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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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Tablett ab und nahm auf dem Stuhl gegenüber von ihrem Platz. Eine Zeit lang sagte er nichts, starrte erst seine Spaghetti und dann den Parmesanstreuer auf der Tischplatte an, als wäre es das gewesen, weswegen er sich an ihren Tisch hatte setzen wollen. Dann beugte er sich ein wenig vor. »Ich habe von gestern Nacht gehört«, flüsterte er.
    Rica durchlief ein eisiger Schauer, und sie sah sich rasch in der Cafeteria um. Ganz plötzlich hatte sie den Eindruck, jeder einzelne Schüler würde Bescheid wissen und insgeheim zu ihr herübergucken. Aber im Saal herrschte nur das übliche Mittagessenchaos: Unterstufler, die versuchten, sich gegenseitig Zucker in die Colagläser zu kippen; tief in Gespräche vertiefte Oberstufler, die teilweise ihre Hefte oder sogar ihre Laptops neben ihren Essenstabletts geöffnet hatten; ein paar arme Außenseiter, die sich, wie durch einen Magneten angezogen, am gleichen Essenstisch versammelt hatten und so taten, als seien sie nicht vorhanden. Niemand schaute in ihre Richtung. Nicht mal Eliza.
    »Woher?«, wollte sie wissen und wandte sich wieder Robin zu.
    Er zuckte mit den Schultern. »Habt ihr etwas mitgenommen? Aus dem Büro, meine ich?« Er sah ihr direkt in die Augen. In seinem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Angst und ehrlicher Neugier. Einen Moment lang war Rica versucht, ihm von den Papieren und dem USB-Stick zu erzählen, aber dann überlegte sie es sich anders und schüttelte den Kopf.
    »Wir sind gar nicht bis ins Büro gekommen«, wiederholte sie die Lüge, die sie gestern schon dem Rektor erzählt hatte. Irgendwie ging sie ihr jetzt schwerer über die Lippen.
    Er blickte sie an, als wisse er ganz genau, was sich in ihrem Kopf abspielte. »Geht mich ja auch nichts an«, murmelte er und senkte seinen Blick wieder auf den Teller. Gedankenverloren begann er, mit seiner Gabel im Essen herumzustochern und nachlässig einige Spaghetti aufzuwickeln. »Du hast mir versprochen, du würdest aufhören«, sagte er zu seinem Essen.
    Rica seufzte. Das schon wieder. »Ich kann nicht«, entgegnete sie. »Verstehst du das nicht?« Sie schob ihr Tablett weg. Ihr war der Appetit vergangen.
    Robin zuckte mit den Schultern. »Doch«, erwiderte er. »Aber wenn du weitermachst, werden sie dich wegschicken.« Er sah immer noch nicht auf. »Und das fände ich schade.«
    Rica hätte am liebsten irgendwas Bissiges gesagt, irgendeine passende ironische Antwort, aber Robins Anblick, wie er dasaß und auf sein Essen starrte, weckte ihr Mitgefühl.
    »Was kümmert es dich?«, hätte sie fragen können, aber stattdessen streckte sie ihre Hand aus und berührte Robin kurz am Arm. »Wollen wir spazieren gehen? Vielleicht können wir dann ja reden«, schlug sie vor.
    Robin ließ seine Gabel fallen und stand auf. Er wirkte erleichtert. »Gern.«
    Als er ihr die Hand entgegenstreckte, um sie vom Stuhl hochzuziehen, zögerte sie nur einen Moment, bevor sie sie ergriff. Seine Finger waren warm und sein Griff fest, und es tat ihr gut, diese Wärme zu spüren. Sie hatte das Gefühl, der ganze Vormittag hatte sie vollkommen ausgekühlt.
    Gemeinsam verließen sie die Cafeteria. Rica konnte nicht anders, als sich noch mal nach Eliza umzudrehen, aber die blickte nicht auf, als sie an ihrem Tisch vorbeigingen. Sie plapperte mit Sophia in einem schrillen Tonfall, den Rica überhaupt nicht an ihr kannte. Dann waren sie auch schon draußen auf dem Gang, und Robin blieb stehen, als könne er sich plötzlich nicht entscheiden, wohin es gehen sollte.
    »Kletterwand?«, wollte Rica wissen. »Da ist momentan bestimmt keiner.«
    Er nickte, und als sie losgingen, griff er wieder nach ihrer Hand. Rica spürte sein Zögern, als er ihre Finger mit den seinen umschloss, sie war sich einen Moment lang selbst nicht sicher, ob sie sich ihm nicht entziehen sollte, aber dann ließ sie ihre Hand, wo sie war. Sie drückte sogar sanft Robins Finger, um ihm zu zeigen, dass es okay für sie war.
    Ich halte Händchen, dachte sie. Wie ein Unterstufler. Sie konnte nicht verhindern, dass sich ihr Magen leicht zusammenzog und ihr Herz schneller zu schlagen begann, als sie gemeinsam in die Sonne hinaustraten.
    Kaum jemand begegnete ihnen draußen. Die meisten saßen wohl noch beim Mittagessen, und so waren Rica und Robin ganz allein auf ihrem Weg zur Kletterwand. Rica genoss die Wärme von Robins Hand um ihre und den Sonnenschein auf ihrer Haut. Kurz vergaß sie diese ganze schreckliche Sache mit Jo und bildete sich ein, dass sie nur einen

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