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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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vergessen, tut mir wirklich leid. Aber ich habe das Kapitel gelesen … Den Akt, meine ich … den ganzen Akt.«
    Frau Marksdorf zog die Augenbrauen zusammen und schenkte Rica einen ihrer gefährlichen Blicke, doch Rica sah schnell ins Buch und blätterte konzentriert, bis sie die richtige Stelle gefunden hatte. Dann erst blickte sie wieder auf und strahlte die Lehrerin an.
    Frau Marksdorf gab sich offensichtlich geschlagen und richtete ihre Aufmerksamkeit auf neue Opfer. »Fräulein Tellers, vielleicht möchtest du die Passage vorlesen?« Eliza zuckte zusammen. Verstohlen sah sie zu Rica herüber, unsicher und ein bisschen peinlich berührt. Rica bemühte sich, nur auf ihren »Midsummer Night’s Dream« zu gucken. Eliza hatte sich den ganzen Vormittag über unmöglich verhalten, da war es nur recht und billig, wenn Rica ihr nicht sofort verzieh.
    Einen Augenblick später erklang Elizas leise Stimme in ihrem perfekten Englisch.
    Betont unbeteiligt ließ Rica den Blick durch den Raum wandern, bis er am Fenster hängen blieb. Sie fuhr zusammen und konnte sich gerade noch zusammenreißen, nicht aufzuspringen. Eliza hatte zu lesen aufgehört und starrte ebenfalls aus dem Fenster.
    Ein Auto fuhr mit knirschenden Reifen die Einfahrt hoch und hielt vor der Eingangstür. Ein großes schwarzes Auto, eine Limousine mit verdunkelten Scheiben. Rica erkannte sie sofort. Und Eliza offenbar auch.
    »Eliza? Lies bitte weiter«, begann Frau Marksdorf, doch in diesem Moment öffneten sich die Türen des Autos, und die Insaßen stiegen aus. Die Frau im eleganten Kostüm, der blonde Mann, und schließlich Torben.
    Bevor Rica noch irgendetwas unternehmen konnte, sprang Eliza, wie von einer Hornisse gestochen, auf.
    »Frau Marksdorf, bitte, ich … mir ist ziemlich schwindelig, und außerdem habe ich ziemliche Krämpfe, Sie wissen schon.« Sie warf einen nervösen Blick zum Fenster. Rica folgte ihrem Blick und sah Torben mit dem blonden Mann reden. »Kann ich zum Schularzt? Bitte! Es ist dringend.«
    Frau Marksdorfs Blick wanderte nun durchs Fenster zum Eingang. Ob sie die Verbindung zwischen der Ankunft des Autos und Elizas plötzlichem Unwohlsein herstellte, konnte man nicht genau sagen, aber anscheinend hatte sie keine Lust auf lange Diskussionen. Sie seufzte. »Lass dir ein Attest geben, wenn du schon da bist.«
    »Ja, mache ich, danke.« Hastig stopfte Eliza Bücher und Laptop in ihre Tasche, schnappte sich alles und stürzte aus dem Zimmer. Rica sah ihr neidisch, aber auch ein bisschen bewundernd hinterher. Sie bedauerte, nicht schneller reagiert zu haben, sie hätte auch gern mit Torben gesprochen. Gleichzeitig merkte sie, wie ein leichtes Lächeln sich auf ihre Züge stahl. Das verstehst du also darunter, dass du nicht mehr bei meinen Nachforschungen helfen willst. Oder Eliza machte sich einfach nur Sorgen um Torben. Sie schien ja wirklich etwas für ihn übrigzuhaben. Rica wandte sich wieder ihrem Englischbuch zu. Hoffentlich hatte sie später Gelegenheit, mit Eliza zu reden. Vielleicht gab es ja doch eine Möglichkeit, Frieden zu schließen. Aber im Moment blieb ihr nichts anderes übrig, als zu warten.
    Rica quälte sich durch eine endlos lange, endlos öde Literaturstunde, Eliza kam nicht mehr zurück. Immer wieder sah Rica zur Tür und erwartete, dass sie sich öffnete, doch nichts passierte.
    Endlich war die letzte Stunde vorbei. Kommunikationswissenschaften. Rica hatte nicht ein Fitzelchen des Unterrichts mitbekommen. Immer wieder hatte sie aus dem Fenster gesehen und darauf gewartet, Torben oder Eliza zu erspähen, doch nichts dergleichen war passiert.
    Als die Schulglocke sie aus dem Unterricht entließ, war Rica so schnell die Treppe hinunter, dass sie beinah gestürzt wäre. Am Fuß der Treppe blieb sie einen Moment stehen. Der Großteil der Schüler strömte in Richtung Cafeteria. Nur ein paar trotteten zur Eingangstür, und zwei oder drei machten sich auf den Weg zum Computerraum, wahrscheinlich um zum hundertsten Mal an diesem Tag ihre E-Mails zu checken. Normalerweise verdrehte Rica über so ein Verhalten die Augen, aber heute folgte sie ihnen auf dem Fuße.
    Sie wollte sich endlich anhören, was auf dem Stick war, und etwas in ihr sträubte sich dagegen, das zu Hause zu tun. Wenn ihre Mutter mitbekam, was sie da tat …
    Noch wusste sie wohl nicht über Ricas Einbruch Bescheid, aber sie musste es ja auch nicht unbedingt erfahren. Schon gar nicht dadurch, dass sich Rica gestohlene Dateien an ihrem Rechner anhörte.

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