Optimum 1
ganz vorsichtig die … Magie (mein Gott, immer stolpere ich über dieses Wort) herausgelassen. Und es hat funktioniert. Er hat mich gleich ganz anders angesehen. Ich meine, er hat mich vorher auch schon gern angeguckt, er ist schließlich ein Mann. Heute war es nicht nur … na ja … nicht nur ein alter Mann, der sich eben ein leicht bekleidetes Mädchen ansieht, heute war etwas anderes in seinem Blick. Es kam verdammt nahe an Liebe heran, wenn ich jemals welche gesehen habe. Ich habe das mal als ersten Erfolg verbucht und es damit gut sein lassen. Schließlich will ich nichts überstürzen. Ich habe Zeit. Ich kann warten.
Und währenddessen wachsen meine Fähigkeiten. Vielleicht hätte ich früher schon daran denken sollen, sie zu trainieren.
3. September
Er hat mich geküsst.
Ich habe mir ganz fest vorgenommen, keine Schmetterlinge im Bauch zu haben, wenn das passiert, aber nun … egal. Es ist rein geschäftlich, sozusagen. Jetzt kann ich versuchen, ihn auszuhorchen.
4. September
Ich werde noch wahnsinnig. Nichts, aber auch gar nichts bekommt man aus dem Mann heraus. Kann es sein, dass er wirklich nichts weiß? Ich habe doch Post von diesem Institut auf seinem Tisch liegen sehen, auch wenn er die Briefe gleich wieder versteckt hat. Er muss einfach etwas wissen. Reicht es denn nicht, dass er in mich verliebt ist? Muss ich schwerere Geschütze auffahren? Ich bin nicht glücklich bei dem Gedanken, einen anderen Menschen zu erpressen, aber wenn es sein muss. Die andere Seite spielt auch nicht fair, warum sollte ich es also tun?
Lars zu erpressen, wird einfach werden. Ich muss ja nur drohen, Andrea alles zu erzählen. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der mehr Angst vor seiner Frau hat. Es wäre fast schon lächerlich, wenn es nicht so rührend wäre. Aber noch gebe ich ihm eine Chance. Einen Versuch im Guten hat er noch. Und dann …
6. September
Es reicht. Ich werde mit Andrea sprechen. Zumindest ist es das, was ich Lars sagen werde. Ich weiß, dass einer von den beiden mehr weiß und es mir einfach nicht verraten will. Heute Abend noch werde ich sie zur Rede stellen.
Oder vielleicht gleich nach dem Kletterkurs.
Eliza ließ das Tagebuch sinken. Einige Augenblicke lang starrte sie auf diesen letzten Eintrag. Immer und immer wieder las sie die wenigen Zeilen durch, die Jos letzte gewesen waren.
Lars und Andrea.
Dann hatte Alina recht gehabt mit ihrer Vermutung, was hinter den zusätzlichen Kletterstunden steckte. Auch wenn die Motivation natürlich eine ganz andere gewesen war, als Alina das gedacht hatte.
Lars und Andrea.
In Elizas Magen begann sich ein ungutes Gefühl auszubreiten. Bis jetzt hatten sie geglaubt, dass Frau Jansen diejenige gewesen war, die Jo als Letzte gesehen hatte, aber jetzt … Was, wenn Jo nach der Sitzung bei Frau Jansen wie geplant zu Lars gegangen war? Und was, wenn sie Andrea von der Affäre erzählt hatte?
Eliza kaute auf ihrer Unterlippe herum. Sie hielt weder Andrea noch Lars für wirklich gefährlich. Aber was wusste sie schon von ihnen?
Noch einmal betrachtete sie Jos letzten Eintrag. Sie musste Rica von der ganzen Sache erzählen. Hoffentlich hörte sie ihr überhaupt zu.
Kapitel achtzehn
Geständnisse
Die Unterstufler tobten immer noch auf dem Fußballplatz herum und schrien so schrill, dass Rica fast die Ohren abfielen. Die Tennisplätze waren verwaist, und niemand schenkte Rica auch nur die geringste Beachtung. Sie hatte das Gefühl, unsichtbar zu sein.
Unsichtbar … Vielleicht war es nicht besonders schlau, einfach so zu den Bennetts zu gehen, ohne irgendjemandem Bescheid zu sagen. Robin wusste natürlich davon, aber wollte sie ihm allein ihre Sicherheit anvertrauen? Außerdem dachte er ja, sie ginge zum Klettern. Nein, es war besser, sich noch eine Möglichkeit offenzuhalten.
Rica überlegte nur kurz. Ihre Mutter wollte sie nicht anrufen, die würde sich nur künstlich aufregen, und sonst kam eigentlich nur eine in Frage.
Eliza.
Ricas Magen zog sich bei dem Gedanken an ihre Freundin schmerzhaft zusammen. Ihr Streit war so albern gewesen, wenn man es recht bedachte. Im Grunde genommen hatte sie Eliza doch immer vertrauen können, seit sie hierher gekommen war. Und wenn jemand wissen sollte, wohin sie jetzt ging, dann Eliza.
Sie zog ihr Handy aus der Tasche und suchte Elizas Nummer. Dann tippte sie schnell eine SMS.
Hab ein paar Sachen rausgefunden. Gehe zu Lars. Sehen uns, Rica.
Rica drückte auf »Senden«, bevor sie es sich noch mal anders
Weitere Kostenlose Bücher