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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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getan?«

    »Ich frische Ihr Gedächtnis ein wenig auf. Sie hatten Ihre Tochter und Ihre Enkelkinder in Äkeshov besucht. Es war ziemlich spät geworden. Sie gingen, um die letzte U-Bahn nach Hause zu nehmen.«

    »Es gab ein feines Essen«, sagte Eskilsson. »Und die Mädchen blieben lange auf. Sie werden allmählich groß. Elf und dreizehn. Wir haben einen Film gesehen. Einen Zeichentrickfilm über die Eiszeit. Ein lustiger Film. Ice Age. Dann gingen die Mädchen ins Bett, und wir tranken noch einen Cognac. Vielleicht zwei. Ich mag Lage, meinen Schwiegersohn. Er ist witzig.«

    »Und dann gingen Sie zur U-Bahn.«

    »Ja, stimmt. Ich hatte den Fahrplan nicht genau im Kopf, deshalb musste ich eine Viertelstunde auf dem Bahnsteig warten. Aber es war kein Mensch da, also kein Problem.«

    »Dann fuhr der Zug ein ...«

    »Ja. Ich ging durch die Tür, die mir am nächsten war, es muss die fünfte von hinten gewesen sein.«

    »Dann hat etwas Sie veranlasst, im Wagen nach vorn zu gehen.«

    »Es war irgendwie so laut. Ich wollte in einen ruhigeren Teil des Wagens. Das weiß ich noch.«

    »Laut? War es nicht leer in der Wagenmitte?«

    »Vielleicht war es nicht so schlimm. Aber ich erinnere mich, dass es vorn ruhiger wirkte. Da war es leer. Ich setzte mich vor der nächsten Stehplatzfläche. Dann stieg am Brommaplan ein junges Mädchen mit diesen Ohrstöpseln ein, in Abrahamsberg ein Mann, der las, in Stora Mossen eine magere Dame, in Alvik ein verliebtes Pärchen. Die magere Dame stieg am Fridhemsplan aus.«

    »Durch welche Tür kamen diese Leute?«

    »Ich sah sie einsteigen. Also von der vorderen Tür. Ich saß in Fahrtrichtung. Die magere Dame setzte sich neben mich. Der lesende Mann und das Mädchen mit den Ohrstöpseln auf die andere Seite des Gangs.«

    »Sie haben ein gutes Gedächtnis«, sagte Kerstin Holm. »Nach Alvik ist also niemand mehr zugestiegen?«

    »Nein ...«

    »Sie zögern ...«

    »Doch, ich erinnere mich, dass in Kristineberg und am Fridhemsplan eine Reihe Menschen vorbeiging. Am Thorildsplan war es vollkommen leer.«

    »Vorbeiging?«

    »Draußen. Auf dem Bahnsteig. Nach vorn. Zum nächsten Wagen vermutlich. Einige liefen.«

    »Wieso? Als wollten sie nicht in Ihren Wagen?«

    »Vielleicht...«

    »Was uns zur Ausgangsfrage zurückbringt. Warum gingen Sie selbst im Wagen nach vorn?«

    »Ich müsste mich erinnern. Aber ich habe eine Gehirnerschütterung abbekommen. Neben all diesen Schnittwunden.«

    »Und Sie haben sich eine halbe Flasche Whisky genehmigt«, sagte Gunnar Nyberg.

    »Da können Sie Gift drauf nehmen«, sagte Eskilsson stocknüchtern. »Das schärft meine Sinne.«

    »Trinken Sie viel?«, fragte Gunnar Nyberg.

    »Wenn ich eine Gehirnerschütterung habe und mir das ganze Gesicht zerschnitten worden ist: ja.«

    »Was war das für ein Lärm im Wagen?«, hakte Kerstin Holm nach. »Was hat Sie gestört, aber doch nicht genug, um den Wagen ganz zu meiden?«

    Nils-Äke Eskilsson schüttelte langsam den Kopf.

    »Ich nehme an, es war ein Besoffener«, sagte er. »Das ist das Einzige, was ich am U-Bahn-Fahren nicht ausstehen kann. Aber ich erinnere mich wirklich nicht. Als es knallte, spürte ich nur, wie mir das Blut übers Gesicht lief, und versuchte, mein Taschentuch gegen eine der Wunden zu pressen. Ich bin meinem Schöpfer dankbar, dass ich nicht ein einziges Mal hinter mich geschaut habe. Vielen ist es schlechter ergangen als mir. Die haben schlimmere Sachen gesehen. Und ich bekomme immerhin ganz umsonst ein neues Gesicht.«

    Sie bedankten sich bei der alten Mumie und gingen. Auf dem Weg zum Auto sagte Nyberg:

    »Ein Besoffener oder etwas ...«

    »Entweder ging es laut zu in dem Kreis ganz hinten, bei denen, die dann starben«, sagte Kerstin Holm, »oder wir sind dabei, einen Menschen im mittleren Teil des Wagens zu lokalisieren.«

    »Aber warum hat dann bisher niemand etwas gesagt. In den früheren Vernehmungen?«

    »Es waren spontane Befragungen, direkt vor Ort. Alle waren geschockt. Und außerdem muss man eine Vorahnung von der Existenz einer unbekannten Person haben, um die Fragen zu stellen, die zu ihr hinführen.«

    »Stimmt«, sagte Nyberg und streckte die Hand aus.

    Kerstin Holm betrachtete sie ausdruckslos.

    »Komm schon«, sagte Nyberg bittend. »Lass ihn mich ausprobieren.«

    Kerstin Holm atmete einmal tief durch und legte den Schlüssel in die ausgestreckte Hand.

    Hinterher sollten die Angaben von verschiedenen Mitgliedern der Sondereinheit für

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