Opferzahl: Kriminalroman
okay«, sagte Söderstedt. »Wie wurden diese zwei identifiziert?«
»Steht alles im Bericht«, sagte Svenhagen.
»Erzähl's mir trotzdem. War es die DNA? Sie standen also in der Straftäterkartei?«
Svenhagen presste die Lippen zusammen und kehrte an seinen Computer zurück. Er sagte:
»Ihr müsst euch schon an die offiziellen Kanäle halten, meine Herren. Bedaure.«
Sie konnten nicht mehr viel machen. Söderstedt und Norlander traten den Rückweg durch die Korridore an. Im Aufzug sagte Norlander:
»Was hat das zu bedeuten? Was spielt die Säpo für ein Spiel?«
»Ich war dumm genug, zu glauben, dass die Albernheiten ein Ende hätten«, sagte Söderstedt. »Aber es ist alles genau so, wie es immer war.«
»Und was heißt das?«
»Sie halten die Identität von Person zwei geheim. Jemand hat sich dusselig angestellt, als sie die beiden anderen Identitäten bekannt gegeben haben, aber es wurde schnell entdeckt und korrigiert. Und wenn du, ausgerechnet du, nicht aufgepasst hättest, dann wäre es überhaupt kein Fehler gewesen, dann hätte es ihn einfach nicht gegeben.«
»Glaubst du, Jan-Olov kann was machen?«
»Weiß nicht«, sagte Söderstedt. »Hoffentlich hat er in seiner Position ein bisschen mehr Gewicht, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.«
»Was hast du denn eigentlich gefunden?«, fragte Norlander. »In dem Computer.«
Als die beiden Ermittler den Korridor der A-Gruppe betraten, sagte Söderstedt geheimnisvoll:
»Eine begabte Frau, das.«
»Wer denn?«
»Kann sie wirklich Selma heißen? Ich kann mich nicht erinnern - die Frau, die Alicia Ljungs Computer untersucht. Sie hat jedenfalls auf ziemlich verschlungenen Wegen eine Chatseite gefunden, die Ljung wenigstens einmal unter dem Nick Rollgardina besucht hat. Kommt einem das nicht irgendwie bekannt vor?«
»Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminza Efraimstochter Langstrumpf«, sagte Viggo Norlander.
Söderstedt blieb abrupt stehen, genau auf der Schwelle ihres gemeinsamen Zimmers.
»Hm«, sagte er. »Du kennst deine Astrid Lindgren.«
»Ich lese Sandra gerade Pippi vor«, sagte Norlander. »Charlotte ist schon zu groß dafür. Findet sie.«
»Interessant«, sagte Söderstedt, ohne dass es im Geringsten ironisch klang.
»Wahrscheinlich lese ich meinen Kindern viel mehr vor, als du es bei deinen getan hast«, sagte Norlander und streute Salz in die Wunde.
Söderstedt setzte sich vor den Computer, und Norlander zog seinen Stuhl von der anderen Seite des Schreibtischs herüber. Als er sich neben den Kollegen setzte, hatte dieser sich gerade auf der Chatseite eingeloggt.
Unter dem Nicknamen Rollgardina.
Im aktuellen Chatraum waren knapp hundert Personen angemeldet, und ein Nick war seltsamer als der andere. Unmittelbar nach dem Einloggen wurde Rollgardina alias Söderstedt von fünf Männern kontaktiert, die allerlei sexuelle Aktivitäten vorschlugen. Nichts davon kam Rollgardina besonders verlockend vor.
Bis eine Person, die sich Humbug nannte, verdeckt, sodass kein anderer es sah, schrieb:
»Hello darling. Hattet ihr Spaß am Donnerstag? Schade, dass ich es verpasst habe. Musste mit meiner Tochter zum Ballett. Todlangweilig. Aber was soll man machen?«
Söderstedt blinzelte und stellte ebenfalls auf verdecktes Schreiben. Dann tippte er:
»Ein echter Kracher, Darling.«
Und war richtig zufrieden mit der Formulierung.
»Erzähl mal ein paar leckere Einzelheiten«, schrieb Humbug.
»Mit der Tochter beim Ballett«, sagte Norlander angewidert, »so ein Schwein.«
»Weißt du noch, wer dabei sein sollte?«, tippte Söderstedt und verzog vor Nervosität das Gesicht.
»Ihr vier doch, oder waren mehr dabei?«
»Nein, nur wir, da kannst du dir ja vorstellen, was abging. Lass mal deine Phantasie spielen.«
»Du bist doch sonst nicht so zugeknöpft«, klagte Humbug.
Da kam noch ein Kontakt, von einem Trauerflor, direkt an Rollgardina gerichtet: »Creepy.« Das war alles.
»Shit, was ist denn das jetzt?«, entfuhr es Norlander. »Creepy? Grausig, was?«
Söderstedts Sorgenfalten glätteten sich zur Babystirn.
»Aha, der Kontakt, der >creepy< schreibt, weiß vermutlich, dass Rollgardina tot ist. So muss man es wohl verstehen? Trauerflor? Es kann eine von den vier sein.«
»Jesses«, sagte Norlander. »Und was antworten wir jetzt?«
Söderstedt klopfte sich intensiv an die Stirn und schrieb schließlich:
»Keine Sorge, ich bin es. Wer bist du?«
»Bist du es, Efraimstochter?«,
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