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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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das herauszufinden. Robin hatte sich schon umgedreht und ging mit hastigen Schritten den Weg entlang. Es sah fast aus, als flüchtete er.

Kapitel elf
    Torben
    Es war die zweite Schulversammlung in zwei Tagen, undalles, aber auch wirklich alles daran kam Rica schrecklich bekannt vor. Die gleichen Reden wie bei Jo. Die gleichen Flyer, der gleiche Mann, der über die Probleme von Jugendlichen und über seine tolle Beratungsstelle sprach. Es war, als würde sich der vorige Tag wiederholen.
    Heute Abend werden wir die nächste Leiche finden , dachte sie und schauderte.
    Dieses Mal hatten Rica und Eliza Plätze auf der Galerie der Aula ergattert, ganz vorn mit Blick auf die Tribüne unten. Nicht dass es sich gelohnt hätte, etwas zu sehen. Die ganze Veranstaltung war ohnehin ein einziges Déj à -vu.
    Unten dröhnte die Stimme des Jugendberaters, aber niemand hörte ihm zu. Alle hatten sie den gestrigen Tag noch zu gut in Erinnerung, es war nicht nötig, sich noch einmal das gleiche Geschwafel anzuhören. Rica war gedanklich ohnehin nicht bei der Sache. Sie musste immer noch an Robin denken. Warum war er gestern so plötzlich verschwunden, als Eliza aufgetaucht war? Und über was hatte er reden wollen?
    »Glaubst du, es war Mord?«, flüsterte Eliza Rica zu.
    »Was? Mord?« Ihre Gedanken rasten. Hatte Eliza Robin auch im Verdacht? Wusste sie etwas, das Rica bisher entgangen war? Hatte sie durch ihr Auftauchen gestern Rica vor Schlimmerem bewahrt?
    »Glaubst du wieder an einen Mord?«, wiederholte Eliza. »Was ist überhaupt los mit dir? Du bist so schreckhaft.«
    Wieder . Natürlich. Eliza redete überhaupt nicht von Robin und Jo, sondern von Jonas. Um den ging es schließlich auf dieser Versammlung.
    Rica zuckte mit den Schultern, dann schüttelte sie den Kopf und setzte ein schiefes Lächeln auf. Nur nichts anmerken lassen. »Ich kannte Jonas nicht besonders«, meinte sie. »War er nicht Torbens Zimmergenosse? Traust du ihm Selbstmord zu?«
    Eliza dachte nach. Sie runzelte die Stirn und wiegte dann sacht den Kopf hin und her, als könne sie ihre Gedanken nicht ganz fassen. »Er war klug«, sagte sie schließlich. »Wie Jo. Aber sonst … Ja, ich schätze, Jonas könnte die Art von Mensch gewesen sein, der sich umbringt. Besonders wenn …« Sie sprach nicht weiter, aber Rica ahnte, was sie hatte sagen wollen. Besonders wenn es ihm schon jemand vorgemacht hat. Sie hatte kein genaues Bild von Jonas vor Augen, alles, woran sie sich erinnerte, war ein blasser, unauffälliger Junge, immer dunkel gekleidet, immer darum bemüht, nicht aufzufallen. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass er von allein auf die Idee gekommen war, sich umzubringen. Er war höchstens ein Mitläufer. Aber sie wollte jetzt sowieso nicht über Jonas nachdenken. Viel wichtiger war ihr, Robin wiederzufinden und mit ihm zu reden. Besser gesagt: sich anzuhören, was er zu sagen hatte. Aber nicht allein. Sie wollte nicht mehr mit ihm allein sein. Sie ließ ihren Blick über die versammelten Schüler schweifen und suchte nach einem karamellfarbenen Haarschopf, fand ihn allerdings nicht. War Robin überhaupt zur Versammlung gekommen?
    Der Jugendbeauftragte sprach weiter und weiter, und plötzlich wollte Rica nichts lieber, als von hier zu verschwinden.
    »Gehen wir«, murmelte sie Eliza zu und packte sie am Arm. »Ich halte es hier drin nicht mehr aus.«
    »Die Versammlung ist noch nicht beendet«, flüsterte Eliza zurück, aber sie machte keinen Versuch, Rica aufzuhalten. Gemeinsam wanden sie sich durch die eng beieinanderstehenden Schüler, bis sie an einer Seitentür angelangt waren. Rica ignorierte die wütenden Blicke der anderen Schüler und bahnte sich mit den Ellbogen den Weg zur Tür.
    »Seid ihr verrückt?«, zischte ein Mädchen ihnen zu, als sie sich vorbeidrängten. »Anwesenheitspflicht!« Sie deutete demonstrativ nach vorn und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Rica zuckte mit den Schultern. »Kannst ja petzen«, meinte sie und schob die Tür auf.
    Es tat gut, frische Luft einzuatmen. Als hätte der Sommer plötzlich beschlossen, um Jo und Jonas zu trauern, waren über Nacht Wolken aufgezogen, und jetzt war der Himmel grau und verhangen, aber wenigstens war es nicht schwül. Und nach der Hitze der letzten Tage genoss Rica dieses Wetter richtig.
    Eliza seufzte tief, offensichtlich ebenso froh, der Halle entronnen zu sein. Dann begann sie, in ihrer Tasche zu kramen.
    »Ich hab dir das noch gar nicht geben können.« Sie drückte Rica einen

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