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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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überlegen konnte, dann klappte sie das Handy zu. Mit einem deutlich besseren Gefühl im Bauch machte sie sich wieder auf den Weg.
    Die Wiese vor dem Ponyhof war leer gefegt. Nur die Ponys grasten friedlich. Nicht einmal die Besitzer des Hofs waren irgendwo zu sehen. Es war, als sei Rica allein auf der Welt oder als wären alle anderen Menschen vor einer schrecklichen Katastrophe geflohen. Sie war richtig erleichtert, als sie auf den Hof der Bennetts trat und Odi ihr entgegengelaufen kam, um ihre Hände abzulecken.
    »Na, alter Junge, bist du allein hier, oder sind Lars und Andrea zu sprechen?«
    »Ich hoffe, du erwartest von ihm keine Antwort.« Lars’ Stimme zauberte ein Lächeln auf Ricas Gesicht, doch dann erinnerte sie sich, warum sie hier war. Sie drehte sich um. Lars war aus der Kletterhalle getreten und klopfte sich seine Hände an der Jeans ab. Er hatte einen Hüftgurt umgeschnallt und kam offensichtlich gerade von einer Übungsstunde.
    »Du wolltest uns sprechen?« Lars kam näher, und Rica bildete sich ein, dass sein Lächeln ein bisschen angestrengter wurde. »Ist denn etwas passiert? Du wirkst etwas durch den Wind.«
    Rica zuckte mit den Schultern. Sie strich Odi durch das weiche, sonnenwarme Fell und versuchte, nicht zu nervös zu sein.
    »Ich habe etwas herausgefunden«, begann sie, wusste dann aber nicht mehr weiter.
    Lars’ Augenbrauen zogen sich zusammen. »Über Jo?«
    »Nein … ja … gewissermaßen«, brachte Rica hervor. »Nicht direkt über Jo. Aber über Andrea.« Und vielleicht dich. Aber das sagte sie natürlich nicht.
    Lars sah sie lange nachdenklich an. Er wirkte beunruhigt.
    »Andrea arbeitet für Frau Jansen, oder?«, fragte Rica leise. »Sie spricht mit ihr. Wenn die Schüler euch etwas erzählen, dann gebt ihr es weiter, ist doch so?« Ganz unwillkürlich war sie von »Andrea« und »sie« zu »ihr« gewechselt, was Lars mit einschloss.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn du hereinkommst«, sagte Lars und seufzte.
    »Warum?« In Rica schrillten gleich mehrere Alarmglocken los.
    »Wir müssen reden. Komm schon, ich tu dir doch nichts!« Lars setzte eines seiner patentierten Lächeln auf, aber es gelang ihm nur schief und nicht sehr überzeugend. Er streckte Rica die Hand entgegen, und sie bemerkte, dass seine Finger leicht zitterten. Unter den Fingernägeln hing immer noch Magnesiapulver, und die Adern auf dem sonnengebräunten Handrücken traten deutlich hervor wie dunkelblaue Stränge.
    Ob das die Hand war, die Jo umgebracht hatte? Die das Messer angesetzt hatte?
    Unsinn. Rica zwang sich, Lars ins Gesicht zu sehen. Sie las Angst in seinen Augen und Beunruhigung, aber keine Schuld.
    »Meine Mutter weiß, dass ich hier bin«, sagte sie vorsichtshalber. »Gehen wir also rein. Ich habe eine Menge Fragen.«
    »Du hörst dich an wie ein Fernsehdetektiv«, versuchte Lars zu scherzen, aber seine Stimme klang dünn, und als Rica nicht darauf einging, schwieg er.
    Sie traten in die Halle, die nur schwach beleuchtet war. Am Fuß einer der Klettersteige lag Lars’ Ausrüstung herum und ein paar lose Zettel, auf denen wirre Bleistiftlinien den Verlauf einer neuen Route andeuteten.
    »Ich entwerfe etwas besonders Schwieriges für die Leute, die am Wettbewerb teilnehmen«, sagte Lars. »Ich bin mir sicher, du wirst Spaß daran haben.«
    Rica zuckte mit den Schultern und antwortete nicht.
    Lars warf noch einen Blick auf die Route, dann verzog er das Gesicht, nickte, wie um sich selbst zu bestätigen, und führte Rica ohne einen weiteren Wortwechsel zu der Tür im Hintergrund der Halle. Während er aus seiner Hosentasche einen großen Schlüsselbund kramte und umständlich aufschloss, versuchte Rica, ihre Nervosität zurückzudrängen. Es war immer ein wenig seltsam, die Wohnung anderer Leute zu betreten, zumindest beim ersten Mal. Und hier war es noch ein wenig seltsamer als sonst, weil es nicht nur ein Erwachsener war, sondern auch noch jemand, der vielleicht in einen Mord verwickelt war.
    Auch wenn sie an Letzteres noch nicht recht glauben konnte.
    »Hereinspaziert!« Lars zog die Tür auf und trat einen Schritt zurück, sodass Rica in den dämmrigen Flur sehen konnte, der dahinterlag. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich nicht aufgeräumt habe.« Wieder ein missglückter Scherz. Rica ging wieder nicht darauf ein und trat in den dunklen Flur.
    Es roch gut in Lars’ und Andreas Wohnung. Nach Holzpolitur und Leder und Sonne. Und ganz dezent nach Lavendel.
    Es erinnerte Rica an Jo. Sie

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