Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
sie fahren zu einem Bordell. Eigentlich sollten sie enttarnt und bloßgestellt werden. Stattdessen wurden sie in die Luft gejagt, die ganze Bande, Männer und Frauen, ohne Rücksicht auf patriarchalische Strukturen. Die überlebende Frau, von der wir nicht wissen, wer sie ist, bezeichnet Männer als Schwanzfechter.«

    »Sie wissen nicht, wer sie ist, aber sie spricht?«

    »Man nennt es chatten«, sagte Gunnar Nyberg.

    Veronica Janesen seufzte tief.

    »Ich bleibe dabei, es kann irgendeine meiner Leserinnen sein. Es gibt viele, und sie sind treu.«

    »Die bösen Männer sind wohl auch recht treu.«

    Sie lachte und sagte:

    »Trotzdem weiß ich, wer sie sind.«

    Gunnar Nyberg verschluckte sich. Er hustete eine Weile und sagte, mitten im Husten: »Sie wissen, wer sie sind?«

    »Ich glaube, ich verstehe es jetzt«, sagte Veronica Janesen. »Es gibt eine Clique von Fans. Sie mögen meine Parolen. Sie finden meine Formulierungen großartig.«

    »Das sind sie«, sagte Nyberg, »offensichtlich.«

    »Grundlage ist eine Mailing-Liste, mit vielen Teilnehmern.«

    »Eine Mailing-Liste?«

    »Die Gruppe nennt sich >Männerhass<. Ich glaube, Sie besitzen die erforderlichen ironischen Fähigkeiten, um das zu verstehen.«

    »Mit patriarchalischen Krücken, möglicherweise«, sagte Gunnar Nyberg.

    »Die Kerntruppe scheint aus vier Frauen zu bestehen, die Pornografie und Prostitution ablehnen. Sie haben auch ziemlich viel Humor.«

    »Wenn wir Glück haben, ist die Hälfte davon noch vorhanden.«

    »Zwei Überlebende, also?«

    »Vielleicht«, sagte Nyberg. »Es hängt von der ärztlichen Kunst eines Onkels ab.«

    »Eines Onkels, der Arzt ist?«

    »Ja«, sagte Nyberg und spitzte die Ohren. »Und der in der Nähe der St. Eriksbro wohnt.«

    »Davon weiß ich nichts«, sagte Veronica Janesen, »aber ich habe von einem Onkel gehört, der Arzt ist. Von Molly.«

    »Okay«, sagte Nyberg abwartend.

    »Die vier Mädchen, die die E-Mail-Liste >Männerhass< betreiben, heißen Molly, Gabriella, Alicia und Johanna.«

    »Kennen Sie sie?«

    »Nein, überhaupt nicht. Aber ich bekomme ihre E-Mails zugesandt.«

    »Wissen Sie, wie sie heißen?«

    »Ich habe nie etwas anderes als die Vornamen gehört. Molly wird Mollan genannt, Gabriella Gabbi. Aber sie könnten Andeutungen gemacht haben, im Nachhinein betrachtet, jetzt, wo wir wissen, was passiert ist.«

    »Welche denn?«

    »Ich muss in meine E-Mails schauen«, sagte Veronica Janesen, hielt aber mitten in der Bewegung inne. »Aber warten Sie. Was hat das alles mit der Bombe zu tun?«

    »Wir haben keinen blassen Schimmer«, sagte Gunnar Nyberg sehr aufrichtig. »Aber das ist die Bande, die in die Luft gejagt wurde. Eine Gruppe lüsterner Sexkunden und eine Clique falscher Sexverkäuferinnen.«

    »Absurd«, sagte Janesen und machte sich auf den Weg.

    Nyberg folgte ihr durch das große Zeitungsgebäude, das eher an ein Labyrinth erinnerte, wenn auch an eines ohne Wände. Alle Redaktionen waren völlig offen und die Grenzen zwischen ihnen eher diffus.

    Als Veronica Janesen bei ihrem provisorischen Schreibtisch ankam, stand Gunnar Nyberg bereits dort. Sie schrak zusammen. Er sagte:

    »Ich wollte nichts verpassen.«

    »Sie sind verrückt«, erwiderte sie und begann, ihre Tastatur zu bearbeiten. Eine lange Reihe E-Mails lief über den Bildschirm. Plötzlich hielt sie den Strom an und sagte:

    »Hier, da hab ich's. Mal sehen. Hier steht es, in einer Mail von Molly.«

    »Datum?«, fragte Nyberg.

    »Okay«, sagte Janesen. »Vor gut einer Woche. Am Freitag, zweiundzwanzigster Juli. >Ihr werdet eine feministische Aktion erleben, die von anderer Art ist als ein paar Steinwürfe auf Pornoläden. Wartet ab.<«

    »Und das stammt von Molly, unserer Lieblingsverrückten?«

    »Das verstehe ich jetzt nicht.«

    »Von Molly?«

    »Ja. Aber wieso Lieblings...?«

    »Haben Sie den Eindruck, dass Molly die Anführerin der vier ist?«

    »Ich glaube, die Struktur ist eher antihierarchisch. Aber wer die Mailing-Liste ins Leben gerufen hat und sie verwaltet, das ist Johanna.«

    »Aha«, sagte Nyberg nur.

    »Johanna schreibt in der Antwort-Mail vom selben Tag: >Wir können nicht mehr sagen, aber ihr werdet es spüren.<«

    »Ich kann Sie damit erfreuen, dass Johanna als Einzige von den vieren bei guter Gesundheit ist. Außerdem hat sie einen Busführerschein. Sie haben da keinen Nachnamen?«

    »Es kommen keine Nachnamen vor.«

    »Okay, Scheiße.«

    »Aber anderseits ...«

    Sie blätterte

Weitere Kostenlose Bücher