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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Gewaltverbrechen von internationaler Art stark infrage gestellt werden, und möglicherweise ging die Uhr im Wagen falsch, aber Tatsache war, dass sie für die Strecke von Stureby nach Gamla Stan sieben Minuten brauchten. Als das Hybridauto am Slottsbacken langsamer wurde und elegant auf einen freien Parkplatz glitt, betrachtete Gunnar Nyberg seine Chefin. Sie sah aus, als hätte sie in die tiefsten Abgründe der Hölle geblickt. Ihr Haar war in einer seltsamen Unordnung, und ihre Haut war bleich wie Pergament und wirkte, als könne sie jeden Augenblick reißen.

    »Nicht schlecht«, sagte Nyberg und streichelte sanft das Armaturenbrett. »Hat echt Pfeffer, der Kleine.«

    Er schleppte sie in einem engen Treppenhaus in der Österlänggata drei Treppen hinauf und klingelte an einer Tür, auf der »Smith« stand.

    »Alias Smith and Jones«, sagte Gunnar Nyberg und warf Kerstin Holm einen raschen Blick zu. Ihre Augen waren immer noch glasig.

    Eine alte Dame öffnete und starrte die Erscheinung vor der Tür feindlich an.

    Gunnar Nyberg sagte:

    »Frau Smith? Wir suchen ihre Nichte, Nadja.« Der Blick der Dame wurde schärfer, und sie sagte belehrend:

    »Besucher pflegen sich zunächst vorzustellen.«

    »Wir kommen von der Polizei«, sagte Gunnar Nyberg geduldig und hielt ihr seinen Ausweis hin. »Gunnar Nyberg und Kerstin Holm.«

    »Aber meine Kleine«, stieß Frau Smith hervor, als sie die Gestalt hinter dem Riesenkörper erblickte. »Was ist denn mit Ihnen los?«

    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Kerstin Holm mit einer Stimme, die nur in Gleichnissen beschrieben werden konnte. Nyberg dachte an das Geräusch von erkaltendem Asphalt.

    »Möchten Sie ein Glas Wasser?«, fragte Frau Smith und griff nach Kerstins Arm.

    »Danke, das wäre gut«, sagte Kerstin Holm mit der gleichen Stimme, allerdings in doppelter Lautstärke.

    Während Frau Smith sich mit raschen Schritten durch die altmodische, aber gepflegte Wohnung bewegte, rief sie mit burschikoser Stimme:

    »Nadja! Die Polizei schon wieder!«

    Ein pochendes Geräusch wurde hörbar, und am Ende des Flurs erschien eine zarte junge Frau von etwa achtzehn Jahren auf einer Wendeltreppe. Sie hatte dunkle Haare und trug recht alltägliche Teenager-Freizeitklamotten. Bei jedem Schritt, den sie machte, schlug ein Gipsfuß gegen die Treppenstufe, und sie quälte sich mit widerspenstigen Krücken die schmale Treppe hinunter.

    Kerstin Holm setzte sich auf einen Stuhl direkt an der Tür, und Nadja Smith ließ sich auf einen Stuhl daneben sinken.

    »Sie sehen nicht allzu frisch aus, meine Damen«, sagte Gunnar Nyberg feinfühlend und griff nach einem Schemel, auf dem er sich umstandslos niederließ. Da saßen sie im Kreis, unmittelbar neben der Wohnungstür, als die alte Frau Smith mit einem Glas Wasser in der Hand erschien. Sie reichte es Kerstin Holm und sagte skeptisch:

    »Aber möchten Sie wirklich hier sitzen? Wollen wir nicht in den Salon gehen?«

    »Danke, es geht gut hier«, sagte Kerstin Holm und nippte an dem schwappenden Wasser. »Wir wollen es kurz machen.«

    Zwei Generationen Smith starrten sie einen Augenblick an, als habe sie einen ausgefallenen Dialekt gesprochen. Dann ließ die ältere Generation die jüngere in Ruhe.

    »Ich habe nichts Neues zu sagen«, begann Nadja Smith ungnädig. »Es ist schon ätzend genug, sich diese Scheißtreppe hinauf- und hinunterzuquälen.«

    »Wir bedauern die Unannehmlichkeit«, sagte Gunnar Nyberg mit einer Ironie, die er für perfekt altersangepasst hielt.

    »Sie waren die einzige Überlebende im Wagen, die mit dem Gesicht in Richtung der Explosion saß, Nadja«, sagte Kerstin Holm, deren Stimme sich langsam zu normalisieren begann. »Das macht Sie zu einer einzigartigen Zeugin. Also erzählen Sie alles, von Anfang an.«

Nadja vollführte eine Geste, die perfekt zu ihrem Alter passte.

    Nach diesem kleinen obligatorischen Protest sagte sie: »Ich bin am Brommaplan zugestiegen. Ich habe da einen Nebenjob während meines Studiums, um keine Studienschulden machen zu müssen. Wir waren aus gewesen, um ein paar Bier zu trinken. Ich hörte Musik auf meinem MP3-Player und hätte beinahe den Zug verpasst. Aber ich erwischte ihn noch, und ich setzte mich auf einen freien Sitz und hörte Robyn. Die ist so verdammt gut. >Be Mine<, besonders die Instrumentalversion. Ich hatte die Repeat-Taste eingeschaltet und schloss die Augen. Ich glaube, ich bin eingeschlafen. Da kam die Explosion, und ein Mann, der gelesen hatte, landete

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