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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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nur noch anziehender wirken, da es ihm ganz offensichtlich völlig gleichgültig war. Jacks Hände waren groß und sonnenbraun, die Innenflächen von jahrelanger körperlicher Arbeit aufgeraut. Ein Schauer durchrieselte Amelia. Sie wusste nicht, ob es die Erinnerung an Jacks Berührung oder der Umstand war, dass der Mann, dem sie ewige Liebe geschworen hatte, nun seine von einem makellos weißen Handschuh bedeckte Rechte nach ihr ausstreckte.
    „Amelia“, murmelte Percy, ein kaum sichtbares Lächeln auf den Lippen, „ich freue mich, dich wohlbehalten wiederzusehen. “
    Ein wenig befremdet von der Förmlichkeit seiner Begrüßung, legte sie ihre behandschuhte Hand in die feuchte Wärme der seinen. Was in aller Welt ist nur mit mir los, fragte sie sich. Erwartete sie etwa, dass er seine Lippen auf die ihren drückte und ihr vor all diesen Leuten seine Liebe gestand?
    Kein Zweifel, sie dachte wie eine Närrin.
    „Komm“, sagte er und führte sie durch die zurückweichende Menge zur Tanzfläche. „Lass uns tanzen. “
    Die eine Hand in die seine gelegt, mit der anderen sorgfältig ihre schwere Schleppe haltend, durchschritt Amelia gehorsam den Ballsaal. Die anderen Paare setzten den Tanz fort, doch ihre Aufmerksamkeit war noch immer auf Percy und Amelia gerichtet. Natürlich warteten sie darauf, dass Percy öffentlich seine Absicht verkündete, sie zu heiraten.
    Amelia zog die Stirn kraus und wunderte sich, weshalb ihr nie zuvor auf gefallen war, dass ihr Verlobter eigentlich recht klein war.
    „Ich habe dich entsetzlich vermisst, Percy“, meinte sie inbrünstig und verdrängte den Gedanken an seine Statur. „Als meine Eltern mir erklärten, ich müsse Lord Whitcliffe heiraten und dürfe dich niemals wieder sehen, glaubte ich, ich müsse sterben. “
    „Es ist bedauerlich, dass wir deinen Eltern nicht begreiflich machen konnten, welch große Gefühle wir füreinander hegten“, entgegnete Percy und ließ den Blick leidenschaftslos durch den Raum schweifen. „Doch ich bin sicher, sie waren fest davon überzeugt, nur das Beste für dich zu tun. “
    Amelia schaute ihm in die Augen. Sie waren nicht von dem tiefen, durchdringenden Blau, das sie in Erinnerung hatte, sondern kamen ihr mit einem Mal recht klein und ziemlich wässrig vor. Auch wirkte sein Blick irgendwie zerstreut, beinahe so, als verberge er etwas vor ihr. Eine lächerliche Vorstellung, sagte sie sich. Sie trat ein wenig näher zu ihm, um die Distanz zu verringern, die offenbar zwischen ihnen entstanden war.
    Percy zog missbilligend die Stirn in Falten und wich vor ihr zurück.
    „Stimmt etwas nicht? “ fragte sie überrascht und ein wenig gekränkt.
    „Der ganze Saal beobachtet uns, Amelia. Beim Tanzen ist ein gewisser Schicklichkeitsabstand zu wahren, und du warst dabei, ihn zu unterschreiten. “
    „Vermutlich kümmert es mich nicht mehr allzu sehr, was andere für schicklich halten“, antwortete Amelia und rief sich in Erinnerung, dass seine tadellosen Manieren zu den Dingen gehörten, die sie an ihrem Verlobten bewunderte. „Schließlich bin ich erst gestern eine Kirchenmauer hinabgeklettert und von meiner eigenen Hochzeit davongelaufen. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass dies nicht der Vorstellung entspricht, die die meisten Adligen von schicklichem Benehmen haben. “ Sie warf ihm ein schalkhaftes Lächeln zu.
    „Du hast Recht, das tut es nicht. “ Sein Tonfall war tadelnd.
    „Ich habe es für dich getan, Percy! “ Die Art, wie sein Schnurrbart zuckte, missfiel ihr zutiefst. Und warum bestand er darauf, die fedrigen Spitzen mit Wachs zu diesen albernen Löckchen zu zwirbeln? „Ich bin unter großer Gefahr für mein eigenes Wohlergehen vor Lord Whitcliffe, meiner Familie und allem, was mir vertraut war, davongelaufen, nur damit wir zusammen sein können. Du könntest ein wenig mehr Anteilnahme zeigen für das, was ich erdulden musste, anstatt dich aufzuführen, als sei es dir peinlich. “
    „Verzeih mir, meine Liebe. Ich wollte dich nicht kränken. “ Er rang sich ein schwaches, doch reumütiges Lächeln ab.
    Der Anblick seiner Zähne brachte sie völlig aus der Fassung. Sie waren gelb und fleckig, zweifellos durch die Unmengen von Tee und Wein, die er trank.
    Wann ist das nur passiert, fragte sie sich leicht angewidert.
    „Ich war in der Tat höchst besorgt um dich. “ Percy setzte eine kummervolle Miene auf, als er versuchsweise hinzufügte: „Genau wie deine Eltern. “
    Amelias Rücken verspannte sich. „Wie kannst du

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