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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Spielt es wirklich irgendeine Rolle? Wenn da tatsächlich ein Polizist auf der St. Eriksgata gewesen ist - kann man dann nicht verstehen, dass er sich aus dem Staub gemacht hat? Vielleicht hatte er etwas getrunken, vielleicht begriff er, dass da etwas Großes passiert war, das viel Arbeit machen würde, und wollte nicht involviert werden? Was sollte das mit der Explosion selbst zu tun haben?«

    »Scheißen wir also drauf?«

    Das war eine ungewöhnlich direkte Frage aus dem Mund von Niklas Grundström. Paul Hjelm blieb auf dem Flur stehen - und brachte Grundström tatsächlich dazu, ebenfalls stehen zu bleiben. Sie sahen sich an.

    »Nein«, sagte Hjelm schließlich. »Dieser Mann hat etwas Wichtiges gesehen. Davon bin ich überzeugt. Trotz allem. Da ist etwas in seinem, ich weiß nicht, in seiner Energie ...?«

    »Gut«, sagte Grundström bestimmt und setzte sich wieder in Bewegung. »Ein paar Grundinstinkte haben wir jedenfalls gemeinsam. Und ihr habt euch ja gut verstanden. Arvid und Paul.«

    Hjelm holte ihn im Laufschritt ein, und sie gingen eine Weile schweigend durch die Flure. Erst als sie wieder im Inneren des Präsidiums waren, sagte Grundström, ohne stehen zu bleiben und ohne seine Miene zu verändern:

    »Aber ein bisschen unheimlich war es doch.«

    Hjelm merkte, dass er die Augen aufriss.

    »Wieso?«

    »Elsa und ich haben uns heute morgen gestritten.« Zu seiner Verwunderung spürte Paul Hjelm, dass sich seine Brauen ein paar weitere Millimeter hoben. »Ach ja?«, sagte er vorsichtig. Grundström sagte:

    »Sie hat mir eine Ohrfeige verpasst. Mein rechtes Ohr tut immer noch weh.«

     

    *

     

    Eine Regenwolke glitt über die Stadt und ging über den Einwohnern nieder. Es war eine jämmerliche kleine Regenwolke, ein windgetriebener Scheuerlappen, den der Zufall gerade über dieser kleinen Großstadt auswrang, die seit siebenhundertfünfzig Jahren Stockholm genannt wurde. Und die ärmlichen, wenig dauerhaften Individuen, die der gleiche Zufall - oder ein anderer - genau an diesem Punkt in dem vierdimensionalen Puzzle namens Menschheit platziert hatte, ließen die Rinnsale an ihren Gesichtern herablaufen und stellten beim Anblick der gleichen Rinnsale in den Gesichtern der anderen eine gewisse Erleichterung an sich selbst fest. Als ob sie trotz allem irgendwie zusammengehörten. Als ob sie eine Erfahrung teilten.

    Vielleicht war etwas Außergewöhnliches vonnöten, um dies einzusehen, nämlich, dass es eine ganze Menge gibt, was uns verbindet.

    Ein großer Mann unbestimmten Alters und in einem überraschend modischen Jackett begriff dies, als er am Slussen aus dem Bus aus Nacka stieg und sich auf seine tägliche Wanderung entlang des Söder Mälarstrand und weiter zur Västerbro begab. Er hieß Gunnar Nyberg und konnte sich tatsächlich darüber freuen, dass die Störungen des U-Bahn-Verkehrs ihn nicht betrafen. Er lief weiter als nötig, während die Regentropfen ihm ins Gesicht klatschten. Erst als er weitgehend durchnässt war, spannte er den Schirm auf und erkannte, dass Stockholm neue Formen bekommen hatte.

    Eine blonde Frau in kaputten Jeans und einem Strickpullover, der hartnäckig über ihren gepiercten Bauchnabel nach oben rutschte, begriff es, als sie von ihrer neuen Wohnung auf halber Höhe von Götgatsbacken auf die Straße trat und die wenigen Schritte zur U-Bahn gehen wollte. Stattdessen blieb sie stehen und spürte, wie die Tropfen sich an den Haarwurzeln sammelten und, wenn sie groß genug waren, am Scheitel abwärtsglitten. Sie hieß Lena Lindberg, und als sie schließlich zu dem erwarteten Durcheinander von Ersatzbussen am Slussen hinunterschlenderte, fühlte sie sich teilhaftiger an der Menschheit als nur wenige Sekunden zuvor.

    Erst auf dem U-Bahnsteig kam einem älteren Mann in Lederjacke die gleiche Einsicht. Außerdem erkannte er, wie nass er war. Obwohl er die ganze Fahrt von Karlaplan bis T-Centralen dafür brauchte. Er hieß Viggo Norlander und fragte sich, ob er ungewöhnlich dickhäutig oder ungewöhnlich wirklichkeitsentrückt war. Und es dauerte mindestens ebenso lange, bis er begriff, warum der Bahnsteig der blauen Linie nach Rädhuset menschenleer dalag. Schließlich landete er in einem proppenvollen Ersatzbus. Er trocknete sich mit einer Gratiszeitung ab, woraufhin die Mitpassagiere folgenden Schriftzug auf seiner hohen Stirn lesen konnten: »benanschlag in U-Bahn!« Allerdings spiegelverkehrt.

    Ein kleiner dunkelhäutiger Mann von knapp vierzig Jahren begriff

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