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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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zwischen ihren Büchern. Sie wusste überhaupt nicht, warum sie diese blöden Zettel überhaupt gelesen hatte, vermutlich aus einem Rest Pflichtgefühl Rica gegenüber. Aber warum sollte sie Rica etwas schuldig sein? So, wie sie sich gestern aufgeführt hatte, würden sie sowieso nie wieder ein Wort miteinander wechseln. Und Eliza hatte beschlossen, dass sie nichts, aber auch gar nichts mehr mit Ricas Untersuchungen zu tun haben wollte, oder nicht?
    Sie zog die Zettel wieder aus ihrem Versteck, faltete sie aber nicht auseinander. Stattdessen stand sie auf, lief im Pyjama auf den Flur hinaus und tappte barfuß den Gang entlang bis zum Kopierraum für Schüler.
    So früh am Morgen war noch niemand hier, und das Zimmer roch muffig nach abgestandener Luft und Papier. Eliza machte erst gar kein Licht an, tastete sich nur vor bis zum Papiervernichter, legte den Schalter um und stopfte dann die Zettel in den Schlitz. Mit einer gewissen Befriedigung lauschte sie dem singenden Geräusch, als die Klingen durch das Papier fuhren, und betrachtete die langen Papierstreifen, die unten aus dem Gerät in die große Abfallbox fielen. Bald war von den verdammten Unterlagen nichts mehr übrig. Gut so. Das wäre erledigt.
    Doch sie fühlte sich nicht erleichtert, als sie zu ihrem Zimmer zurückging. Nur müde und verzweifelt.
    * * *
    »Hast du nicht gehört?« Ricas Mutter steckte den Kopf durch den Türspalt. »Du kommst zu spät, steh gefälligst auf!«
    Rica wälzte sich von dem unerwarteten Lichtstreifen weg und zog sich die Decke über den Kopf. Sie wollte nicht aufstehen. Sie wollte nicht zur Schule gehen. Sie wollte überhaupt nichts mehr.
    »Fängt das schon wieder an?« Ihre Mutter klang entnervt. Gleich darauf hörte Rica, wie sie mit großen Schritten das Zimmer durchquerte. Sie wusste, was jetzt kam. Sie krallte ihre Hände in ihre Bettdecke, aber es half nichts. Im Stehen war ihre Mutter stärker, und nach einem kurzen Gezerre hatte sie ihr die Decke entwunden. »Ich dachte schon, du hättest dich verändert, seit du hier zur Schule gehst.« Aus der Stimme ihrer Mutter klang freundlicher Spott, aber auch Enttäuschung. Und gerade die war es, die Rica wie ein Messer ins Herz schnitt. Diese Enttäuschung, die ausdrückte, dass von ihrer Tochter zwar nicht mehr zu erwarten war, aber sie doch irgendwie die Hoffnung gehabt hatte. Sie fühlte sich an den Rektor erinnert. Sie haben mich hier aufgenommen, auch wenn sie nicht glaubten, dass ich gut genug für ihre Schule bin, dachte sie.
    Rica setzte sich abrupt auf, gähnte, streckte sich und tat unbekümmert. Ihre Mutter musste nicht merken, in welchem Zustand sie sich befand. »Tut mir leid, Ma, ich hab einfach nur grottenschlecht geschlafen.«
    Ihre Mutter musterte sie eindringlich, und einmal mehr verdächtigte Rica sie, dass sie Gedanken lesen konnte. Aber sie fragte nicht weiter, sondern wandte sich ab. »Ich hab dir schon Frühstück gemacht. Beeil dich!«
    Rica quälte sich aus dem Bett und suchte nach ihren Klamotten. Gestern Abend noch hatte sie eines ihrer üblichen Outfits herausgelegt: bunte Leggins und eine schwarze Jeansshorts. Aber als sie heute Morgen einen Blick auf die Kleider warf, hatte sie keine Lust mehr, sie anzuziehen.
    Wem versuche ich eigentlich damit etwas zu beweisen, dachte sie, tappte zu ihrem Kleiderschrank und zog eine stinknormale Bluejeans und ein weißes T-Shirt heraus. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, Make-up aufzulegen, fuhr nur flüchtig mit der Bürste durch ihr kurzes Haar und ging dann ins Wohnzimmer, wo bereits ein einladendes Frühstück auf dem Esstisch gedeckt war. Rica nahm die riesige Auswahl nur am Rande wahr, schnappte sich, ohne viel nachzudenken, ein Brötchen und begann schon, daran herumzukauen, bevor sie sich auf ihren Stuhl fallen ließ.
    Ihre Mutter sah von ihrem Croissant auf und betrachtete Rica stirnrunzelnd. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Rica wusste nicht, was sie auf die Frage antworten sollte. Alles in Ordnung? Nichts war in Ordnung. Der verpatzte Einbruch, der Streit mit Eliza … Was jetzt aus alldem werden sollte, stand noch in den Sternen.
    Aber nichts davon konnte sie ihrer Mutter erzählen. Wenn sie Pech hatte, würde diese ohnehin früh genug von dem Einbruch erfahren. Aber vielleicht behielt der Rektor das auch für sich. So hob sie nur die Schultern. »Ich hatte Streit mit Eliza«, murmelte sie. Immerhin die halbe Wahrheit.
    Ihre Mutter hob die Augenbrauen. »Das tut mir leid. Aber ich bin sicher,

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