Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
Vom Netzwerk:
erinnern, dass sie gestorben sind.
    »Kannst du wirklich glauben, dass wir heiraten?«, fragt Mom, als ein Wärter zu uns tritt und erklärt, die Zeit sei fast vorüber.
    »Ich kann’s nicht glauben«, sage ich zu ihnen, und ich will es auch nicht glauben.
    »Du musst mich nicht Dad nennen«, sagt Walt, »zumindest noch nicht.«
    »Er wird sich schon noch damit anfreunden«, sagt Mom.
    »Natürlich«, sagt Walt. »Er ist dein Sohn.«
    Mom erhebt sich. Sie hat eine Plastiktüte mit irgendwel chem Kram dabei. Walt steht ebenfalls auf. Mom tritt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. So fest, dass ich Altes-Frauen- Parfum, Alte-Frauen-Seife und alte Frau riechen kann.
    »Er ist so viel besser als dein Vater«, flüstert sie. »Und ich bin froh, dass du nicht schwul bist, Joe. Die Polizei hat uns erzählt, was du getan hast – kein Schwuler würde so etwas tun.«
    »Er ist definitiv nicht schwul«, sagt Walt, denn meine Mom flüstert so laut, dass auch er es hören kann. Meine Mutter kann einfach nicht flüstern.
    »Und du bist auch nicht schwul«, sagt meine Mom, lässt von mir ab und schaut zu Walt. Sie kichert ein wenig. »Nach dem, was wir letzte Nacht ausprobiert haben, kann man das allerdings nicht wissen.«
    Sie lachen beide. Mir sackt der Boden unter den Füßen weg, und ich plumpse auf den Stuhl. Meine Mom wendet sich zum Gehen, doch dann fällt ihr die Plastiktüte ein, die sie dabeihat, und sie reicht sie mir. »Die sind für dich.«
    »Was?«
    »Die. Sind. Für. Dich«, sagt sie jetzt lauter und betont jedes einzelne Wort, als würden wir beide unterschiedliche Sprachen sprechen.
    Ich nehme die Tüte. Sie ist voller Bücher. Das ist toll, denn ich brauche mehr Bücher – nicht so dringend wie eine Pistole –, aber es ist trotzdem schön.
    »Sie sind von deiner Freundin«, sagt sie.
    Für einen Moment verschwindet das Gefängnis, und ich erinnere mich, wie ich mit Handschellen an einen Baum gefesselt war, während eine Kneifzange meine Eier umschloss. Dann erinnere ich mich, wie ich in Melissas Bett lag und wie sich ihr Körper anfühlte, erinnere mich an ihre festen Rundungen und daran, wie sie mit geschlossenen Augen den Konturen zwischen den Laken nachspürte.
    Mein Herz fängt an zu rasen, und ich spüre ein Kribbeln im Nacken. »Meine was?«
    »Sie war sehr reizend«, sagt Walt, und Mom wirft ihm einen Blick zu, der sonst mir vorbehalten ist – sie beißt sich dabei auf die Zunge und verzieht schmerzerfüllt das Gesicht.
    »Wer hat sie euch gegeben?«, frage ich.
    »Das haben wir dir schon gesagt«, sagt Mom, dann gehen die beiden Richtung Ausgang. Einer der Wärter tritt zur Tür, um sie herauszulassen. »Wir sehen uns am Montag«, sagt sie. »Es wird eine kleine Feier werden. Höchstens zehn Personen. Du solltest noch heute mit dem Gefängnisdirektor reden, dann hat er noch reichlich Zeit, um deinen Freigang zu organisieren.«
    »Ich werde …«
    »Dein Cousin Gregory wird auch da sein«, sagt sie. »Er hat einen neuen Wagen.«
    »… im Gericht sein.«
    »Joe …«
    »Tut mir leid«, sage ich und hebe eine Hand in die Höhe. »Ich bin mal wieder kompliziert.«
    »Allerdings, aber ich liebe dich trotzdem«, sagt sie, beugt sich hinunter und umarmt mich, und dann ist sie fort.
    Kapitel 12
    Sein Mittagessen ist ein großes Frühstück. Es besteht aus Speck und Eiern, aus Würstchen und Kaffee, und alles ist wirklich sehr gut. So ein Frühstück kann den Blick, den man aufs Leben hat, verändern, zumindest steht das in dem Infotext auf der Speisekarte unter der Überschrift »Heart Stopper«, und nachdem Schroder die Hälfte gegessen hat, hat er keinen Grund, an der Info oder dem Namen zu zweifeln.
    Er sitzt allein am Tresen und stopft das Loch in seinem Magen, das immer größer geworden ist, seit er das Frühstück verpasst hat. Zwei Meter rechts von ihm auf dem Boden befindet sich eine Blutlache, dazu der Kreideumriss eines Körpers. Zwei der Tische sind umgekippt, und es liegen Glassplitter herum. Im Diner sind fünfzehn Personen, aber er ist der Einzige, der etwas isst. Im Raum verteilt befinden sich Schildchen für die Beweisstücke und Messleisten, die auf den Beweisfotos die Größe von Blutstropfen, Fingerabdrücken und Fußabdrücken anzeigen. Diverse Oberflächen sind mit Fingerabdruckpulver bestäubt. Und vor der Tür hängt Absperrband.
    Das hier sieht aus wie ein Tatort.
    Na ja, fast.
    Ein weiterer Anruf bei Detective Hutton hat nur wenige Informationen zu dem Mord heute Morgen ergeben,

Weitere Kostenlose Bücher