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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Polizei bekannt ist?« Ja -

    »Kennst du seinen richtigen Namen?«, fragte Chavez. Nein.

    »Und die beiden anderen, deren Namen du vergessen hast, hatten die auch Spitznamen?« Nein.

    »Und an die kannst du dich weiterhin nicht erinnern?«

    Nein.

    »Versuchen wir, den Namen herauszubekommen? Sind es mehr als fünf Buchstaben?« Nein.

    »Gut«, sagte Chavez. »Das könnte schwierig werden. Sind es fünf?« Nein. »Vier?« Ja -

    »Das schwedische Alphabet hat, glaube ich, achtundzwanzig Buchstaben«, sagte Chavez. »Wir unterteilen es in vier Teile á sieben Buchstaben. Von a bis g, von h bis n, von o bis u und von v bis ö. Verstehst du?«

    Ja.

    »Also, der erste Buchstabe. Von a bis g?« Nein.

    »Von h bis n?« Ja -

    »H?«

    Und so machten sie eine Weile weiter, bis Chavez die Buchstaben k, i, 1 und 1 hatte. Alle aus der zweiten Buchstabengruppe.

    »Nennt er sich Kill?«, fragte er schließlich.

    Ja -

    »Weißt du noch mehr über ihn?« Ja -

    »Wo er wohnt?« Nein.

    »Ist er Schwede? Also Immigrant?« Ja -

    »Weißt du, aus welchem Land er stammt?« Nein.

    »Gibt es ein Foto von ihm?« Nein.

    »Hast du eine Ahnung, wie wir ihn finden können?«

    Ja.

    »Wie denn, verdammt?«, entfuhr es Chavez. Keine Reaktion.

    »Entschuldige«, sagte Chavez. »Dumm von mir. Reden wir von einem Platz? Einem besonderen Platz, wo man Kill finden kann?«

    Nein.

    »Über eine andere Person?« Nein.

    »Das Internet?«

    »Passwort?«

    »Eine Zeitung?«

    »Telefonnummer?«

    Nein, nein, nein, nein. Und immer langsamer. Schließlich legte Gunnar Nyberg die Hand auf Chavez' Arm und schüttelte den Kopf. Chavez seufzte und nickte.

    »Wirst du müde, Bengt?«

    Mit erheblicher Verzögerung kam ein »Ja«.

    Sie verabschiedeten sich von Bengt Äkesson, der jetzt offenbar eingeschlafen war, und gingen wieder auf den Flur.

    »Okay«, sagte Kerstin Holm erleichtert. »Das ging ja doch ganz gut. Ihr beiden fahrt zurück ins Präsidium und stellt die Informationen gleich ins Intranet. Die Polizei von Rägsved müsste doch etwas Kluges über Kill zu sagen haben, sollte man meinen.«

    »Ich frage mich, was Bengt weiß«, sagte Chavez irritiert. »Er könnte uns ja offenbar mitteilen, wie wir Kill kriegen können, aber ich finde nicht die richtigen Fragen. Warum?«

    »Denk darüber nach«, sagte Holm. »Formuliere Fragen. Und du auch, Gunnar. Du musst versuchen, all deine alten Kontakte in die Unterwelt zu aktivieren.«

    Gunnar Nyberg nickte und fragte:

    »Und was machst du?«

    »Ich bleibe noch ein bisschen hier«, sagte Kerstin Holm und ging wieder hinein.

    »Jetzt, glaube ich, ist es höchste Zeit, dem Personal Bescheid zu sagen«, meinte Gunnar Nyberg und betrachtete die geschlossene Tür.

    Kerstin Holm ging zu dem traurigen Krankenbett, setzte sich auf den Besucherstuhl daneben und nahm Bengt Äkessons schlaffe, aber warme Hand. So saß sie eine Weile da. Sie fühlte die Tränen rinnen. Sie rannen ganz frei und sehr seltsam, als hätte sich eine Schleuse geöffnet, eine Schleuse, die es sonst nicht gab. Tropfen von Wimperntusche fielen auf Bengts Laken und bildeten ein seltsames Sternbild. Sie schloss die Augen, und die Tränen rannen weiter, als brannten sie sich durch die Lider. Als sei es nicht möglich, die Augen zu schließen. Als sei es nicht mehr erlaubt.

    Schließlich sagte sie, leise:

    »Bist du wach, Bengt?«

    Es dauerte eine Weile, dann kam eine einzelne, langsame Bewegung der Pupille an der Innenseite des bleichen Augenlids.

    »Ich will dich nicht mehr stören«, sagte sie. »Ich habe nur eine einzige Frage. Eine einzige.« Sie beobachtete seine Lider.

    Wie viele Male hatte sie Gelegenheit gehabt, sie zu küssen? Hatte sie es je getan? Sie tat es jedenfalls jetzt. Dann sagte sie:

    »Kannst du mir verzeihen, Bengt? Das ist alles, was ich wissen will.«

    Die Bewegung, die jetzt kam, war die langsamste, die sie bisher gesehen hatte. Sie wartete auf Nummer zwei. Ja, sie wartete tatsächlich auf Nummer zwei. Die kam nicht.

    Es blieb bei einer. Einer langsamen. Vielleicht einer intensiven. Ja -

     

    *

     

    Sie kamen sich sehr allein vor im Präsidium, außer ihnen war keiner da. Auf jeden Fall nicht auf dem Korridor der A-Gruppe. Und sie selbst wären auch lieber anderswo gewesen. Auf Jagd.

    Aber das Intranet musste ihnen reichen. Die Ermittlung wuchs die ganze Zeit an, begann den Rahmen des Überschaubaren zu sprengen und in einen dschungelartigen Zustand einzutreten. Der Strukturfaschist in

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