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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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von Trauer überwältigt. Als sei Jo gerade erst gestorben, als habe sie jetzt erst die Leiche entdeckt. Rica wurde sich bewusst, dass sie die Trauer, das Bewusstsein darüber, dass Jo wirklich und endgültig verschwunden war, gar nicht an sich herangelassen hatte. Sie hatte sie nur vor sich her geschoben – bis jetzt.
    Ihr Hals wurde ganz eng, und Tränen begannen, in ihren Augen aufzusteigen. Rica kämpfte dagegen an, schluckte sie hinunter. Sie musste jetzt irgendetwas sagen, wenn sie nicht auf der Stelle losheulen wollte.
    »Warum?«, würgte sie hervor. »Warum hat Andrea das getan?«
    Lars’ Blick richtete sich plötzlich auf sie. In seinen blauen Augen las Rica Trauer, aber auch etwas anderes. Sie konnte nicht sagen, woran sie es festmachte, aber schon bevor er den Mund aufmachte, um ihr zu antworten, wusste sie, dass er nicht die Wahrheit sagen würde.
    »Eifersucht«, erwiderte er. »Sie hat das mit mir und Jo herausgefunden und konnte es einfach nicht ertragen. Als sie erfahren hat, dass Jo und ich zusammen weggehen wollten, da ist es passiert.«
    »Ihr wolltet zusammen weggehen?« Rica hatte sich wieder so weit gefasst, dass sie weiter an ihren Handfesseln arbeiten konnte.
    Lars nickte, aber er sah ihr nicht in die Augen, sondern hielt den Blick aus dem Fenster gerichtet. Er hätte auch gleich sagen können, dass er log.
    Allerdings glaubte Rica nicht, dass alles gelogen war. Sie war sich sehr sicher, dass Andrea tatsächlich hinter Jos Tod steckte, auch wenn ihr der wahre Grund dafür unklar war. Sie zog noch mal an ihren Fesseln. Eine weitere Schlinge löste sich. Bald konnte sie die linke Hand frei bekommen. Sie musste Lars nur noch ein bisschen ablenken.
    »Was willst du jetzt tun?«, fragte sie. »Was genau hast du mit mir vor? Ich meine, du kannst mich doch nicht einfach für alle Ewigkeit hier gefangen halten. Man wird mich suchen. Im Übrigen glaube ich nicht, dass Andrea eifersüchtig war. Da steckt doch etwas anderes dahinter.«
    Lars wirkte auf einmal alarmiert. »Warum sagst du das? Natürlich war es Eifersucht. Du kennst Andrea nicht, sie ist unberechenbar, was das angeht. Sie möchte mich ganz für sich haben, verstehst du? Sie hat es nicht ausgehalten, dass ich jemanden mehr geliebt habe als sie.«
    Rica warf ihm einen zweifelnden Blick zu, aber dieses Mal schaffte sie es wenigstens, die Klappe zu halten.
    Leider schien Lars auf einmal die Fähigkeit entwickelt zu haben, Gedanken zu lesen. Oder er sah einfach den Zweifel in ihrem Gesicht. Von einem Augenblick auf den anderen änderte sich sein Verhalten. Auf einmal war alle Unsicherheit wie fortgewischt und machte etwas anderem Platz, das so gar nicht zu dem freundlichen Lars passen wollte, den Rica kannte. Alle Linien in seinem Gesicht erschienen viel härter, und in seinen Augen zeigte sich ein unangenehmes Funkeln. Als er einen Schritt auf Rica zutrat und sich dann zu ihr herunterbeugte, wich sie zurück.
    »Du wirst niemandem davon erzählen, hörst du?« Lars’ Stimme war leise, aber es lag keine Unsicherheit mehr darin. »Niemandem. Schon gar nicht der Polizei. Und du wirst diesen Unsinn über Andrea auch nicht weiterverbreiten, verstanden?«
    Rica biss sich auf die Unterlippe und versuchte, ihre Hand aus den Fesseln zu ziehen. Ohne Erfolg.
    »Hast du verstanden?«, wiederholte Lars und beugte sich noch ein wenig weiter zu ihr herunter.
    »Ich sehe nicht, wie du mich daran hindern willst«, knurrte Rica. »Du wirst mir doch sowieso nichts tun. Wenn du das wolltest, hättest du es schon längst getan.« Im nächsten Moment hätte sie sich für diese Worte am liebsten geohrfeigt.
    Lars lief rot an und presste die Lippen aufeinander. Rica glaubte zuerst, dass er ihr ins Gesicht schlagen würde, doch dann richtete er sich ruckartig auf und ging mit großen Schritten zu einer Kommode hinüber, die neben der Tür stand. Er zog eine Schublade auf und kehrte gleich darauf mit einem Messer in der Hand zu Rica zurück.
    Ein Messer!
    Das Blut in Ricas Adern schien sich in Eis zu verwandeln. Ein Messer. Wie magisch davon angezogen haftete Ricas Blick auf der Klinge.
    Es war ein Survival-Messer, nicht einmal besonders lang, aber die glänzende Klinge, die Lars jetzt aus ihrer Lederscheide zog, sah richtig scharf aus.
    Mach dir keine Sorgen, wahrscheinlich will er nur deine Fesseln durchschneiden, weil er eingesehen hat, dass er dich nicht weiter festhalten kann. Bestimmt ist es so.
    Lars blieb vor ihr stehen und zeigte Rica die Klinge. In seinem

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