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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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bereits vorgestellt, und er findet es zum Kotzen. »Ich kapiere nur nicht, warum Sie nicht Ihre übersinnlichen Fähigkeiten einsetzen, von denen Sie uns ständig erzählen«, sagt er, und er sagt das nicht zum ersten Mal, und es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. So wie Jones es ihm nicht zum ersten Mal erklärt hat. Es ist Schroders Art, Jones jeden Tag daran zu erinnern, dass ein Hellseher nur Scheiße labert.
    Jones dreht den Schuh in seiner Hand herum und mustert ihn, vielleicht betrachtet er in dem glänzenden Leder auch nur sein Spiegelbild. »So läuft das nicht«, sagt er. »Denn sonst würden alle Hellseher im Lotto gewinnen. Die Gabe kommt und geht, und sie funktioniert nicht bei jeder Person. Ich habe es bei Robert probiert, aber ich habe nichts empfangen. Wir versuchen, mit diesem Reich Kontakt aufzunehmen, und dafür gibt es kein Patentrezept, man muss seiner Intuition …«
    »Hab’s kapiert«, sagt Schroder und hebt die Hände. Er fragt sich, ob sein Selbsthass irgendwann einen Höhepunkt erreicht und dann wieder nachlässt, oder ob er, wie jetzt gerade, immer stärker wird, bis er wieder zu trinken anfängt und sämtliche Spiegel in seinem Haus zerschlägt.
    »Nein, Sie kapieren nicht«, sagt Jones, »und das werden Sie auch nie. Nicht jeder in der Geistwelt möchte, dass man mit ihm spricht, Carl. Aber das verstehen Sie nicht, weil Sie’s nicht verstehen wollen.«
    »Schön, wie dem auch sei, Joe kennt das Angebot. Er sagt uns morgen Bescheid. Das Schwierigste ist, ihm einen Grund zu nennen, warum er das Geld überhaupt braucht.«
    »Er kann sich im Knast damit Schutz kaufen«, sagt Jones.
    »Er wird bereits beschützt. Er ist in einem Zellenblock mit Leuten, die alle Schutz brauchen.«
    »Na ja, dann kann er von dem Geld einen besseren Verteidiger bezahlen.«
    Schroder grinst ihn an. »Vielleicht. Aber ich bin mir nicht sicher, dass es nach den letzten paar Anwälten, die ihn verteidigen wollten, noch weitere Interessenten gibt.«
    Jones hört auf, den Schuh zu putzen, und starrt Schroder an. »Was schlagen Sie vor, was sollen wir ihm sonst anbieten?«, fragt er, und er klingt genervt.
    Schroder zuckt mit den Schultern. Er weiß es nicht. »Entweder er akzeptiert, oder er tut es nicht. Ich schätze, es ist für ihn nicht gerade ein günstiger Zeitpunkt, wenn man jetzt die Leiche findet.«
    »Tja, hoffen wir, dass er die Vorzüge sieht, die es hat, wenn er es uns erzählt.«
    »Es ist trotzdem nicht richtig«, sagt Schroder. »So vorzugehen.«
    »Wie’s aussieht, wird er wegen allerhand angeklagt«, sagt Jones, »und wir alle wissen, dass er Calhoun genau genommen nicht getötet hat. Mag sein, dass er seinen Tod inszeniert und Melissa dazu gebracht hat, es zu tun, aber er hat ihn nicht getötet, und soweit wir wissen, hat er ihn wohl auch nicht entführt und gefesselt. Wann fahren Sie wieder hin, um mit ihm zu sprechen?«
    »Morgen um dieselbe Zeit.«
    »Okay. Okay, gut.« Er stellt den Schuh ab und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. »Was werden Sie mit Ihrer Prämie machen?«
    Schroder weiß es nicht, und wünschte, Jones hätte nicht danach gefragt. Die Prämie beträgt zehntausend Dollar. Er bekommt sie, wenn Joe das Angebot akzeptiert. Joe bekommt fünfzigtausend und Schroder zehntausend, und beide verdienen sie Geld mit einem toten Detective, und Schroders Selbsthass schießt noch höher gen Himmel. »Weiß nicht«, sagt er, obwohl er es genau weiß. So sehr seine Familie es auch brauchen könnte, es fühlt sich wie Blutgeld an. Er hat bereits ein paar Wohltätigkeitsorganisationen im Auge – er ist sich allerdings nicht sicher, wie bereitwillig er sich davon trennen wird, wenn dann wirklich der Scheck eintrifft.
    »Sie müssen sich doch was überlegt haben«, sagt Jones. »Warum spendieren Sie Ihrer Familie nicht mal was? Einen Urlaub vielleicht? Oder ein neues Auto?«
    »Vielleicht«, sagt Schroder. »Vielleicht spendiere ich aber auch meiner Hypothek eine Geldspritze.«
    Jones lacht. »Das ist eine hübsche Summe«, sagt er. »Wenn alles klappt wie geplant, gibt es in Zukunft vielleicht weitere Prämien.«
    Schroder antwortet nicht. Er mag momentan nicht an seine Zukunft denken.
    »Sagen Sie, Carl, was halten Sie von dieser Volksbefragung?«, will Jones wissen und wechselt das Thema.
    »Ich halte das für eine gute Sache«, antwortet Schroder, froh darüber, dass sie nicht länger über die Prämie reden, die ihn bloß noch abhängiger von Jones macht.
    »Sind Sie für die

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