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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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nachdenklichen Blick. »Dann habe ich dich wohl nicht getroffen«, erwiderte er schließlich. Er sah sie erwartungsvoll an, als müsste sie eine Reaktion zeigen, aber als sie schwieg, wandte er sich ab und begann, auf den Weg zuzugehen, der in Richtung des Schulhauses führte. Ricas Bauch zog sich kurz zusammen. Hier war die Gelegenheit, mit Robin zu sprechen, und sie ließ ihn einfach gehen?
    »Warte!«
    Robin ging weiter, als habe er sie nicht gehört. »Warum schickt sie immer dich?«, rief Rica hinter ihm her.
    Er blieb stehen und drehte sich langsam um. Rica konnte seinen Gesichtsausdruck nicht wirklich deuten, er wirkte starr wie eine Maske. Er schien keine Antwort für sie zu haben.
    Rica zögerte, dann überbrückte sie die Entfernung zu ihm mit wenigen Schritten. Nun, da sie direkt vor ihm stand, sah sie, wie unnatürlich blass er war. Seine Augen waren riesig, als fürchte er sich vor ihr. Aber er zeigte keine Regung.
    Ohne dass sie lange darüber nachdenken musste, legte Rica ihm eine Hand auf die Schulter. Sie konnte durch sein T-Shirt spüren, wie er unter der Berührung zusammenzuckte. Wieder durchlief sie ein eisiger Schauer. Und ihr Magen krampfte sich erneut zusammen in einer Mischung aus Mitleid und Angst. Irgendwas stimmte hier nicht. Mit Robin genauso wenig wie mit Jo, Janina oder auch Eliza. Irgendwas stimmt an der ganzen Schule nicht, und irgendwie hängt das alles mit Frau Jansen zusammen. Vielleicht hat sie den Mord gar nicht selbst begangen, aber mit Sicherheit hat sie etwas damit zu tun.
    »Bist du auch bei ihr in Behandlung?«, wollte Rica wissen. »Ist es das? Hat sie was gegen dich in der Hand?«
    Robin lachte so plötzlich auf, dass Rica überrascht einen Schritt zurückwich. Es klang so fehl am Platz, und außerdem war es absolut kein fröhliches Lachen.
    »Ich? Ich gehöre doch nicht zur Elite, der die gottgleiche Frau Jansen ihre huldvolle Aufmerksamkeit zukommen lässt«, erwiderte Robin und lachte noch mal. Dann beruhigte er sich ein wenig, und sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernst. »Nein, im Ernst, ich bin nur ein Laufbursche. Wenn du es genau wissen willst, verdiene ich mir ein wenig zusätzliches Taschengeld, indem ich für sie ein paar kleine Aufträge erledige. Nichts Großes. Leuten Bescheid geben, irgendwelche Akten zur Post bringen, so ein Zeug eben.« Er wich ihrem fragenden Blick aus und zuckte mit den Schultern. »Deswegen hat sie mich auch neulich geschickt, um Jo zu holen. Ich hätte dir das eigentlich vorhin schon sagen sollen. Sorry.«
    »Warum hast du es dann nicht getan?« Ricas Angst war noch immer nicht ganz verschwunden. Vielleicht sagte Robin die Wahrheit. Das war sogar ziemlich wahrscheinlich, aber was sagte das schon aus? Was mochte er noch für Frau Jansen tun? Würde er für sie einen Mord begehen?
    Er zuckte wieder mit den Schultern. »Ich wollte nicht, dass du schlecht von mir denkst«, antwortete er und setzte wieder sein schiefes Lächeln auf. »Aber das habe ich mir nun wohl gründlich versaut, was?«
    Sie betrachtete ihn prüfend, und wie schon am Morgen wünschte sie sich, ihm glauben zu können. Aber sie hatte das Gefühl, dass da noch viel mehr war, was er nicht verriet. Wie ein Teich, auf dessen Grund man nicht sehen kann, weil die Oberfläche zu sehr spiegelt.
    »Ich möchte wissen, was in dir vorgeht.« Ihre Stimme klang heiser und gar nicht, als gehöre sie überhaupt zu ihr. »Ich möchte wissen, wovor du solche Angst hast. Weißt du etwas über den Mord?« Hast du Jo getötet? Und wenn ja, warum?«
    Robin schluckte. Er sah sich um, als fürchte er, dass jemand sie beobachtete. Dann beugte er sich zu Rica hinunter.
    »Ich möchte reden«, flüsterte er. »Mit dir allein. Irgendwo, wo uns niemand zuhören kann. Hier gibt es zu viele Augen und Ohren.«
    Rica wich ein Stück zurück. Allein mit Robin? Wo? War das ein Trick, sie von der Sicherheit des Wohnhauses wegzulocken?
    »Ich kann nicht …«
    In diesem Augenblick stürzte eine rothaarige Gestalt vom Fußweg aus auf Rica zu.
    »Rica!« Eliza war völlig außer Atem. Ihre Haare hingen ihr wirr ins Gesicht, einzelne Strähnen klebten an ihrem Mundwinkel. Ihre Wangen waren vom Laufen gerötet, und ihre Augen glänzten. »Hast du schon gehört? Es gab wieder einen Selbstmord. Jonas hat Tabletten geschluckt.«
    Rica zuckte zusammen und drehte sich zu Robin um. Sie wusste nicht, was sie ihn hatte fragen wollen oder ob sie sich einfach wieder trösten lassen wollte, denn sie kam nicht mehr dazu,

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