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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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setzt. »Verschwunden«, sagt er.
    Schroder schließt die Augen, und für einen kurzen Augen blick ist das ganze Chaos ausgeblendet, sogar das Schluchzen und das Jaulen der Sirenen. Er öffnet die Augen wieder. »Was ist mit Kent?«
    Hutton schüttelt den Kopf. »Sie wird es nicht schaffen«, sagt er.
    »Nein«, sagt Schroder. Sein Nacken schmerzt zu sehr, um den Kopf zu schütteln, aber seine Augen schmerzen nicht genug, als dass sich keine Tränen darin bilden könnten. Er versucht sich aufzurichten. Wenn es ihm jetzt gelingt, sich zu erheben, dann wird auch bei ihr alles in Ordnung sein. Auf irgendeine Weise. Da ist er sich ganz sicher. »Hilf mir hoch.«
    »Das ist keine gute Idee«, sagt Hutton.
    »Gottverdammt, hilf mir hoch.«
    »Hör zu, Carl. Das ist keine gute Idee. Du bist in einem schlimmen Zustand. Okay?«
    Das Atmen fällt ihm schwer. »Wie schlimm?«
    »Diverse Schnittwunden. Dein linker Arm ist gebrochen. Möglicherweise ein gebrochenes Bein. Unter Umständen ist sogar der Hals gebrochen.«
    »Meinem Hals geht’s gut«, sagt Schroder. Er bewegt den Kopf. Ja. Alles in Ordnung. Er kann auch beide Füße bewegen, also sind seine Beine ebenfalls in Ordnung. Hutton hat zwar recht, was den Arm betrifft, aber das ist ihm egal. Er will Kent sehen. Wenn er nur ein paar Sekunden früher seitlich rangefahren wäre, wenn er ihr lauter zugebrüllt hätte, sie solle sich vom Wagen entfernen, wäre sie dann unverletzt geblieben?
    Doch daran liegt es nicht. Der Fehler ist bereits im Gefängnis passiert. Als er nicht bemerkt hat, dass er mit Melissa sprach. Oder wenn er schon dabei war, warum nicht gleich ein Jahr zurückgehen, als Melissa ins Revier kam? Oder sogar noch weiter zurück, als Joe anfing, für sie zu arbeiten, damals hätte das Ganze noch vollständig aufgehalten werden können.
    »Hilf mir hoch«, sagt er, dann stützt er sich auf seinen intakten Arm, um sich aufzurappeln. Hutton schüttelt den Kopf, seufzt, dann hilft er ihm. Als Schroder auf seinen eigenen Beinen steht, legt er den Arm um Hutton, damit der ihn stützt. Sein gebrochener Arm hängt an der Seite herab, und jetzt, wo Blut in ihn hineinströmt, meldet sich auch der Schmerz, es tut verdammt weh, aber Schroder weiß, dass der Schmerz noch sehr viel stärker wird, wenn er sich erst warmgelaufen hat. Seine Beine fühlen sich gut an. Er kann sein Gewicht voll darauf verlagern. Er fühlt sich ein wenig schwindlig, aber sonst ist er in Ordnung. Er hebt die Hand zur Stirn, und als er sie wieder herabnimmt, sind seine Finger blutverschmiert. Er fixiert sie, und dann wird das Bild unscharf, als er das fixiert, was sich in einiger Entfernung hinter ihnen befindet.
    »O mein Gott«, sagt er. Menschen liegen auf der Straße. Einige in seiner Nähe, die meisten aber weiter weg, rund um den anderen zerfetzten Wagen. Ein paar Verbrennungen. Viel Blut, das aus den Leibern von Menschen rinnt, die Freunde oder Fremde an ihrer Seite haben, damit beschäftigt, sie zu beruhigen. Im Umkreis stehen fünf, sechs, nein, eher zehn Rettungswagen. Metall, Plastik und Glas wurden von dem zerborstenen Wagen fortgerissen und wie Konfetti durch die Gegend verstreut, weiter als er sehen kann, die Sonne glitzert auf Tausenden von winzigen Wrackteilen.
    »Wo ist Kent?«, fragt er.
    »Da lang«, sagt Hutton.
    Schroder wird an seinem Auto vorbeigeführt. Es qualmt immer noch. Er hat viele Autos gesehen, die bei Unfällen zerstört wurden, er hat Autos mit abgerissenen Dächern gesehen, die unter Laster geraten waren, er hat Autos gesehen, die von Bussen in zwei Teile gerissen wurden, aber noch nie hat er eines gesehen, dass in die Luft gejagt wurde. Es ist ein Haufen zerfetztes und verbogenes Metall, weniger ein Auto als irgendein verrücktes, modernes Kunstobjekt. Er stützt seinen gebrochenen Arm mit seinem gesunden Arm.
    Kent liegt jenseits des Kunstobjekts auf dem Gehweg. Ganz in ihrer Nähe liegt Spiderman mit dem Gesicht nach unten im Rinnstein, neben seinem Kopf ein Seitenspiegel, beide blutig vom Zusammenprall. Er kann nicht sagen, ob Kent von dem Wagen, auf den sie geschleudert wurde, zurückgeprallt ist, oder ob die Sanitäter sie herausgezogen haben.
    Kent blickt zu ihm auf. Sie lächelt. »Hey«, sagt sie.
    »Hey.«
    »Ich hätte schneller reagieren müssen«, sagt sie.
    »Ja, das hätten Sie«, sagt er, versucht zu lächeln, und sie versucht es ebenfalls. Es bricht ihm das Herz. Was ihr das ihre bricht, ist ein Stück Metall, das sich in ihre Brust gebohrt hat.

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