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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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Kunst- und Neonlicht, mehr als genug, um alles deutlich zu erkennen. Die beiden wechseln keine weiteren Worte mehr. Sondern warten schweigend ab. Irgendwo, in einem der angrenzenden Büros, vielleicht in dem unter oder über ihnen, springt eine Klimaanlage an, und durch das leise Brummen im Hintergrund wirkt der Bürokomplex nicht mehr ganz so unbelebt.
    Pünktlich auf die Minute erscheinen von Süden her mehrere Scheinwerferpaare. Drei Polizeiautos vor einem Transporter und dahinter drei weitere Polizeiautos. Sie fahren nur langsam. Keines der Fahrzeuge hat das Blaulicht eingeschaltet. Als sich die Wagen nähern, schiebt sich das Gerichtsgebäude in das Blickfeld und versperrt die Sicht, aber Melissa weiß, dass sie zur Vorderseite des Gebäudes fahren.
    Am Montag werden sie durch den Verkehr und die Menschenmassen langsamer vorankommen.
    Sie dienen zur Ablenkung.
    Gleichzeitig kommt auf der Parallelstraße ein Transporter ins Sichtfeld. Er verschwindet ebenfalls hinter dem Ge richtsgebäude, doch als er zu dessen Rückseite fährt, erscheint er wieder im Blickfeld. Er biegt in die Straße zwischen dem Bürokomplex und dem Hintereingang des Gerichts. Der Parkplatz des Gerichtsgebäudes ist von einem Maschendrahtzaun umgeben. Irgendjemand auf dem Grund stück drückt einen Knopf, und ein Tor im Zaun rollt zur Seite. Der Transporter fährt auf den Parkplatz, und das Tor rollt wieder zu.
    Der Transporter parkt dicht an der Tür. Sein Heck zeigt Richtung Bürofenster. Die Türen öffnen sich.
    »Ich kann alles sehen«, sagt Raphael.
    »Konzentrier dich«, sagt sie. »Du darfst den Moment nicht verpassen.«
    Sie kann ebenfalls alles sehen, allerdings nicht in allen Einzelheiten. Zwei Männer in Schwarz steigen aus dem Heck des Transporters. Dann schlurft ein Mann in Orange heraus. Melissa kann die Ketten zwar nicht sehen, aber daran, wie er sich bewegt, kann sie erkennen, dass er sowohl an den Knöcheln als auch an den Handgelenken welche trägt. Er tritt von der Ladefläche. Die anderen haben ihre Waffen auf ihn gerichtet. Für zwei Sekunden rührt sich nie mand.
    In zwei Sekunden kann eine Menge passieren.
    Der Häftling setzt sich Bewegung, bis zum Eingang sind es gut zehn Meter.
    »Und, hast du ihn im Visier?«
    »Ja«, sagt Raphael.
    »Wie gut?«
    »Gut genug.«
    Die Männer legen die zehn Meter zurück. Sie stehen jetzt an der Hintertür.
    »Darf ich?«, fragt sie und wendet sich Raphael zu, aber sie kann ihn nicht sehen. Sie streckt eine Hand aus und macht einen Schritt auf ihn zu. Das einzige Licht in dem Büro kommt durch das Loch im Vorhang. Zunächst greift sie ins Leere, dann berührt sie die Seite des Gewehrs, das auf sie gerichtet ist. Sie greift danach und schwenkt es zurück in Position. Dann schaut sie runter zu den vier Polizisten und dem Mann in Orange. Sie hat ihn schon mal gesehen. Im Fernsehen oder in natura, sie weiß es nicht mehr, und das spielt eigentlich auch keine Rolle. Heute Abend übernimmt er den Part von Joe. Dieser kleine Ausflug dient als Probe für den großen Auftritt am Montag.
    Es ist auch eine Probe für Raphael und sie.
    Die Cops unterhalten sich mit dem Sicherheitsmann am Eingang. Einer von ihnen wirft den Kopf in den Nacken, und die anderen grinsen ihn an.
    »Man kann ihn nicht verfehlen«, sagt Raphael.
    »Da unten werden eine Menge Leute sein«, sagt sie. »Vielleicht merken sie, dass die Polizei den Hintereingang benutzt. Vielleicht kriegt die Polizei Panik und lässt den Wagen von mehreren Autos eskortieren. Aber egal wie viele es sind, es wird nur einen Transporter geben. Und ei nen Joe. Er wird an derselben Stelle stehen wie sein Double gerade.«
    Raphael erhebt sich. Dann nimmt er den Gewehrkoffer und stellt ihn auf das Brett, auf dem er gerade gelegen hat. Mit Klebeband befestigt Melissa das Stück Vorhang, das sie eben herausgeschnitten hat, wieder im Loch. Dann schaltet sie erneut ihr Handylicht ein. Raphael fängt an, das Gewehr auseinanderzubauen und zu verstauen. Das Magazin ist leer. Im Gewehrkoffer liegt eine fast leere Patronenschachtel – das ist ihr ganzer Vorrat. Die Schachtel enthält nur noch zwei Kugeln. Außerdem die Kugel, die Melissa extra bestellen musste. Sie gibt sie Raphael.
    »Die kommt ganz oben ins Magazin«, sagt sie.
    Er wiegt sie in seiner Hand, schätzt ihr Gewicht, als würde das irgendwas ändern.
    »Ist das eine panzerbrechende Kugel?«, fragt er.
    »Damit darfst du nicht danebenschießen. Es ist unsere einzige.«
    »Keine Sorge«, sagt

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