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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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war ich eine Weile im Krankenhaus und stand dann wegen Selbstmordgefahr unter Beobachtung. Man dachte, ich wollte sterben, und damals war das auch so. Aber jetzt nicht mehr. Weißt du, ich habe noch einiges zu erledigen, bevor ich sterbe. Einiges, worum ich mich kümmern muss. Darum kann ich nicht über Schroder reden. Weißt du, ich will nur, dass man mich die nächsten zwanzig Jahre verdammt noch mal in Ruhe lässt, damit ich hier rauskommen und in mein altes Leben zurückkehren kann.«
    »Ich hab gehört, du bist vor ein paar Monaten in dein altes Leben zurückgekehrt«, erkläre ich ihm. »Das scheint anderen nicht gut zu bekommen. Darum bist du wieder hier.«
    »Du hältst dich wohl für komisch, was?«
    Ja. »Nein.«
    Nach und nach wird der Saal wieder von Geräuschen erfüllt. Und wir stehen nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses.
    »Weißt du, die Sache ist die«, sagt er, »selbst wenn ich es weitere zwanzig Jahre schaffe, sind die Leute, denen ich da draußen einen Besuch abstatten will, vielleicht nicht mehr am Leben. Dann hätte ich diesen Schwachsinn zwanzig Jahre lang umsonst über mich ergehen lassen. Das ist ein deprimierender Gedanke. Seit meiner Verhaftung geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Das macht mich fertig. Darum war ich selbstmordgefährdet. Ich habe durchgehalten, weil mir klar wurde, dass ich mich auf andere Dinge konzentrieren muss. Und an einem Ort wie diesem bleiben einem nicht allzu viele Möglichkeiten, wie du weißt.«
    »Eine Möglichkeit wäre, mir von Schroder zu erzählen«, erinnere ich ihn.
    Er schüttelt den Kopf. »Ich habe dir bereits gesagt, dass ich dir nichts von ihm erzählen werde. Niemals. Wenn ich dir von ihm erzähle, lande ich wieder bei den normalen Häftlingen.«
    »Komm schon, was hat er angestellt?«
    »Ich glaube, ich werde dich im Auge behalten.«
    »Was? Warum?«
    »Weil du gerade mit mir redest. Weil ich in den letzten Wochen über dich nachgedacht habe. Jeder in der Stadt hat das. Erzähl mir von deinem Prozess. Ich hab da so einiges gehört. Ich habe gehört, dass du auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren willst.«
    »Na und?«
    »Meine Tochter wurde ermordet«, sagt er. »Vor fünfzehn Jahren. Hast du davon gehört?«
    Ich schüttle den Kopf. Was anderen Leuten zustößt, interessiert mich nicht, außer es hat irgendwie mit mir zu tun.
    »Sie wurde von einem Typen ermordet, der eigentlich im Knast hätte sein müssen, aber willst du wissen, warum er auf freiem Fuß war?«
    Ich schüttle erneut den Kopf. Ich will es wirklich nicht wissen, es ist mir egal. Doch er betrachtet mein Kopfschütteln als Aufforderung fortzufahren.
    »Weil er zwei Jahre zuvor der Verurteilung wegen der Misshandlung eines anderen kleinen Mädchens entgangen war, indem er auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert hatte.«
    Ich nicke langsam. Das ist gut. Sehr gut. »Das heißt also, es funktioniert.«
    Er starrt mich an. Dann schiebt er sein Tablett von sich fort und tritt hinter dem Tisch hervor. Er ist schlanker als ich und ein wenig größer, und sein Gesicht wirkt irgendwie furchterregend. Würde man ihn zu den normalen Häftlingen sperren, würde er dort wohl gut zurechtkommen.
    »Ich will nicht, dass du auf Unzurechnungsfähigkeit plädierst«, sagt er, und vielleicht sollte er mich vor Gericht verteidigen. »Man muss die Verantwortung für seine Taten übernehmen. Es ist nicht richtig, dass die Ärzte einfach ankommen und das ändern können.«
    »Es ist wirklich nicht meine Schuld, dass ich getan habe, was man mir vorwirft«, sage ich. »Ich kann mich nicht mal daran erinnern.«
    »Hm-Hmh. Du wirst es also tun«, sagt er und deutet auf mich. »Auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren. Das ist also deine Strategie. Dieselbe Strategie, die dazu geführt hat, dass meine Tochter getötet wurde.«
    »Wie alt war deine Tochter?«, frage ich.
    Auf die Frage war er nicht vorbereitet, aber als studierter Mensch weiß er die Antwort. »Sie war zehn.«
    »Dann spricht nichts dagegen, dass wir Freunde werden. Dass du mir erzählst, warum Detective Schroder seinen Job verloren hat.«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Na ja, deine Tochter war zu jung, um mein Typ zu sein.«
    Er starrt mich wütend an, und ich weiß nicht, warum. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass er neidisch ist. Denn in ein paar Wochen werde ich hier rauskommen, und er wird weitere zwanzig Jahre hier eingesperrt sein, und so was mögen die Leute hier gar nicht.
    »Drei Tage«, sagt er.
    »Drei Tage wofür?«
    »In

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