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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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es einstudiert wäre:

    »Ich vermute, damit ist die unterschiedliche Vorgehensweise der Schweden und der Dänen bei der Bekämpfung der zunehmenden Kriminalität unter Rockerbanden angesprochen. Ich bin auch der Meinung, dass dies lehrreich ist. Die Dänen halten uns für eine Bande von Paragrafenreitern, die sich von den Reglementierungen haben schlucken lassen. Sie selbst haben einen großen Teil der veralteten Integritätsschutzbestimmungen gelockert, um die Banden zu bekämpfen. Und sie sind ganz entschieden erfolgreicher als wir in Schweden. Hier werden die Banden stärker - und wir stehen dem hilflos gegenüber. Wir sind eine Polizei ohne Handlungsfreiheit.«

    Der Reichspolizeichef warf einen fast scheu zu nennenden Blick auf den Säpo-Chef und sagte, ein wenig aus seinem frisch gewonnenen Gleichgewicht gebracht:

    »Was hat das mit der terroristischen Tat von vergangener Nacht zu tun?«

    Und der Säpo-Chef erwiderte, wiederum beinahe, als ob es einstudiert wäre:

    »Wir wollen hoffen, dass unsere Gesetzeslage nicht wieder so beschaffen ist, dass der Integrität der Täter größere Priorität eingeräumt wird als dem Leiden der Opfer.«

    Kerstin Holm stellte fest, dass der Säpo-Chef ein Mann mit dramaturgischem Fingerspitzengefühl war. Dies war recht geschickt gemacht, das musste sie einräumen. Geschickt gemacht - wie jede effektive Propaganda. Denn jetzt hatte er den Ton für den Fall Carl Jonas angeschlagen: Hier sollte keine übertrieben liberale Rechtslage dem wirklichen Kampf im Wege stehen.

    Da hörte man ein Räuspern, und eine wohlbekannte Stimme sagte vom Podium herab:

    »Ich schlage vor, dass wir diese Ermittlung nicht mit politischem Hickhack beginnen.«

    Seiner Gewohnheit treu, gelang es Jan-Olov Hultin, die Wogen zu glätten. Es waren von keiner Seite Proteste zu vernehmen. Er sah sich ruhig um und fuhr fort:

    »Ich meine, wir sollten jetzt alle politischen Fragen ausklammern und uns direkt den Sachfragen zuwenden. Zu meiner großen Verwunderung wurde ich heute Nacht geweckt und gefragt, ob ich, der ich seit ein paar Jahren pensioniert bin, die Leitung der, wie man behauptete, größten schwedischen kriminalistischen Ermittlung übernehmen wolle. Ich habe zugesagt, und auch wenn ich als Kompromisskandidat berufen worden bin, habe ich die Absicht, die Ermittlung zu leiten, wie man mich gebeten hat. Ich bin nicht hergekommen, um eine zahnlose Galionsfigur abzugeben, auch nicht, um mir von anderen sagen zu lassen, was ich zu tun habe. Wir sind natürlich zahlreiche Beteiligte, und wir sitzen zu neunt hier oben auf dem Podium, vor allem, um Zusammenarbeit und Zusammengehörigkeit zu demonstrieren, wenn auch nicht immer Einverständnis. Wir werden diese Nuss knacken, und ich rechne damit, dass alle einer Meinung mit mir sind. Seid ihr das?«

    Kerstin Holm lächelte. Es bestand kein Zweifel, dass Hultin noch alle seine Pferde im Stall hatte. Die Frage war eher, ob sie sich nicht sogar noch vermehrt hatten. Dort saß der wahre Reichspolizeichef.

    Es erklang kollektives Gemurmel seitens des polizeilichen Auditoriums, und Hultin fuhr fort:

    »Ich will euch nicht mit den exakten Organisationsdetails langweilen, aber die Säpo bleibt federführend in der Ermittlung, alles Ermittlungsmaterial läuft über die Führungsgruppe der Säpo. Wir Übrigen - die Länspolizei Stockholm und die Stadtteilpolizei sowie die Reichskriminalpolizei - sind formell an die Säpo ausgeliehen. Das gilt eigentlich für die gesamte Polizei in Stockholm, mit Ausnahme gewisser Segmente der Stadtteilpolizei - sodass die Kleinganoven frohlocken werden. Hier oben sitzen also der Reichspolizeichef, der Chef der Säpo und sein Vize, die Chefin der Reichskriminalpolizei, die Polizeipräsidentin von Stockholm, der formelle Chef für die Sondereinheit für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter, der Chef der Gerichtsmedizin sowie der Chefkriminaltechniker. Und ich. Gemeinsam repräsentieren wir die geballte Muskelkraft des Polizeikorps. Von der ich wirklich hoffe, dass sie ausreicht, um die U-Bahn-Bomber zu fangen. Jetzt zur Sache: Chefkriminaltechniker Brynolf Svenhagen ist gerade nach einer schlaflosen Nacht vom Tatort zurückgekehrt. Wie ist die Lage?«

    Brynolf Svenhagen nickte urgesteingrimmig und ergriff auf seine übliche distinkte Weise das Wort:

    »Es handelt sich um eine Bombe in einer Tasche. Wagen 2000 besteht aus drei Teilen, die mittels zweier Gelenkböden verbunden sind. Der fragliche Zug hatte drei

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