Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
solche Wagen, von denen der Carl Jonas der letzte war. Die Bombe befand sich im hinteren Drittel des Wagens, wo sich elf Personen aufhielten. Im Mittelteil war niemand. Und im vorderen Teil waren fünf. Unsere elf Opfer, von denen sieben Männer und zwei Frauen tot und zwei Männer schwer verletzt sind, hielten sich also sämtlich im hinteren Drittel des Wagens auf. Die fünf Personen im vorderen Drittel des Wagens erlitten leichtere Verletzungen. Alle fünf sind identifiziert und von der lokalen Polizei vernommen worden, die als Erste am Tatort eintraf. Die Sprengwirkung war kräftig und brachte den Zug kurz nach der Abfahrt vom Fridhemsplan ein Stück vom Brückenlager der St. Eriksbro entfernt zum Stehen. Nach unserem gegenwärtigen Erkenntnisstand handelt es sich um einen hochmodernen militärischen Sprengstoff, der weitgehend mit dem des Londoner Anschlags vor einem Monat übereinstimmt. Die Tasche stand zu Füßen eines der beiden Männer, die einem anderen Mann gegenüber auf der zweiten hinteren Sitzbank, von der Tür aus gerechnet, saßen. Alle mit dem Fall befassten Polizisten haben ja die Bilder erhalten, ihr wisst also, wo. Ihr habt auch meine Skizze des Wagens bekommen, die wir vielleicht hier an die Wand werfen können. So, danke. Möglicherweise kann man vermuten, dass dieser einzelne Mann der Inhaber der Tasche war, und seine Identifizierung ist deshalb besonders wichtig. Die Identifizierung stellt uns jedoch vor gewisse Probleme, weil es sich um extrem verstümmelte Opfer handelt. Die Identität von fünf der neun Todesopfer ist mit hoher Wahrscheinlichkeit gesichert, hauptsächlich aufgrund rekonstruierter Ausweispapiere. An den übrigen vier arbeiten wir noch. Außerdem sind die Identitäten der beiden Überlebenden geklärt. Betrachten wir also die Skizze.«

    Brynolf Svenhagen machte eine kurze Pause und wandte sich um. Seine Tochter Sara, Mitglied der A-Gruppe, atmete aus und dachte an die phantastischen Darlegungen in ihrer Kindheit. Schon damals hatte der Mann, der im normalen Alltagsleben kein Wort äußerte, hin und wieder plötzlich Wind unter die Flügel und Wind ins Gaumensegel bekommen und eine maschinell vorgebrachte Erklärung geboten, beispielsweise über die Art, wie verschiedene Sorten von Gehirnsubstanz aus Austrittswunden spritzen. Er blieb kein einziges Mal stecken.

    Manchmal grübelte Sara darüber nach, was diese verbalen Kanonaden in ihrer Kindheit mit ihr gemacht hatten.

    Nun fuhr Brynolf Svenhagen fort:

    »Wie ihr auf den Fotos vom Tatort gesehen habt, ist es für ein ungeübtes Auge leicht, von reinem Chaos zu sprechen. Aber ein geübtes Auge sieht viel mehr. Es lässt sich zum Beispiel ziemlich leicht entscheiden, wie die Sprengwirkung ausgesehen hat. Hier seht ihr die Streuung, wie ein Stern von einem Zentrum ausgehend. Die elf Individuen befanden sich also hier. Vier dürften gestanden haben, einer auf den Stehplätzen im vorderen Teil, drei im hinteren. Die vier standen ungefähr so, wie man in der U-Bahn in der Regel steht, wahrscheinlich an die Scheiben gelehnt, die dann zersplitterten. Zwischen diesen Stehenden saßen auf viermal vier Sitzplätzen fünf Personen, darunter also auch der mutmaßliche Bombenmann auf dem Fensterplatz, und zwar in Fahrtrichtung. Hier. Die zwei Verletzten saßen ganz hinten, hier. Da war die Sprengwirkung eine Spur geringer. Man kann hinzufügen, dass die Sprengkraft ungefähr ein Fünftel der Sprengkraft einer einzelnen der in London explodierten Bomben betrug. Von einer kräftemäßig enormen Tat kann also nicht die Rede sein. Dennoch starben neun Personen - möglicherweise sind es bald elf. Sigvard?«

    Tatsache war, dass Kerstin Holm, die ja ein halbes Jahr suspendiert gewesen war und erst kürzlich ihren Dienst wieder angetreten hatte, nicht ahnte, dass der alte Uhu Sigvard Qvarfordt sich panisch an seinen Job klammerte. Sie würde sein Alter auf einhundertzwei Jahre getippt haben. Als er den Mund aufmachte, zeigte sich zwar, dass seine Stimme um einiges knarrender geworden war, aber seiner Vernunft schien es an nichts zu mangeln.

    »Möglicherweise bald elf«, knarrte er. »Es steht nicht besonders gut um die beiden Verletzten. Wir haben es mit schweren Quetschungen und zahlreichen Knochenbrüchen, aber nicht mit Gehirnschäden zu tun. Beide liegen im Respirator, der Jüngere ist in etwas besserer Form als der Ältere. Aber beide befinden sich in einem kritischen Zustand. Sie liegen im Koma, und wir haben keine Ahnung, wann sie

Weitere Kostenlose Bücher