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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Wohnungen.«

    »Motiv?«, fragte Hultin.

    »Ich glaube, es war eine Gruppenreise«, sagte Söderstedt. »Die ganze Bande war auf dem Weg von zu Hause weg. Unterwegs zu etwas.«

    Hultin betrachtete ihn scharf, drehte den Nacken ein wenig, justierte seine Eulenbrille, nahm den Telefonhörer ab und winkte die beiden Besucher hinaus.

    »Gern auch ein bisschen Personal«, fügte Söderstedt hinzu.

    Hultin betrachtete ihn noch schärfer, wenn das überhaupt möglich war. Und winkte noch heftiger.

    »Na siehst du«, sagte Söderstedt, als sie wieder im Korridor waren. »Es läuft doch wie geschmiert.«

     

    *

     

    Jonte war Junkie. So einfach war das. Das war der Grund, weshalb er als Türsteher beim Riehe aufhören musste - ein nicht ganz ungewöhnliches Türsteherschicksal -, und das war der Grund, weshalb er aufgehört hatte, Findus und seinen Kumpeln Scherereien zu machen.

    Er befand sich auf der Platte, wie der Sergels torg trotz aller Versuche zur Luxussanierung genannt wurde. Nach wie vor irrten einige verwirrte Junkies auf der Platte umher, die noch immer das Zentrum des Drogenhandels von Stockholm war. Sie sahen aus wie dahingeschiedene Seelen, die am Ufer des Totenflusses umherirrten, ohne hinüberzukommen.

    Einer von ihnen war Jonte. Jon Anderson erkannte ihn, wie er auf der neuen Rolltreppe auf und ab fuhr, auf und ab in einem ewigen Kreislauf.

    Einem bösen Kreislauf.

    Er stellte sich kurzerhand neben Jonte und begleitete ihn Runde für Runde. Schließlich reagierte der.

    »Was tust du, zum Teufel?«, murmelte er undeutlich. »Äffst du mich nach, du Arsch?«

    »Erinnerst du dich an die Kapuzenjacke, Jonte?«, sagte Anderson ruhig. »Sie war grün-gelb gestreift mit einem kleinen Elch als Logo darauf.«

    »Was erzählst du da für einen Scheiß?«, fauchte Jonte und starrte ihn an.

    »Abercrombie and Fitch«, sagte Jon Anderson.

    Jontes Blick wurde ein wenig träumerisch.

    »Ja«, antwortete er. »Die war gut. Aber sie ist weg. Sie ist mir geklaut worden.«

    »Du hattest sie an, als du ein Handy gekauft hast, erinnerst du dich?«

    Jonte verließ die aufwärtsfahrende Rolltreppe und bestieg die abwärtsfahrende. Anderson tat das Gleiche.

    »Scheiße«, sagte Jonte und grinste. »Ich glaube, für so kurze Zeit habe ich noch nie was besessen. Und die Jacke haben sie auch geklaut, die Schweine.«

    »Haben sie dich gleich draußen auf dem Drottningholmsväg ausgenommen?«

    »Nein, sie haben mich in eine Querstraße gedrängt. Drei Mann draußen, einer drinnen im Laden. Verdammt professionell. Der im Laden gab denen draußen ein Zeichen. Aber wer zum Teufel bist du? Bestimmt Basketballspieler, du bist doch mindestens zwei Meter zwanzig groß.«

    »Zwei null drei«, sagte Jon Anderson, nicht ganz ohne Stolz. Seine Größe gehörte zu den wenigen Dingen, wegen der er nie einen Komplex gehabt hatte. Es hatte ihm immer ein bisschen Spaß gemacht, auf die anderen herabzusehen.

    »Okay«, sagte Jonte ironisch. »Dann eben so.«

    »Warum hast du den Diebstahl nicht angezeigt?«

    »Haha, warum bist du nicht eins fünfundsiebzig groß?«

    »Mit anderen Worten, du bist gar nicht auf den Gedanken gekommen?«

    »Solche Leute zeigt man nicht an. Wie hast du mich übrigens gefunden?«

    »Es war ein bisschen kompliziert«, sagte Jon Anderson. »Über das Riehe und dann über deine Exfreundin und deinen Dealer.«

    »Du bist also ein Bulle?«

    Und Jonte sah tatsächlich ein wenig erleichtert aus.

    »Was dachtest du?«, sagte Anderson.

    »Nichts.«

    »Dass ich einer von denen bin?«

    »Man kann nicht sagen, dass du aussiehst wie einer von denen. Aber wer weiß. Sie werden immer mehr. Superlange Kerle sind vielleicht der neue Trend, wer weiß«

    »Hast du sofort gewusst, dass die es waren?«

    »Man hat ja von ihnen gehört.«

    »Erzähl von ihnen.«

    »Wenn ich es bisher nicht getan habe, tu ich es auch jetzt nicht. Sorry, Mann.«

    »Keiner erfährt etwas. Wir sind zwei ganz normale Typen, die ein bißchen Rolltreppenracing veranstalten.«

    Jonte lachte und verließ die Rolltreppe.

    »Gib mir ein Würstchen aus, dann rede ich«, sagte er.

    »Ein Würstchen?«

    »Es gibt da einen alten Wurstverkäufer auf der Platte. Ich meine einen alten klassischen Wurstverkäufer. Mit Würstchen wie bei einem Spiel in der sechsten Liga. Einfache, ohne Brot und Ketchup. Nur Butterbrotpapier, Senf und lange Zipfel an den Enden.«

    Während sie zum Sergelstorg hinaufgingen, dachte Jon Anderson an die

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