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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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Nähe gearbeitet habe, habe ich ihn nie lachen sehen. Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück, und plötzlich beginnt er zu japsen. Er schaukelt sich langsam hoch in einen Zustand, wo das Lachen alles nur noch lustiger macht, und ihm kommen die Tränen. Sein Gesicht läuft rot an, und als er zu mir aufschaut, muss er noch heftiger lachen. Mich beschleicht das Gefühl, er würde mich, sollte ich in sein Gelächter einstimmen, zu Boden werfen, mir sein Knie in den Rücken rammen und mir meinen gebrochenen Arm verdrehen.
    Allmählich beruhigt er sich wieder und hört auf zu lachen. Mit der Handfläche wischt er sich übers Gesicht. Ich kann Tränen und Regenwasser nicht voneinander unterscheiden.
    »Oh, Mann, Joe, das war gut. Das war echt gut. Das hab ich jetzt wirklich gebraucht, denn die letzten Wochen waren echt beschissen.« Er holt tief Luft und stößt sie rasch wieder aus, während er langsam den Kopf schüttelt. » Ich bin unschuldig «, sagt er und lächelt erneut, und für einen Moment befürchte ich, er fängt wieder zu lachen an, aber er beherrscht sich. »Ich kann nicht fassen, wie du das gesagt hast, mit so viel …«, offensichtlich sucht er nach dem richtigen Ausdruck und entscheidet sich dann für: »Überzeugungskraft. Bitte erzähl das auch, wenn du in den Zeugenstand trittst. Bring es genau so rüber. Damit würdest du eine Menge Leute glücklich machen.«
    »Warum sind Sie hier, Carl?«
    »Schau an, welch Überraschung. Es war geschickt, all die Jahre so zu tun, als könntest du dir meinen Vornamen nicht merken. Du warst sehr überzeugend, das muss man dir lassen.«
    »Wenn ich nicht überzeugend wäre, wären Sie ein Schwachkopf«, sage ich und habe eine scheiß Wut auf ihn, so wie ich auf jeden eine scheiß Wut kriege. »Sagen Sie mir einfach, was Sie wollen.«
    Das Lächeln weicht aus seinem Gesicht, und er beugt sich vor. Er verschränkt die Arme und stützt sich damit auf dem Tisch ab. »Du hältst dich für ziemlich schlau, was?«
    »Wenn ich der Mann bin, für den Sie mich halten, dann habe ich bereits bewiesen, dass ich schlauer bin als Sie. Aber ich bin nicht dieser Mann. Womit bewiesen wäre, dass ich doch nicht so schlau bin.«
    »Na ja, für den Psychotest heute Morgen warst du jedenfalls zu schlau. Keine einzige richtige Antwort. Du weißt, woran das lag, oder? An deinem Ego. Du wollest dem Rest der Welt beweisen, wie schlau du deiner Meinung nach tatsächlich bist, aber jetzt liegen die Ergebnisse vor, und dein Ego hat dich in die Scheiße geritten.«
    »Wie auch immer«, sage ich verärgert, weil er von dem Test weiß. Offensichtlich spricht sich so was rum, selbst bis zu Leuten, die gefeuert wurden.
    »Um ehrlich zu sein, irgendwie mochte ich deine Art zu sprechen, als du geistig behindert warst. Das passte zu deinem Blick. Darum war deine Rolle so überzeugend. Ich meine, du konntest uns täuschen, Joe, weil du den perfekten Schwachkopf gespielt hast.«
    »Ja, ja, ich hab’s kapiert, okay, Carl? Sie versuchen, sich über mich lustig zu machen, mich runterzuputzen. Was wollen Sie von mir, dass mein Anwalt nicht dabei zu sein braucht?«
    Er lehnt sich zurück. Im Gegensatz zum Psychiater verschränkt er nicht die Finger. Vielleicht denkt er über Psychiater ähnlich wie ich.
    »Sie haben gesagt, Sie benötigen meine Hilfe«, sage ich auffordernd, und er verzieht leicht das Gesicht, als würden ihm die Worte irgendwie Schmerzen bereiten. »Verdammt, Carl, Sie sehen ziemlich blass aus. Geht es Ihnen gut?«
    »Zwanzigtausend Dollar«, sagt er.
    Irgendwas hab ich da wohl nicht mitgekriegt. »Was?«
    »So lautet mein Angebot.«
    Ich fange an zu lachen, so heftig wie er eben, nur dass es ein gezwungenes Lachen ist, kein bisschen echt, und die Nummer funktioniert nicht. Schließlich muss ich husten, und ein paar feuchte Fäden von etwas Warmem spritzen aus meiner Nase und klatschen auf den Tisch. Mein Augenlid hat sich verklebt, und ich muss es mit der Hand schließen, damit es seine Arbeit wieder aufnimmt. Schroder sitzt die ganze Zeit schweigend da und mustert mich, hin und wieder ändert er seine Position, um seine nassen Klamotten zurechtzuzupfen.
    »Wir haben deine DNA«, sagt er. »Du hast in den Häusern deiner Opfer gegessen und getrunken. Bei deiner Festnahme hattest du Detective Calhouns Pistole bei dir. Wir haben die Tonbandaufnahmen, die du in unserem Konferenzzimmer gemacht hast und durch die du über den Stand der Ermittlungen informiert warst. Und wir haben einen Strafzettel

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