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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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noch«, sagte Nyberg und lächelte einnehmend. Sie lächelte ebenfalls.

    »Worum geht es also?«, fragte sie schließlich. »Worum geht es in diesen Tagen bei der Polizei?« Sie musterte ihn genau.

    »Meinen Sie, dass ich recht hatte?«, fragte sie. »Das ist sehr wahrscheinlich«, erwiderte er. »Fragt sich nur, womit.«

    »Damit, dass die Verteilung der Geschlechter in diesem Wagen etwas sonderbar war?«

    Gunnar Nyberg streckte sich ein wenig und sagte:

    »Sie werden verstehen, dass ich über manches nicht sprechen darf, schon gar nicht mit jemandem wie Ihnen.«

    »Wie ich?«

    »Einer Journalistin.«

    »Ich bin keine Journalistin.«

    »Das ist mir wohl bewusst.«

    »Und was sind Sie? Kritiker?«

    »Muss es so aggressiv sein? Das ist eigentlich alles, was ich wissen möchte. Sie haben ja recht. Aber muss es den Leuten derart eingehämmert werden?«

    »Ich glaube, Sie verstehen nicht, wie die Medienwelt dort draußen aussieht.«

    »Ich sehe sie nur von einer Seite, und die ist wahrlich nicht schön«, gab Nyberg zu.

    »Von der anderen Seite gesehen ist sie eher hart. Es ist hart zu überleben. Man muss eine Nische finden. Etwas, das nur einem selbst gehört. Und das jeder sofort wiedererkennt.«

    »In Nischen bleibt man stecken. Das ist ihre Natur.«

    »Sie sind wahrhaftig Kritiker.«

    »Leser, Schrägstrich Kritiker. Was sollen wir Ihrer Meinung nach sein? Widerstandslose Empfänger? Passive Behältnisse für Ihre wild ejakulierten Worte?«

    »Hm, feministischer Sprachgebrauch aus völlig falschem Mund.«

    »Falsch inwiefern? Zu großer Körper?«

    »Zu männlicher Körper.«

    »Vielen Dank. Und das meine ich wirklich so.« Sie hörten auf. Und sahen sich an.

    Gunnar Nyberg fand, dass es ein erhellender Moment war. Aber er war ja auch ein Stützpfeiler der patriarchalischen Gesellschaft.

    Als solcher sagte er in etwas ruhigerem Ton:

    »Ich lebe mit einer Frau zusammen, die viel intelligenter ist als ich - auch wenn ich in der letzten Zeit zu der Einsicht gekommen bin, dass ich intelligenter bin, als ich jemals zu glauben gewagt hätte. Und das ist Ludmilas Verdienst. Inwiefern unterdrücke ich sie?«

    »Strukturen«, sagte Veronica Janesen.

    »Das taugt nicht«, sagte Nyberg. »Ich höre diese Abstraktionen und kaufe sie niemandem mehr ab. Ich will konkret wissen: Wie unterdrücke ich, indem ich Mann bin, Ludmila, die Frau ist?«

    »Ich weiß nichts über Ihre private Situation.«

    »Warum behaupten Sie dann, dass Sie es tun?«

    »Das habe ich nie behauptet.«

    »Doch«, sagte Gunnar Nyberg. »Ich bin einer Ihrer Schwanzfechter. Ich unterdrücke Frauen automatisch und völlig unbewusst. Ich möchte aufrichtig wissen, was ich tun soll, um das zu vermeiden.«

    Es war wieder eine Weile still.

    »Schön, das mal loszuwerden, was?«, sagte Veronica Janesen.

    »Sehr schön«, antwortete Gunnar Nyberg.

    »Es ärgert Sie?«

    »Es ärgert mich gewaltig.«

    »Weil Sie wissen, dass es wahr ist.«

    »Ebenso, wie Sie wissen, dass Ihre Schwanzfechtertheorien nicht wahr sind. Sie treffen nicht auf alle weißen Männer mittleren Alters zu.«

    »Da sind wir uns schon einig. Wenn ich eine bestimmte mediale Rolle einnehmen muss, um Männer wie Sie - und lieber noch viel schlimmere Männer - zum Nachdenken zu bringen, dann bin ich bereit, das zu tun. Dann übernehme ich die Rolle als Hexe der Nation. Das ist okay.«

    »Und ich übernehme die Rolle des Schwanzfechters - für all die verdammten Feiglinge da draußen, die Frauen vergewaltigen. Was also ist ein Schwanzfechter?«

    »Ich bin selbst darauf gekommen«, sagte Veronica Janesen. »Ich glaube, das gibt es sonst nicht.«

    Gunnar Nyberg betrachtete sie eindringlich. Dann sagte er:

    »Könnten Sie sich vorstellen, auf billige Pointen zu verzichten, wenn ich erzähle, worum es geht? Nichts kommt in die Zeitung, nichts wird irgendwo in der Welt publiziert. Nichts wird irgendwem erzählt.«

    »Warum sollten Sie so etwas tun?«

    »Weil ich durch Sie verstehe, wie Ludmila war, als sie mit dreiundzwanzig Jahren in der Sowjetunion lebte.«

    Veronica Janesen lachte laut. Und ziemlich lange.

    »Sechsundzwanzig«, sagte sie. »Die Mascara macht mich jünger.«

    »Da sieht man's«, sagte er.

    »Ja«, sagte sie.

    »Ja?«, sagte er.

    »Ja«, sagte sie. »Ja, das kann ich mir vorstellen.«

    »Sie kämpfen gegen Porno und Prostitution. Eine Gang von Mädchen, die Sexkunden entlarven wollten. Sie füllten den U-Bahn-Wagen mit Freiern, die glaubten,

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