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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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Ihre Glieder sind verrenkt. Ihre Hände verbrannt. Eine Seite ihres Gesichts von Blut bedeckt, und darunter kann er einen losen Hautlappen sehen, so als hätte jemand ein Stück Tapete abgerissen und es ein wenig versetzt von seinem ursprünglichen Platz wieder angeklebt. »Sie kommen wieder in Ordnung«, sagt er zu ihr, dann legen die Sanitäter sie auf eine Transportliege und beginnen, sie zum Rettungswagen zu schieben.
    »Joe«, sagt Kent.
    »Wir werden ihn kriegen«, sagt er.
    Sie streckt den Arm aus und packt seine Hand. Der Sanitäter erklärt ihr, sie solle loslassen, aber sie tut es nicht. »Joe meinte, Calhoun sei ein übler Bursche gewesen«, sagt sie. »Sie haben immer«, sie hustet ein wenig Blut, »Sie haben immer gesagt …«
    »Sie müssen sich ausruhen«, erklärt er ihr.
    »… dass jemand anders Daniela Walker getötet hat. Joe meinte, es war Calhoun.«
    »Joe ist ein Lügner und ein Verrückter.«
    »Ich glaube ihm«, sagt sie, dann schließen sich blinzelnd ihre Augen, und sie lässt los. Die Transportliege setzt sich erneut in Bewegung, und er humpelt mühsam nebenher. Ihre Augen öffnen sich wieder. Sie lächelt. Ein süßes, blutiges Lächeln, und er denkt, womöglich ist es ihr letztes. »Ich hätte schneller reagieren müssen«, sagt sie erneut.
    Er schweigt.
    »Tun Sie mir einen Gefallen, Carl«, sagt sie, greift nach un ten und öffnet den Verschluss ihres Pistolenhalfters. Dann fällt ihr Arm zur Seite. »Versprechen Sie mir was«, sagt sie, ringt nach Luft und nickt nach unten in Richtung der Waffe.
    Er weiß bereits, was sie sagen will. Er blickt auf. Hutton steht dem Wrack zugewendet. Er schaut nicht her. »Ich kriege ihn«, sagt Schroder, dann greift er nach unten und nimmt ihre Waffe an sich. Die Sanitäter scheint das nicht zu kümmern. »Ich krieg sie beide. Das verspreche ich.«
    Kapitel 69
    Als sie das Krankenhaus hinter sich gelassen haben, sind die Straßen nicht mehr so verstopft. Melissa ist ruhig. Es gibt auch keinen Grund, es nicht zu sein. Joe hat hinten im Wagen das Bewusstsein verloren. Sie hofft, dass es vom Blut verlust und den Schmerzen kommt und nicht von der Neuig keit, dass er Vater geworden ist. Er verliert immer noch Blut. Sie ist sicher, dass es eine Schulterwunde ist. Sie ist sicher, dass die Kugel die Lunge nicht verletzt hat. Wenn sie jetzt die Nerven verliert, wird er sterben. Sie muss ihm bald helfen, aber zuvor muss sie noch mehr Distanz zwischen sich, das Krankenhaus und das Gerichtsgebäude bringen.
    Ihr Plan drohte den Bach runterzugehen, aber sie hat ihn gerettet. Die Explosionen waren perfekt. Dass sie am Samstag ihre Ohrenschützer in Raphaels Auto vergessen hat, war kein Zufall. Als sie noch mal zurückging, versteckte sie das C4 in seinem Wagen an derselben Stelle wie bei Schroder. Raphael ist vermutlich in ein Dutzend Stücke gerissen worden. Vielleicht sogar noch in mehr. Höchstwahrscheinlich ist er über fünf Blocks in handtellergroßen Stücken niedergeregnet. Sie weiß, dass Schroder es geschafft hat, aus sei nem Wagen zu entkommen. In letzter Sekunde. Sie hat ihn durch die Luft segeln sehen. Was die Passanten betrifft, nun ja, eigentlich wollte sie ihnen keinen Schaden zufügen, aber ihr blieb keine andere Wahl, als das Beste für sie zu hoffen. Im Grunde waren die Menschen ja selbst für ihr Handeln verantwortlich – in diesem Fall waren alle Opfer selbst verantwortlich dafür, dass sie sich vor dem Gerichtsgebäude getummelt hatten, anstatt bei der Arbeit oder zu Hause oder beim Studium zu sein, und sie waren selbst verantwortlich dafür, dass sie ihr nicht rechtzeitig ausgewichen waren.
    Sie fährt noch etwa zwei Minuten weiter. Dann hält sie am Straßenrand und klettert ins Heck des Transporters. Sie öffnet ihren Rucksack und schüttet den Inhalt auf den Boden. Sie dreht Joe so, dass er ausgestreckt daliegt. Der Haupt grund, warum sie einen Transporter gewählt hatte, war die Möglichkeit, ihn als mobilen Operationsplatz zu nutzen. Eigentlich sollten hier hinten jetzt zwei Sanitäter zu Werke gehen – oder zumindest einer. Melissa knöpft Joes Hemd auf, dann schneidet sie mit einer Schere die störenden Teile seines Hemds und des Jacketts weg. Wie sie gehofft hat, scheint es ein sauberer Durchschuss zu sein. Sie hat keine Ahnung, was sie tun soll. Ihr kommt die Idee, den Zigarettenanzünder im Armaturenbrett des Vans zu verwenden, um die Wunde zu kauterisieren, aber sie weiß nicht, ob das wirklich funktioniert. Also rollt sie etwas

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