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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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konnte ich nicht wissen, ob ich tatsächlich der Vater ihres ungeborenen Kindes war oder nicht“, betonte er rasch. „Das ist gleichzeitig der Fluch und der Segen für uns Männer, wenn es um die Fortpflanzung geht. Es ist schon erstaunlich, wie bereitwillig wir uns dem Vergnügen hingeben und wie widerwillig wir die Verantwortung für die Folgen auf uns nehmen. Das gehört zu den, wie ich leider sagen muss, weniger bewundernswerten Eigenschaften unseres Geschlechts. “
    Jack hatte genug gehört. Er wusste nicht, was Lord Hutton dazu bewegt hatte, diese haarsträubende Geschichte zu erfinden, und er wollte es auch nicht wissen. Er musste gehen, bevor das Verlangen, den alten Schuft dafür zu erwürgen, dass er in seinerVergangenheit herumwühlte und dieses üble Spiel mit ihm trieb, übermächtig wurde.
    „Ich weiß nicht, warum Sie glauben, irgendetwas an dieser Geschichte könne von Bedeutung für mich sein“, stieß er wütend hervor. „Ihre schmutzigen kleinen Affären scheren mich einen Dreck, Hutton. Falls Sie je wieder diesen Schnüffler Dempsey oder irgendjemand anders auf mich ansetzen, komme ich zurück und sorge dafür, dass es Ihnen Leid tut, je von mir gehört zu haben, ist das klar? “
    Jack wandte sich zum Gehen, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Und blieb wie vom Donner gerührt stehen.
    „Wie ich schon sagte“, murmelte Lord Hutton mit ruhiger, beinahe melancholischer Stimme. „Ich finde, du hast die Augen deiner Mutter. “
    Stumm vor Schreck starrte Jack auf das Porträt an der Wand. Abgesehen von den Augen und dem Haar, das der junge Mann auf dem Bildnis im Stil einer mehrere Jahrzehnte  zurückliegenden Mode trug, hätte er ebenso gut ein Porträt von sich selbst betrachten können. Die markanten Gesichtszüge und die vollen Lippen waren den seinen zum Verwechseln ähnlich. Lord Hutton war in seiner Jugend beleibter als Jack gewesen, da er stets fürstlich gespeist und sich nur zum Vergnügen körperlich betätigt hatte. Außerdem strahlte sein Lächeln eine dünkelhafte Selbstgefälligkeit aus, die Jack fremd war. Er nahm an, dass auch er in gewisser Weise überheblich war, doch seine Arroganz war eine Reaktion auf die Herablassung, mit der er sein ganzes Leben lang behandelt worden war, außer von der Familie, in die Genevieve ihn so liebevoll aufgenommen hatte. Lord Huttons Dünkel erklärte sich aus der Tatsache, dass er als Earl geboren und folglich dazu erzogen worden war, sich dem Großteil der Menschheit haushoch überlegen zu fühlen.
    „Obwohl ich nicht sicher sein konnte, der Verursacher ihres Zustands zu sein, beschloss ich, Miss Moffat zu helfen“, beendete Lord Hutton schließlich die angespannte Stille. „Ich gab ihr fünfundsechzig Pfund in dem Glauben, dass sie damit ein Jahr lang gut über die Runden kommen würde, und riet ihr, zurück zu ihren Eltern zu gehen. Natürlich war ich entsetzlich naiv damals. Ich stellte mir vor, sie würde zu herzensguten Leuten auf dem Lande zurückkehren, die sie mit offenen Armen willkommen heißen und die Verantwortung für die Erziehung des Kindes übernehmen würden, während sie selbst eine neue Anstellung auf einem beschaulichen Anwesen fände. Sally war ein hübsches Mädchen, und ich dachte, sie würde schließlich einen rechtschaffenen jungen Mann kennen lernen, der sie heiraten und für sie und ihr Kind sorgen würde. Ich redete mir ein, alles getan zu haben, was man vernünftigerweise von mir erwarten konnte angesichts der Tatsache, dass ich nicht wusste, ob das Kind wirklich von mir war. Ich nahm an, alles würde sich schon irgendwie zum Guten wenden. Schließlich sind Hausmädchen seit Hunderten von Jahren bekannt dafür, dass sie unerwartet schwanger werden. Ich glaubte, sie würden es irgendwie schaffen, sich durchzuschlagen. “
    Natürlich tun sie das, dachte Jack bitter. Sie beginnen aus Not zu stehlen und landen im Gefängnis - so wie Jamies  Mutter - oder sie verkaufen das Einzige, was sie noch anzubieten haben. Ganz gleich, welchen Weg sie einschlagen, ihr Leben ist in jedem Fall zerstört.
    „Das war es also? “ Jack rang darum, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen. „Fünfundsechzig Pfund und ein Lebewohl? “
    „Nicht ganz. Meine Frau hatte unsere Stimmen gehört und kam in mein Arbeitszimmer, um zu sehen, wer mich zu dieser späten Stunde noch besuchte. Als sie Sally erblickte, erkannte sie ihren Zustand sofort. “ Sein Gesichtsausdruck war gebührend verlegen, als er hinzufügte: „Auch meine

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