den Geruch von verbrannter Haut noch immer in der Nase, kleine Lena?«
    Zweifellos eine Anspielung auf den Autounfall ihrer Eltern! Lena hatte das Gefühl, jeglichen Boden unter ihren Füßen zu verlieren. Ganz ruhig bleiben, konzentrier dich! »Woher wissen Sie von diesem Unfall!?« Auch wenn es ihr schwerfiel, versuchte sie, weiterhin gefasst zu klingen.
    »Womöglich gibt es zwischen uns mehr Parallelen, als dir lieb ist … Glaub mir, kleine Lena, auch ich weiß, wie sich das anfühlt, ohne Eltern aufzuwachsen.«
    »Woher wissen Sie von dem Unfall meiner Eltern?«, setzte sie abermals an.
    Doch ihre Frage sollte unbeantwortet bleiben.
    Die Leitung war bereits tot.

42
    Mit weichen Knien schritt Lena auf ihre Wohnungstür zu und wählte mit nervösen Fingern die Nummer von Wulf Belling. Ein Freizeichen ertönte, doch am anderen Ende der Leitung hob niemand ab. Komm schon, geh ran! Lena versuchte es erneut. Ihre Bemühungen waren vergebens. Sie hatte sich von dem Schock noch nicht erholt, da trat urplötzlich eine Gestalt neben ihr aus der Dunkelheit. Zu Tode erschrocken wich Lena zurück und ging instinktiv in Deckung.
    »Hallo, Lena.«
    »Herrgott!«, stieß sie heftig atmend aus und schlug sich mit der flachen Hand vor Erleichterung auf die Brust, als sie im fahlen Mondlicht Tamara erkannte.
    »Warum so schreckhaft? So kenne ich mein Schwesterherz ja gar nicht.«
    Noch immer perplex, blickte Lena sie eine Sekunde lang sprachlos an. »Was tust du hier?« Obwohl ihr der Schock, den der Anruf ihr versetzt hatte, noch immer in den Gliedern saß, fragte sie sich, was sie augenblicklich mehr aus der Fassung brachte: der Anruf des Killers

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