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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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verhaftet und verurteilt wurde, nachdem er eine Tierhandlung in Brand gesteckt hatte. Dort gab es Katzen und Hunde und Vögel, und es gab dort Fische. Jede Menge Fi sche. Ich denke darüber nach, wie ich ihn umbringen könnte. Diesen beschissenen Fischmörder. Es gibt nichts Schlimmeres.
    Die Pädophilen und die übrigen Risikogefangenen unterhalten sich oder spielen Karten, und das verdammte Wetter ist schon wieder Gesprächsthema Nummer eins. Andere haben sich in ihre Zellen zurückgezogen, nicht alle von ihnen sind allein, aus einigen Zellen dringt Gelächter, aus anderen Gestöhne und Geflüster und das Geräusch von jemandem, der sich in ein Kissen verbeißt.
    Der Tag zieht sich. So wie jeder Tag. Es war kein Scherz, als ich meinte, dass ich mich lieber aufknüpfen lasse, als das hier für den Rest meines Lebens zu ertragen. Man lebt hier nicht gerade seinen Traum.
    Nach einer Weile werden wir in den Speisesaal gebracht. Die unterschiedlichen Zellenblöcke essen zu unterschiedlichen Zeiten, und wir sind um halb zwei dran. Das Mittagessen wird aus Lebensmitteln zubereitet, die aus mindestens vierzig Elementen des Periodensystems bestehen. Es ist eine farb- und geschmacklose Übung, die fünfzehn Minuten dauert, trotzdem bin ich danach erstaunlicherweise jedes Mal satt. Die Tabletts bestehen aus dünnem Metall, das man nicht in scharfe, nützliche Teile zerbrechen kann. Sämtliche Tische sowie die Bänke, auf denen wir sitzen, sind am Boden festgeschraubt. Längs des Saals stehen ein Dutzend Wachen, die uns im Auge behalten. Das Essen ist so matschig, dass man die anderen schmatzen hören kann. Einer der Häftlinge, ein Typ namens Edward Hunter, starrt mich an, während ich esse. Er hält sein Messer ziemlich fest umklammert. Ich wiederum starre den Typen an, der den Laden mit den Fischen abgefackelt hat, und halte mein Messer ebenfalls fest umklammert. Obwohl ich ihn anstarre, denke ich an Melissa und daran, wie sehr sie mir fehlt. Zusammen wären wir ein tolles Gespann gewesen.
    Oder werden es noch sein.
    Sobald die Jury mich freigesprochen hat.
    Ich trage mein Tablett zu dem Tisch, an dem Caleb Cole hockt, und setze mich neben ihn. Er hat Narben auf Armen und Händen. Er hat das Gesicht eines Mannes, der sehr viele körperliche Schmerzen erlitten hat. Er ist dünn und abgemagert, was darauf hindeutet, dass er in kurzer Zeit eine Menge Gewicht verloren hat. Bei dem Gefängnisfraß wird er auch nicht wieder zulegen. Er schaut zu mir auf und dann wieder auf sein Essen.
    »Ich heiße Joe«, sage ich.
    Er sagt keinen Ton.
    »Du bist Caleb, oder?«
    Immer noch nichts.
    »Also, Caleb, ich dachte, dass wir vielleicht Freunde sein könnten.«
    »Ich will mich mit niemandem anfreunden«, spricht er in sein Essen.
    »Jeder braucht hier drinnen Freunde«, sage ich. »Du warst fünfzehn Jahren hier, also weißt du das, oder?«
    »Verpiss dich«, sagt er, was kein guter Auftakt für eine Freundschaft ist.
    »Wir haben einen gemeinsamen Freund«, sage ich. »Er heißt Carl Schroder. Er hat dich verhaftet, oder?«
    »Ich kann über Schroder nicht reden«, sagt er, während er weiter auf sein Essen starrt.
    »Warum nicht? Er war es doch, der dich verhaftet hat, oder? Kurz bevor er gefeuert wurde? Ich will nur wissen, was in der Nacht damals passiert ist. Irgendwas ist passiert, da bin ich mir sicher.«
    »Wie bereits gesagt: Verpiss dich. Okay?«
    »Glaubst du, dass du es ihm schuldig bist, den Mund zu halten?«
    »Schroder ist der Grund dafür, dass ich hier bei dir bin und nicht bei den normalen Häftlingen.«
    »Ach ja? Und warum führst du dich wie sein bester Freund auf?«
    Er hört auf zu essen. Legt Messer und Gabel beiseite und wendet sich zu mir, denn ich bin seiner ursprünglichen Aufforderung, mich zu verpissen, nicht nachgekommen. Er legt seine Hände auf mein Tablett und schiebt es über die Tischkante. Mit einem lauten Scheppern kracht es zu Boden, und das Essen spritzt in sämtliche Richtungen. Alle Augen im Raum sind jetzt auf mich gerichtet. Alle Gespräche sind verstummt.
    Wenn er eine Frau wäre, wüsste ich, was zu tun wäre. Ich würde ihn an Ort und Stelle abstechen. Aber er ist keine Frau. Und er ist auch kein Mann, dem ich vorher eins mit einer Bratpfanne übergezogen habe oder dem ich in den Rücken gestochen oder geschossen habe. Plötzlich fühle ich mich unsicher.
    »Freut mich, dass du zu mir gekommen bist, um mit mir zu reden«, sagt er, und auf einmal werde ich nervös. »Nach meiner Verhaftung

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