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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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eine Schande, wenn er vor seiner Hochzeitsnacht einen Herzanfall erleiden und tot umfallen würde. In Anbetracht seines beträchtlichen Alters und seiner Korpulenz würde mich das allerdings nicht wundem. “
    „Man kann nur hoffen. “ Freddy guckte Amelia besorgt an, die völlig reglos auf ihrem Bett lag. „Sie werden alles in Ihrer Macht Stehende für sie tun, nicht wahr, Doktor? “
    „Sie wird von allen Errungenschaften der modernen Medizin profitieren“, versicherte Dr. Chadwick und setzte seine riesige schwarze Ledertasche ab. „Blutegel, Bluttransfusion, chirurgische Eingriffe... was immer sie braucht. Sorgen Sie nur dafür, dass ich nicht gestört werde, während ich bei meiner Patientin bin. “ Er schloss die Tür.
    Dann drehte er sich um.
    Der Raum war dunkel und seine Verkleidung meisterhaft, doch das spielte keine Rolle. Amelia spürte seine machtvolle Gegenwart so deutlich, wie sie ihren eigenen Herzschlag fühlte. Sie setzte sich im Bett auf und blickte ihn an.
    „Hallo“, sagte sie ruhig.
    Jack blieb an der Tür stehen, mit einem Male unsicher. Es gab so vieles, worüber er mit Amelia sprechen wollte, doch er hatte keine Ahnung, womit er anfangen sollte. Also schwieg er. Er blieb einfach stehen und schaute sie an. Sie trug ein elfenbeinfarbenes Nachthemd, das verschwenderisch mit feiner Spitze und Satinborten besetzt war. Die Ärmel reichten knapp bis an die Ellbogen, und der tiefe Ausschnitt offenbarte ihre zarte weiße Haut, die mit beunruhigenden rosa Flecken übersät war. Annabelle und Grace hatten hervorragende Arbeit geleistet, denn Amelia wirkte tatsächlich sterbenskrank. Selbst ein echter Arzt hätte sich täuschen lassen, jedenfalls aus einiger Entfernung. Jack wollte die Arme um sie schlingen, sein Gesicht an ihre Halsbeuge schmiegen und ihren süßen Duft einatmen, während er sie an sich drückte. Doch eine lähmende Unsicherheit hinderte ihn daran. Er hatte Amelia angefleht, ihn nicht zu verlassen, doch sie hatte es getan.
    Er konnte es nicht ertragen, sie ein zweites Mal zu verlieren.
    „Ich bitte dich um Verzeihung. “ Seine Stimme klang leise und reumütig.
    Amelia sah ihn verwundert an. „Wofür? “
    „Für alles. “ Er zuckte hilflos die Schultern, wohl wissend, dass dies keine Antwort war. Dann tat er einen tiefen Atemzug und suchte nach den passenden Worten, um ihr begreiflich zu machen, was er meinte.
    „An jenem Tag, als ich dich bei dem Versuch überraschte, meine Kutsche zu stehlen, fragtest du mich, ob ich wisse, was es bedeutet, so verzweifelt zu sein, dass man für die Chance auf ein anderes Leben alles aufs Spiel setzt. Ja, Amelia, das wusste ich. Doch ich wollte es nicht zugeben... nicht vor dir. Denn du dachtest, ich sei wie die anderen Gäste auf deiner Hochzeit: Menschen von privilegierter, achtbarer Herkunft, die nicht in dreckige Lumpen gehüllt auf der Straße um ihr Überleben hatten kämpfen müssen. Du wusstest nicht, wer ich war. Mir war natürlich bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis du es herausfinden würdest. Ich war sicher, dass du in jener Nacht etwas geahnt hast, als ich dich in meinem Arbeitszimmer so grob am Handgelenk packte. Doch mir fielen jeden Tag andere Gründe ein, um dir die Wahrheit zu verschweigen, denn ich glaubte, du würdest mich mit anderen Augen betrachten, wenn du es wüsstest. Und das wollte ich nicht. Ich wollte, dass du mich immer so anguckst, wie du es immer getan hast. “
    „Wie habe ich dich denn angeschaut? “ fragte Amelia leise.
    Er schüttelte den Kopf, nicht sicher, wie er seine Gedanken in Worte fassen sollte. „Nicht so, als hieltest du mich für minderwertig. Und auch nicht so, als glaubtest du, ich könne gefährlich sein... obwohl ich betrunken war und dir Grund zu der Annahme gegeben habe. “
    „Wie dann? “
    Jack zuckte die Schultern und wandte den Blick ab. „Meis-tens gucktest du mich an, als würdest du mich tatsächlich mögen. Als sei ich dein Freund. Und manchmal... “
    „Ja? “
    „Du hast bewirkt, dass ich der Mann sein wollte, den du, wie ich glaubte, in mir sahst“, sagte er verlegen und wünschte, er könnte es besser ausdrücken. „Ich wollte etwas Besseres sein als das, was ich war. “
    Amelia musterte ihn eindringlich. „Ich habe dich immer als den Mann gesehen, der du bist, Jack: mitfühlend, mutig und großzügig. Ich brauchte deine Hilfe, und du hast sie mir gewährt, so wie du sie Charlie gewährt hast in jener Nacht, als er an Bord der brennenden, Liberty'

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