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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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brav deine guten Noten ab und hol dir Streicheleinheiten von den Lehrern. Aber erwarte nicht von mir, dass ich dich dafür auch noch lobe. Ich lag völlig richtig: Ihr haltet euch hier alle für was Besseres.« Sie schüttelte den Kopf. »Ihr habt echt null Ahnung.« Ihre Wut und ihr Hass übermannten sie völlig. Ihr wurde schwindelig, und sie schnappte verzweifelt nach Luft. Habe ich aufgehört zu atmen? Warum?
    »Vielleicht sind wir einfach was Besseres«, gab Eliza zurück, »und du bist es, die null Ahnung hat. Vielleicht übersteigt das alles deinen Horizont.« Auf Elizas Gesicht zeichnete sich eine seltsame Zufriedenheit ab. Sie wirkte so überlegen in diesem Moment, so selbstgefällig, dass Rica sich an ein überirdisches Wesen erinnert fühlte. Einen verdammten, snobistischen, eingebildeten Engel.
    »Du bist nichts Besseres.« Ihre Worte klangen tonlos und schal in ihrem Mund. »Du bist überhaupt nichts Besonderes. Wenn man dich irgendwo aussetzen würde, wärst du total verloren. Du bist nichts anderes als ein Zootier, das von seinen Wärtern ein paar Tricks beigebracht bekommen hat und das sich nun für wer weiß wie intelligent hält. Aber alles, was du tust, alles, was du machst, ist nur von denen hier erschaffen worden.« Sie machte eine weit ausholende Geste, die das ganze Schulgelände einschloss. »Künstlich. Und von Menschen hast du keine Ahnung. Ich hätte das gleich merken müssen.« Sie holte Luft, erwartete, dass Eliza sie unterbrach, aber die starrte sie nur stumm und jetzt wieder ängstlich an. Ricas Wut ließ sich dadurch allerdings nicht besänftigen. »Na los, geh nach Hause. Geh zurück in dein kleines, sicheres Zimmer, in deine kleine, sichere Welt und lass dich weiter benutzen. Mir macht das nichts aus. Ich komme schon allein zurecht. Ich bin auch vorher allein zurechtgekommen. Ohne dich.«
    Eliza blieb stumm. Der Hass und die kühle Überlegenheit waren aus ihrem Gesicht gewichen, und mit ihren riesigen Augen sah sie nun mehr denn je wie ein verschrecktes Tierchen aus. Doch Rica war nicht bereit, darauf einzugehen. Sie drehte sich um und machte sich mit energischen Schritten davon. Sie rannte nicht. Diesen Triumph würde sie Eliza nicht gönnen. Sie war schließlich nicht auf der Flucht.
    * * *
    Die Sonne schien, als Eliza am nächsten Morgen erwachte. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere und blinzelte ins Licht, das in Streifen durch das Rollo fiel. Augenblicklich fiel ihr wieder ein, was gestern Nacht passiert war. Sie schloss die Augen und versuchte, tief und ruhig zu atmen und die Tränen zurückzudrängen, die sich in ihre Augen geschlichen hatten. Ohne Erfolg.
    Auf der anderen Seite des Zimmers bewegte sich Sophia im Halbschlaf. Eliza beneidete ihre Zimmergenossin um die Ruhe. Sie selbst konnte jetzt unmöglich weiterschlafen. Immer wieder sah sie Ricas Gesicht von letzter Nacht vor sich, ihren Blick, bevor sie sich abgewendet hatte, und hörte ihre Worte: »Du bist einfach nur feige«, murmelte Eliza halblaut vor sich hin.
    »Was?« Sophia machte ein verwirrtes Gesicht.
    »Nichts.« Eliza stand auf und ging zu ihrem Schreibtisch hinüber. Dort, unter ihrem dicken orangefarbenen Biologiebuch flach gedrückt, lagen die Zettel, die sie aus Frau Jansens Ordner gestohlen hatte. Fast hätte sie sie gestern noch weggeworfen, hatte sich aber gerade noch davon abhalten können. Jetzt starrte sie auf das weiße Papier, das unter dem Buch hervorragte. Mit zitternden Händen hob sie das Buch hoch und nahm die Papiere an sich. Sie setzte sich zurück auf ihr Bett, drapierte die Decke um ihre Schultern und strich die Zettel, so gut es ging, glatt.
    Was tust du da? Du hast dir doch geschworen, mit diesem Spionieren aufzuhören? Willst du endgültig in Schwierigkeiten geraten?
    Aber die Schwierigkeiten waren ohnehin schon da, und sie war nun mal in Besitz dieser Blätter. Was sollte sie machen? Sie ignorieren? Zumindest konnte sie sich ansehen, wofür sie den ganzen Ärger kassiert hatte.
    Es waren mehrere Seiten mit einem Logo. »Nathans-Institut« stand da in blauen Blockbuchstaben, hinterlegt mit dem stilisierten Umriss eines Babys im Mutterleib. Eliza runzelte die Stirn. Sie hatte noch nie vom Nathans-Institut gehört, war das eine Einrichtung, die irgendwie mit der Schule zusammenhing? Der Name legte es nahe.
    Sie überflog die erste Seite. Es schien eine Art Diagnose zu sein, die Namen der Patienten waren in einem Formblatt eingetragen worden: Michael und Anita Meegen. Jos

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