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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Järfälla.«

    »Stein oder Schere?«, fragte Norlander und hielt die geballte Faust hin.

    Söderstedt schob sie beiseite und sagte:

    »Ich opfere mich für Järfälla.«

    »Opferst dich? Du denkst doch nur ans Kilometergeld, du Raff zahn.«

    »Dann nimmst du eben Järfälla«, sagte Söderstedt großzügig.

    »Hrmf«, machte Norlander.

    Und dann wanderten sie nebeneinanderher zur Garage, ohne ein einziges Wort zu wechseln, setzten sich in ihre Autos und fuhren auf die Bergsgata hinaus.

    Im selben Augenblick erreichte Gunnar Nyberg, der zuweilen ziemlich schnell fuhr, die Redaktion der großen Abendzeitung. Er parkte das Auto und betrat das mächtige Zeitungsgebäude. An der Rezeption fragte er vorbildlich knapp:

    »Veronica Janesen?«

    »Sie haben gerade Glück«, sagte die Empfangsdame. »Sie ist freie Mitarbeiterin und normalerweise gar nicht in der Redaktion.«

    »Das hat nichts mit Glück zu tun«, sagte Gunnar Nyberg und lächelte süß.

    Er wurde von einem Redaktionssekretär an Ort und Stelle geführt.

    Veronica Janesen war kleiner, als Nyberg es sich vorgestellt hatte. Sie saß an einem Schreibtisch in der offenen Bürolandschaft und schrieb fieberhaft. Als sie zu ihm aufsah, flatterte ihr strähniges Haar, und die Menge an Mascara schien das Gewicht des Gesichts zu verdoppeln.

    »Hej«, sagte Gunnar Nyberg. »Hier meldet sich ein Schwanzfechter.«

    Veronica Janesen sah so erschrocken aus, dass er sich eilends bemühte, seinen Ausweis vorzuzeigen. Innerlich war ihm wohl bewusst, dass er immer noch einen ziemlich Angst einjagenden Eindruck machte.

    »Ein Bulle«, schnaubte sie und sammelte ihre Gesichtszüge zusammen, die ihr vor Schreck entglitten waren.

    »Natürlich«, sagte Nyberg. »Was dachten Sie?«

    Veronica Janesen schüttelte den Kopf und sagte:

    »Wenn Sie wüssten, wie viele Drohungen ich bekomme ...«

    »Ich kann es mir vorstellen«, meinte Nyberg verbindlich. »Sie trampeln auf allerlei wunden Männerzehen herum.«

    »Ich sitze normalerweise nicht hier«, sagte Janesen verwirrt. »Wie haben Sie mich gefunden?«

    »Fortschrittliche Polizeiarbeit.«

    Sie speicherte den Text im Computer ab und führte Nyberg zu einer menschenleeren Teeküche mit einer hochmodernen Kaffeemaschine, die koffeinhaltige Getränke in allen erdenklichen Variationen zubereiten konnte. Er entschied sich für einen Cafe au Lait, eine Bezeichnung, die beinahe ganz von all den Latte-Varianten verdrängt worden war, und fand, dass er genau so fade schmeckte wie jeder andere Automatenkaffee auch. Veronica Janesen zeigte auf einen Stuhl an einem freien Tisch, auf dem allerlei Zeitungen in unterschiedlichen Stadien der Vergilbung lagen, und er setzte sich. Sie nahm ihm gegenüber Platz.

    »Ich habe einfach in der Redaktion angerufen«, erklärte Gunnar Nyberg. »Sie sagten mir, Sie seien hier.«

    »Fortschrittlich«, sagte Veronica Janesen ernst. »Zu Hause wird mein Bad renoviert, und zurzeit herrscht eine gewaltige Nachfrage nach meinen Kolumnen. Die Zeitung hat mir einen Schreibtisch zur Verfügung gestellt.«

    Nyberg betrachtete sie. In ihrem ernsten Gesicht war keine Spur von der Aggression zu erkennen, die ihre Kolumnen so oft über die bislang bekannten Grenzen trieb. Sie schien im Gegenteil eine recht sympathische Frau zu sein. Und kaum älter als dreiundzwanzig, vierundzwanzig Jahre.

    »Das wäre ja auch noch schöner«, sagte Nyberg. »Sie tragen die Zeitung doch auf Ihren Schultern.«

    Sie lachte, und Nyberg fühlte, dass das Eis gebrochen war.

    Er gab inzwischen ohne Umstände zu, dass er Frauen liebte, die smarter waren als er selbst. Es war tatsächlich eine echte Neigung, obwohl er sie viele Jahre lang nicht hatte zugeben wollen.

    »Was kann ich für meinen Freund und Helfer tun?«, fragte Janesen, noch nicht einmal besonders ironisch.

    »Schwanzfechter«, kam Nyberg direkt zur Sache.

    Sie hob die schwarzen Bögen ihrer Augenbrauen und starrte ihn an.

    »Sie sind also doch hier, um mich zu schikanieren? Für einen Schwanzfechter haben Sie sich gut maskiert, das muss ich sagen.«

    »Überhaupt nicht«, sagte Nyberg ruhig. »Ich möchte wissen, woher der Begriff kommt und ob es irgendeinen besonderen Kreis gibt, der Ihnen nahesteht und der ihn verwendet.«

    »Ich habe ziemlich viele Leserinnen«, sagte Veronica Janesen. »Viele lassen sich inspirieren. Es ist nicht zu glauben, wie viele von uns das Patriarchat satt haben. Und solche Kolosse wie Sie.«

    »Aber einige mögen uns immer

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