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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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misstrauen.«

    »Nun hör schon auf«, sagte Norlander und warf dramatisch die Hände in die Luft. »Sie machen einen äußerst zielbewussten Eindruck, sie äußern sich mit zielbewusster Verachtung über den westlichen Lebensstil, es finden sich arabische Spuren in ihrer gesprochenen Sprache, sie verwenden ein unbenutztes Telefon für den Anruf. Sie existieren, das ist doch klar.«

    »Dass sie existieren, bezweifle ich nicht«, sagte Söderstedt. »Es ist irgendeine muslimische Gruppe in Schweden. Aber sind sie wirklich die Schuldigen?«

    »Also ist deine Zwergenwurftheorie besser?«

    »Es war deine.«

    »Entschuldigung. Die Fledermaustheorie.« Einen Moment lang betrachteten sie einander absolut schweigend.

    Schließlich sagte Arto Söderstedt, während er gleichzeitig energisch am Computer zu schreiben begann:

    »Computer.«

    »Was?«, fragte Viggo Norlander. »It all boils down to Computers.«

    »You've lost me.«

    »Es muss bei den Ermittlungsunterlagen sein«, erklärte Söderstedt und klickte sich durch die Seiten. »Hat die Stockholmer Polizei nicht die Computer der Opfer untersucht?«

    »Die Computer der Opfer?«, wiederholte Norlander. »Das bezweifle ich stark. Warum sollte sie?«

    »Es scheint tatsächlich nicht der Fall zu sein«, meinte Söderstedt schließlich. »Sie sind doch bei ihnen zu Hause gewesen. Warum nicht ihre Computer mitnehmen? Da findet man doch heutzutage alles.«

    »Alles, wie ...?«

    »Alles, wie eventuelle Kontakte der Opfer untereinander, eventuelle Verabredungen, sich in der U-Bahn zu treffen und so weiter. Vielleicht das Ziel dieses nächtlichen Ausflugs.«

    »Wenn es denn ein nächtlicher Ausflug war. Sie sind möglicherweise nur ein bisschen herumgefahren. So wie man manche Freaks in der U-Bahn herumkutschieren sieht.«

    »Das wäre ja noch absonderlicher«, sagte Söderstedt und stand auf. »Eine Versammlung herumkutschierender U-Bahn-Freaks.«

    »Wohin willst du?«

    »Dahin, wo du auch hinsollst. Komm schon.«

    Und damit wanderten die beiden auf den leeren Korridor hinaus. An den Türen zum Haupttrakt des Präsidiums stießen sie mit Jorge Chavez und Gunnar Nyberg zusammen.

    »Partnertausch?«, fragte Norlander.

    »Klappe«, sagte Chavez.

    Weiter erstreckte sich das Gespräch nicht, denn bevor Norlander es sich versah, hatte Söderstedt ihn in den Aufzug gezogen. Wortlos fuhren sie ein paar Stockwerke abwärts, durchwanderten weitere Korridore und gelangten zu einer Tür, die tatsächlich bewacht war. Persönlich. Ein Securitas-Wachmann stand davor und sah künstlich streng aus. Als sei er auf dem falschen Platz im Leben gelandet. Polizisten zu bewachen und sie vor anderen Polizisten zu schützen, war bestimmt ein zutiefst schizophrenes Erlebnis für jemanden, der es vermutlich nicht geschafft hatte, Polizist zu werden.

    Söderstedt zeigte großzügig seinen Ausweis und legte die Hand an die Türklinke. Der Wachmann seinerseits ergriff Söderstedts Hand.

    »Tut mir leid«, entgegnete er. »Sie sind nicht autorisiert.«

    »Augen auf«, sagte Söderstedt. »Wir sind Polizisten.«

    »Tut mir leid«, sagte der Wachmann. »Sie brauchen einen provisorischen Passierschein.«

    »Säpo-Kram«, seufzte Söderstedt und zog sein Handy heraus. Er bekam Antwort und sagte:

    »Hier ist Arto. Viggo und ich müssen mit dir reden.«

    Er reichte dem Wachmann das Handy. Der hörte nur zu und öffnete ihnen schließlich die Tür. Mit seiner Miene war dabei nicht zu spaßen.

    Söderstedt ging einen klinisch reinen Korridor entlang, Norlander klebte an seinen Fersen. Schließlich gelangten sie an eine Tür, auf der ein anspruchsloser Schriftzug kundtat, dass dies der Aufenthaltsort des Ermittlungsleiters Jan-Olov Hultin war.

    Söderstadt trat ein, ohne zu klopfen. Der alte Uhu Hultin thronte wie ein Techno-DJ inmitten eines Maschinenparks. Computer überall. Es war ein Anblick, dessen Söderstedt sich nie für würdig erachtet hätte. Ganz einfach herrlich.

    Aus dem Mann mit den Flipcharts war der Mann mit den Computern geworden.

    »Arto«, sagte Hultin und blickte von seinem Maschinenpark auf. »Was verschafft mir die Ehre?«

    »Das hier ist... unerwartet«, erklärte Arto Söderstedt.

    »Was willst du?«, fragte Hultin ruhig.

    »Ich will, dass du einen einzigen Anruf tätigst und dafür sorgst, dass sämtliche Computer sämtlicher identifizierter Opfer auf der Stelle hierher verfrachtet werden - und zwar die Computer von ihren Arbeitsplätzen wie die aus ihren

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