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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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Wunderpille in Form eines Jobangebots?«, fragt er.
    »Bitte, schenken Sie mir nur ein paar Minuten Ihrer Zeit, dann werden Sie verstehen.«
    Walker seufzt und tritt zur Seite. »Na schön.«
    »Sind die Kinder in der Schule?«
    »Ja.«
    Sie legt die nasse Zeitung neben der Tür ab. »Wo entlang?«, fragt sie.
    Er führt sie einen Flur mit Fotos seiner Kinder und seiner toten Frau hinunter. Dort hängt sogar ein Foto von dem Haus, in dem er früher mal gewohnt hat. Melissa ist dort gewesen. Vor einem Jahr hat sie Detective Calhoun in dem Haus getötet. Joe war dabei. Wie sich herausstellte, gab es dort auch eine Videokamera. Wenn Joe will, kann er ein richtig hinterhältiges kleines Arschloch sein.
    »Nehmen Sie Platz«, sagt er, im Wohnzimmer angelangt, und deutet auf ein Sofa unter dem Fenster, »und machen Sie es kurz. Ich möchte nicht, dass Sie die Wehen kriegen und mir die Teppiche versauen.«
    Sie weiß nicht, ob das ein Witz war, aber sie vermutet nicht. Sie setzt sich. In der Seite des Fettanzugs befindet sich eine Vertiefung, und in der Vertiefung befindet sich eine Pistole. Sie reibt sich den Bauch, wie Schwangere das tun, und spürt, wie das Ende des Schalldämpfers gegen ihre Hand drückt. Walker setzt sich auf das Sofa gegenüber. Die Möbel hier sind neu. Alle. Die Sofas, der Couchtisch, der Fernseher – nichts davon ist älter als ein Jahr. Walker ist dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. Allerdings ist dieses Leben ein wenig unorganisiert. Sie kann den Flur sehen, den sie entlanggekommen sind, und bemerkt, dass am Kalender dort immer noch das Blatt vom letzten Monat hängt. Der Teppich müsste mal gesaugt werden, und die Ritze zwischen den Sofapolstern ist voller Chipskrümel. Auf dem Tisch stehen mehrere leere Kaffeebecher, und seine Oberfläche ist mit etwa fünfzigmal so vielen Abdrücken übersät, als hätte kein Becher zweimal auf demselben Platz gestanden. Alles sieht zwar neu aus, aber gleichzeitig wirkt es irgendwie müde. So wie Walker.
    »Also«, sagt er. »Was ist das für ein Job, den Sie mir da andrehen wollen?«
    »Ihre Frau wurde ermordet«, sagt sie.
    »Hören Sie …«
    »Von Joe Middleton«, sagt sie.
    Er steht langsam auf. »Wenn es darum geht …«
    »Er hat auch meine Schwester getötet«, sagt sie.
    Halb sitzend, halb stehend verharrt er in seiner Position. Er wirkt wie jemand, der sich gleich an den Rücken fasst, um dann zusammenzusacken und drei Tage lang bewegungsunfähig auf dem Boden zu liegen. Sie weiß nicht, ob er sich ganz erheben oder wieder hinsetzen wird. Schließlich lässt er sich aufs Sofa sinken.
    »Es … es tut mir leid«, sagt er.
    »Meine Schwester hat niemandem etwas zuleide getan«, sagt sie. »Sie saß im Rollstuhl.«
    »Ich habe von ihr gelesen«, sagt er. »Es war … Ich meine, alles war schrecklich, aber was er ihr angetan hat, war, also, das war … besonders schlimm«, sagt er voller Mitgefühl.
    »Ja«, sagt sie, denn auch sie hat von der Frau im Rollstuhl gelesen. Sie ist ihr nie begegnet, aber ihre eigene Schwester wurde ebenfalls ermordet, sie kann sich also vorstellen, wie man sich in so einem Fall als Angehöriger fühlt. Jetzt kann Walker sich in sie hineinversetzen. Es läuft gut.
    »Hören Sie, ich weiß, dass Sie leiden«, sagt Walker, »aber ich bin gerade nicht in der Verfassung, um zu Ihren Gruppentherapiesitzungen zu kommen, das habe ich Ihnen bereits gesagt. Ich weiß Ihr Angebot durchaus zu schätzen, wie ich Ihnen gesagt habe, aber …«
    »Ich werde ihn töten«, sagt sie.
    Er starrt sie wortlos an. Das Sofa ist unbequem. Im Zimmer verstreut liegen Spielsachen und sorgen auf dem Boden und den Möbeln für Unordnung. Darum wollte sie nie Kinder haben. Sie beanspruchen Platz und Zeit. Sie taugen vielleicht dazu, um unter dem Sofa nach Kleingeld zu suchen, aber abgesehen davon, tun sie nichts weiter, als in einem Zimmer das Feng-Shui zu versauen. Sie unterdrückt ein Gäh nen, reibt sich den Bauch und fährt fort.
    »Sie kommen nicht von der Gruppe?«, fragt er.
    »Ich will Ihnen helfen.«
    »Helfen?«
    »Ich will, dass Sie ihn erschießen.«
    Er neigt den Kopf leicht zur Seite. »Warum erschießen Sie ihn nicht?«
    »Weil ich in meinem Zustand niemanden erschießen kann. Schauen Sie mich an«, sagt sie. »Und weil man für meinen Plan zwei Leute braucht.«
    Er schaut sie an. »Aber wie wollen Sie Joe erschießen? Wollen Sie in den Knast marschieren und fragen, ob Sie ihn in seiner Zelle besuchen können?«
    »Nein.«
    »Wie dann?

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